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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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kleiner Bruder hat sogar meine Frauenärztin bedroht und ihr verboten, mir die Pille zu verschreiben. Vorträge über Keuschheit hat er gehalten und dass ich bis zu meiner Hochzeit Jungfrau bleiben muss. Selbst vögelt er alles, was ihm zwischen die Beine kommt. Das ist doch schlimm, oder? Wie kann ein Bruder zu seiner Schwester so gemein sein? Das ist doch nicht gerecht, oder, Herr Demirbilek? Oder? Und außerdem bin ich doch die Ältere!«
    Nein, dachte Demirbilek, das ist nicht gerecht, behielt aber die Banalität für sich und nahm stattdessen Cengiz tröstend in die Arme. Sein Ärger über die junge, lebhafte Frau war längst verflogen. Cengiz lehnte sich an seine Schulter, verzweifelt und schluchzend. Innerlich dankte Demirbilek ihr für das gute Gefühl, das sie ihm gab, indem er ihr beistand.
     
    Am nächsten Morgen stand Zeki spät auf. Überrascht stellte er fest, dass Cengiz wohl schon aufgebrochen war. Er schmunzelte beim Anblick des geputzten Badezimmers. Nach dem Frühstück versorgte er eine Stunde lang seine Stofftüchersammlung. Als es pünktlich um elf klingelte, freute er sich. Robert hatte die Idee, einen Ausflug zu machen – bei
tavla
kamen die beiden nicht viel zum Reden. Eigentlich hatte Zeki vor, Jale ebenfalls einzuladen, damit sie etwas von der Münchner Umgebung sah. Er wollte sie aber an ihrem freien Tag nicht behelligen. Es war Zekis Schweinebraten-Sonntag.
    Robert und er nahmen die S-Bahn nach Wolfratshausen, von dort gingen sie zu Fuß weiter zum Kloster Schäftlarn. Der Schweinebraten schmeckte vorzüglich. Auch wenn Robert fand, dass man zu wenig dunkles Bier in der Soße schmeckte. Mit je drei Weißbier intus machten sie sich auf den Weg zurück nach München. Zeki war froh, Robert zu seinen Freunden zählen zu dürfen.
    Erst als er im Bett lag, dachte er an die Fahndung nach Gül. Er sprang auf. Das Handy hatte er glatt vergessen. Im Flur kramte er in seinem Sakko und fand es. Erleichtert stellte er fest, dass er keinen Anruf verpasst hatte. In dem Moment klingelte es. Das muss Jale sein, dachte sich der Kommissar, und öffnete ihr die Tür.

[home]
    37
    C engiz hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt. Nach der ausgiebigen Dusche zog sie frische Unterwäsche an, die Jeans vom Vortag und eine weiße Bluse. Gewappnet für den Tag, setzte sie in der Küche
çay
auf, was unweigerlich Erinnerungen an ihr Zuhause hervorrief. Den Tisch deckte sie mit dem, was sie im Kühlschrank fand: Tomaten, Schafskäse, schwarze und grüne Oliven. Honig und Erdbeermarmelade. Aus dem Brotkasten holte sie altes Weißbrot und trockenes
pide.
    Demirbilek war frisch rasiert, trug einen Anzug, darunter ein gebügeltes Hemd. Er setzte sich an den gedeckten Tisch, als wäre es das Normalste der Welt, von der Kollegin, die er kaum kannte, bedient zu werden.
    Cengiz roch sein dezentes Rasierwasser und lächelte in sich hinein. Nein, sagte sie sich, er merkt es selbst gar nicht, dass er sich wie ein türkischer Vater aufführt. Sie unterstellte ihm keinen bösen Willen. Selbst die Ehe mit einer Deutschen konnte anerzogene osmanische Züge nicht ausradieren. Sie schenkte Tee ein, Demirbilek zerbrach ein Stück Würfelzucker und warf es in das Glas.
    Pünktlich um halb neun standen Demirbilek und Cengiz auf dem Bürgersteig vor dem Hauseingang.
    »Kann ich jetzt … Ich meine, wegen der Arbeit?«, fragte Cengiz umgehend, als die Tür hinter ihnen zuschnappte.
    »Ja, natürlich«, antwortete Demirbilek, während er seine Tagesration Taschentücher sortierte.
    »Ich habe im Biergarten nicht erzählt, dass ich in Istanbul bei den Architekten angerufen habe.«
    Demirbilek verzog das Gesicht. Diese Frau war einfach nicht zu bändigen. Den Anruf wollte er später im Büro tätigen. »Gut«, sagte er gefasst. »Und was hast du herausgefunden?«
    »Der Vorbesitzer hat das Geschäft in der Landwehrstraße für einen ziemlichen hohen Preis an Döner Delüks verkauft. Der Auftrag zur Renovierung kam von einem gewissen Florian Krust. Er ist so eine Art Generalmanager.«
    Demirbilek war erleichtert darüber, dass mit Serdal wohl alles in Ordnung und er für seinen Laden ordentlich bezahlt worden war.
    »Ich habe Krust gestern bei den Güzeloğlus kennengelernt.«
    »Ja? Wie ist er denn so?«
    »Was soll ich sagen?«, antwortete Demirbilek. »Er war mir nicht sympathisch … Hast du nach Tavuk gefragt?«
    »Ja, habe ich. In Istanbul waren sie nicht gut auf ihn zu sprechen. Er hat sich am Telefon als neuer Geschäftsführer

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