Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
und ging mit ihr durch das Tor.
    Florian Krusts schwarzer Anzug wirkte neu. Die schwarze Krawatte ebenso, dachte Demirbilek und vermutete, dass Güzeloğlus Assistent sich rechtzeitig damit eingedeckt hatte. Er hatte sich direkt am Zufahrtsweg aufgebaut. Der Stuhl, auf dem er saß, und der Sekretär vor ihm schienen aus dem Haus zu sein. Konzentriert hakte er die mit Nummern versehenen Kartons und Gegenstände per Fingerdruck auf der Inventarliste auf dem Tablet- PC ab.
    Als Krust die Polizisten kommen sah, grüßte er mit einem kurzen Nicken. Dann widmete er sich wieder den Möbelpackern.
    »Vorsicht damit!«, schrie er einen der Arbeiter an, der den Lüster aus dem Empfangssalon mit beiden Händen vor sich hertrug. »Der ist aus dem 18 . Jahrhundert! Unbezahlbar!«
    »Wir haben ein paar Fragen, Herr Krust«, sagte Demirbilek trocken.
    Vierkant legte den vergrößerten Fotoausdruck, auf dem Krust seine Hände um Gül Güzeloğlus Hals hielt, auf das Display des Tablets. Demirbilek studierte dabei Krusts Gesicht. Tausend Gedanken auf einmal schienen Güzeloğlus Assistenten durch den Kopf zu schießen, er hatte sicher nicht damit gerechnet, bei dem Streit fotografiert worden zu sein. Er nahm den Ausdruck und legte ihn zur Seite.
    »Haben Sie keine besseren Fotoapparate bei der Polizei?«, fragte er etwas spöttisch.
    »O doch!«, erwiderte Demirbilek scharf.
    »Ach ja?«, versuchte Krust, Überraschung vorzutäuschen. Er war ein schlechter Schauspieler. »Keine Ahnung, wer das Foto gemacht hat. Der Streit ging natürlich um das Geschäft, was sonst? Ich muss mich jetzt wieder konzentrieren, Sie sehen doch, was hier los ist. Wir haben einen Zugcontainer nach Istanbul angemietet. Kommen Sie um fünf wieder, dann habe ich für Sie Zeit.«
    Demirbilek musterte ihn eine Weile. Dann nahm er seinen Dienstausweis, hielt ihn in die Höhe, damit die Arbeiter ihn sehen konnten.
    »Hallo! Wartet einen Moment … Ich bin von der Polizei, Kommissar Zeki Demirbilek. Macht mal zehn Minuten Pause. Der Capo ist gleich wieder bei euch«, forderte er die Arbeiter auf.
    Krust torpedierte ihn mit einem giftigen Blick aus seinen stahlblauen Augen.
    Im fast leergeräumten Salon servierte Ahmet, der Mann, den Demirbilek und Vierkant bei ihrem ersten Besuch kennengelernt hatten, eine exquisite Flasche Wasser und drei kristallene Gläser auf einem Tablett.
    »Danke, ich schenke selbst ein«, sagte Krust und füllte die Gläser. Er wartete, bis Ahmet den Salon verlassen hatte.
    »Süleyman Güzeloğlus Leichnam wird morgen Abend mit dem Flugzeug in die Türkei überführt. In seinem letzten Willen hat er den sofortigen Umzug seiner Habseligkeiten in sein Haus nach Istanbul verfügt«, erklärte Krust.
    »Dass es mit der Beisetzung schnell gehen muss, verstehe ich, aber warum die Eile mit der Einrichtung?«, fragte Demirbilek.
    Vierkant saß neben ihm und machte Notizen.
    »Das fragen Sie besser seine Tochter. Mir ist das Testament nicht bekannt.«
    »Ich dachte,
Sie
erledigen die geschäftlichen Angelegenheiten?«, fragte Demirbilek.
    »Das dachte ich bis zu seinem Tod auch. Offenbar hat der alte Sack vergessen, wer ihm die ganzen letzten Jahre den Rücken frei gehalten hat«, gab Krust wutschnaubend von sich. »Ich wickle den Auszug ab, dann habe ich mit der Familie Güzeloğlu, Gott sei es gedankt, nichts mehr zu tun.«
    »Ist Frau Güzeloğlu denn da?«
    »Sehen Sie selbst nach, oder fragen Sie Ahmet, der weiß immer, wo man sie findet«, erwiderte Krust lustlos.
    »Gut, jetzt sagen Sie uns, was das Foto zu bedeuten hat. Und wann die Aufnahme gemacht wurde.«
    »Das war vor ein paar Tagen, so genau kann ich mich nicht erinnern … oder warten Sie«, sagte er und öffnete seinen elektronischen Kalender im Tablet. »Hier steht es ja. Vor drei Tagen. Es gab ein Problem auf der Baustelle, ich wollte gerade gehen, als Metin mit der Limousine vorfuhr. Gül sprang aus dem Wagen. Wie eine Verrückte schimpfte sie auf mich ein, vor allem auf Türkisch. Seit drei Jahren quäle ich mich durch einen Sprachkurs. Eine verdammt blöde Sprache ist das. Na ja, jedenfalls beschimpft sie mich und wirft mir vor, ich würde dahinterstecken, dass ihr Vater sie wegen der Firma verheiraten will. Eine Provision soll ich bekommen. Schön wär’s! Manchmal ist sie einfach nicht zurechnungsfähig.«
    »Hat sie recht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Demirbilek verzichtete auf eine Antwort, stattdessen zeigte er Krust den geschredderten und wieder zusammengesetzten

Weitere Kostenlose Bücher