Kommissar Pascha
Lederjacken bezahlen.«
Vierkant inspizierte kurz das Innenleben der Tasche und entdeckte den Reißverschluss zu einem Spezialfach. Was sie dort fand, waren drei Mini-Polaroids. Sie zeigte die Aufnahmen in die Runde.
»Allahım!«,
stieß Cengiz gequält hervor, während Vierkant sich angewidert von den Fotos abwandte.
»So was macht man doch nicht«, gab Leipold angeekelt zu.
Nur der Sonderdezernatsleiter hielt seine Überraschung zurück.
Auf dem ersten Mini-Polaroid, das in einem weiß gekachelten Raum aufgenommen worden war, saß Karaboncuk mit nacktem Oberkörper an einen Stuhl gefesselt. Vor ihm stand mit dem Rücken zum Fotografen ein Mann, der gerade einen Schluck aus einer Rakıflasche trank. Er war nicht zu erkennen, konnte aber von der Statur her Metin Burak sein. Wer aber war der Fotograf?, fragten sich alle vier.
Das zweite Polaroid zeigte das Bett in der Suite des Sultans. Allem Anschein nach ein unbeabsichtigter Schnappschuss von der Hand des Fotografen, die gerade ein Kissen auf Tavuks blutübersäte Brust legte.
»Das ist niemals Metin Buraks Hand«, sagte Demirbilek erstaunt.
»Stimmt, viel zu jung«, meinte auch Cengiz und machte mit ihrem Smartphone Fotos von den Polaroids. Die digitale Vergrößerung der Hand auf ihrem Display zeigte eindeutig eine männliche, leicht behaarte Hand, wesentlich jünger als fünfundfünfzig Jahre.
»Dann sind die Morde von zwei verschiedenen Tätern verübt worden, oder?«, überlegte Vierkant vorsichtig.
Niemand war zu einer Antwort fähig, Augen und Geist waren auf das dritte Mini-Polaroid konzentriert: Florian Krust vor der Baustelle des Döner-Delüks-Ladens in der Landwehrstraße. Der Fotograf hatte den Moment festgehalten, in dem Krust wütend seine Hände um Gül Güzeloğlus Hals hielt und Metin Burak ihn von ihr wegzerrte.
»Sieht so aus, als wollte er sie am liebsten gleich an Ort und Stelle ins Jenseits befördern«, bemerkte Leipold.
Demirbilek überlegte einen Moment und instruierte dann seine Leute: »Vierkant und ich fahren zu den Güzeloğlus. Falls Florian Krust nicht da ist, geht eine Fahndung nach ihm raus.«
»Ich scanne die Polas hochauflösend ein und vergrößere sie«, sagte Cengiz. »Shit. Wir haben ja hier unten gar keinen Scanner.«
»Frag Herkamer oder Stern, bei uns im Büro ist einer«, schlug Leipold vor.
»Wie lange dauert das?«, wollte Demirbilek wissen.
»Fünf Minuten höchstens«, erwiderte Cengiz, stülpte schnell Handschuhe über und nahm die Aufnahmen an sich. Dann rannte sie aus Demirbileks Dienstzimmer.
»Wir warten unten im Auto auf den Ausdruck«, rief Demirbilek hinterher. »Pius, du informierst die anderen, dass wir es möglicherweise mit zwei Tätern bei den Toten zu tun haben. Triff dann deinen Informanten und komm hierher zurück. Ruf an, wenn er irgendetwas Interessantes erzählt.«
»Wird sofort erledigt … Chef!«, sagte Leipold mit ironischem Unterton und ging in den Nebenraum.
Demirbilek suchte nach seinem Handy und fand es unter einem Stapel Papieren auf seinem Schreibtisch. Er sah auf die Uhranzeige: kurz nach halb vier. Wenn sie sich beeilten, könnte er es schaffen, zusammen mit Özlem seinen Sohn vom Flughafen abzuholen. Er nahm Vierkant an der Hand und führte sie eilig aus dem Büro.
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43
A uf dem Anwesen der Güzeloğlus war Hochbetrieb. Drei 7 , 5 -Tonner parkten nacheinander auf dem Kiesweg, acht Möbelpacker schleppten ungewöhnlich schnell Umzugskartons und Mobiliar aus dem Haus in die Transporter.
Demirbilek und Vierkant stiegen aus, und er erwischte vor der Einfahrt einen der Arbeiter. Der Kommissar ertappte sich bei den Gedanken, dass der Mann für einen Möbelpacker ungewöhnlich gut aussah. Er schwitzte kaum trotz der warmen Temperaturen und der körperlichen Arbeit.
»Was ist denn hier los? Warum habt ihr es so eilig?«
»Bis fünf Uhr fertig, gibt Chef doppelt so viel für Stunde«, erklärte der Mann in blauer Arbeiterkluft und mit Schirmmütze. Demirbilek konnte die Herkunft nicht einordnen. Möglicherweise Türke. Er konnte aber genauso gut Grieche oder Italiener sein. Der Arbeiter klappte seine Magnetbrille auf, die um seinen Hals baumelte.
»Danke. Machen Sie ruhig weiter«, sagte Demirbilek zu dem Arbeiter, der daraufhin zum Haus lief.
»Wollen Sie Süleyman Güzeloğlus Leiche obduzieren lassen, Herr Demirbilek?«, fragte Vierkant.
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, Vierkant, wir werden sehen. Kommen Sie«, forderte Demirbilek sie auf
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