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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Oldtimer-Kalender hingen an der Wand. Porsche an Porsche in Modellgröße reihte sich auf den Regalbrettern. Sie öffnete die Schublade des Schreibtischs. Laut Protokoll der Spurensicherung sollte dort Tavuks Arbeitsvertrag und ein Grundriss des Döner Delüks in der Landwehrstraße liegen. Letzteres lag ordentlich in einer Klarsichthülle an seinem Platz. Nicht aber der Arbeitsvertrag. Da das Siegel an der Wohnung unversehrt gewesen war, kontrollierte Vierkant nochmals das Protokoll. Das Dokument war mit Nummer aufgeführt. Es war weg, zweifelsfrei. Vierkant stapelte die Unterlagen und holte aus ihrer Umhängetasche ein Gummiband, um den Papierstapel zu bändigen. Sie wollte die Unterlagen im Büro in Ruhe durchsehen. Dann trat sie zurück in das Wohnzimmer und bemerkte die angelehnte Balkontür. Sie ging hinaus und vergewisserte sich, ob es möglich war, über den Balkon in die Wohnung im ersten Stock zu gelangen.
    Indessen begutachtete Demirbilek eines der Fotoalben aus dem Wohnzimmerschrank. Istanbul, Izmir, Diyarbakır, touristische wie ausgefallene Reiseziele waren darunter. Auf allen Fotos sah Stefan Weiß, wie er damals hieß, vollkommen glücklich aus, seine Ehefrau Margit nicht ganz so entspannt, bemerkte er.
    In dem Moment trat Derya mit einem großen Handtuch um den Körper und Turban um die nassen Haare aus dem Badezimmer. Auf dem Weg ins Schlafzimmer traf ihr Blick den von Demirbilek. Sie lächelte selbstvergessen.
    Er musterte sie interessiert von oben bis unten. In ihrem schönen Gesicht bildeten sich um den Mund kleine feine Fältchen. Demirbilek jedoch erwiderte ihre unbewusste Geste nicht.
    Derya kam offenbar mit einem Schlag in den Sinn, in welche verfängliche Situation sie sich gebracht hatte, denn hastig ging sie weiter. Beim Öffnen der Schlafzimmertür rutschte das Handtuch herunter. Verschämt hob sie es schnell auf und verschwand hinter der Tür.
    Demirbilek blickte verdutzt drein. Nicht weil er Derya für einen Augenblick nackt gesehen hatte. Es war ihr Lächeln, das ihn irritierte. Er kannte die Art von Lächeln. Auf dieselbe Weise hatte Selma signalisiert, wenn sie Lust auf ihn bekam.
    Vierkant kehrte vom Balkon zurück und war erstaunt, weil Demirbilek gehen wollte. Und zwar auf der Stelle. »Wollen Sie nicht mit ihr reden?«, fragte sie überrascht.
    »Die Spurensicherung soll sich die Wohnung noch einmal genauer anschauen«, antwortete er gereizt.
    Bevor Vierkant von dem verschwundenen Arbeitsvertrag berichten konnte, läutete Demirbileks Handy. Er hob ab. Mit besorgter Stimme erzählte Leipold am Telefon, wo und wie er Cengiz gefunden hatte, dass er mit ihr im Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik sei. Sie sei auf den Hinterkopf gefallen, aber wieder bei Bewusstsein. Dann forderte er Demirbilek auf, zur Familie Karaboncuk zu fahren. Und zwar schnell.
     
    Nach dem hastigen Aufbruch der Polizisten zog sich Derya im Schlafzimmer fertig an. Ihre Gedanken waren bei dem türkischen Ermittler. Ein gutaussehender Mann mit Manieren, fand sie. Es war keine Absicht gewesen, dass das Handtuch heruntergerutscht war, oder?, fragte sie sich und machte sich dabei über ihr Spiegelbild lustig. Dann begann sie, ihre langen schwarzen Haare zu kämmen und sinnierte darüber, warum der Landsmann, der wusste, dass sie allein lebte, nicht auf ihr Lächeln reagiert hatte. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sie stutzte. Sie erwartete niemanden. Die vage Möglichkeit, der Kommissar könnte zurückgekommen sein, beflügelte sie. Schnell prüfte sie den Sitz ihres trägerlosen Sommerkleides im Spiegel, eilte zur Wohnungstür und öffnete sie.
    Die Faust traf sie mitten ins Gesicht. So unvermittelt, dass Derya nicht den Hauch einer Chance hatte, den Angreifer zu erkennen. Das Letzte, was die Türkin sah, bevor ihr eine Schirmmütze über das Gesicht gestülpt wurde und ihr eine nach Zigarettenrauch stinkende behandschuhte Hand den Mund zuhielt, war die auf den Boden geflogene Haarbürste.
    Besser so, lobte sich der Deutsche. Besser so, als dass sie mein Gesicht gesehen hätte, und er schloss hinter sich leise die Wohnungstür.
     
    Die Feuerwehrleute brachen gerade auf, als Demirbilek und Vierkant in der Werinherstraße eintrafen. Streifenpolizisten wiesen mit Kellen das Löschfahrzeug auf die Straße. Eine Ansammlung von Schaulustigen beobachtete das Spektakel, darunter zwei Klassen der nicht weit entfernten Ichoschule, die unterwegs zu einem Ausflug waren.
    Mit hochgehaltenen Dienstausweisen bahnten

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