Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
Aufnahmebogen des Gyn-Zentrums.
    »Ging es darum? Hat Bülent Karaboncuk sie damit erpresst?«
    Er starrte erst auf das Papier, dann in Demirbileks unnachgiebiges Gesicht. »Wo haben Sie das her?«, fragte er tonlos.
    »Das geht Sie nichts an.«
    Krust schluckte die verbale Attacke herunter.
    »Das haben Sie bestimmt von Karaboncuk. Wie die Drecksau daran gekommen ist, ist mir schleierhaft … Ja, er hat sie damit erpresst. War meine Idee, ihn als Mitgeschäftsführer vom Sultans einzutragen.« Er sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte. »Vor einem Jahr wollte Gül, dass ich für sie das Sultans pachte. Rein geschäftlich war das eine hervorragende Idee.« Er hielt kurz inne und suchte nach Worten. »Wie soll ich das erklären? Gül verdrängt alles, was mit ihrer Familie zu tun hat. Sobald sie das Haus verlässt, legt sie einen Schalter um. Einfach so. Das ist der Grund, weshalb sie ohne jedes schlechte Gewissen Nummern wie Lady Gaga abzieht und halbnackt das sexbesessene Flittchen vorgibt. Zu Hause und zu offiziellen Anlässen ist sie die Tochter des erfolgreichen Unternehmers. Adrett, brav, gehorsam. Wie ich schon sagte, Gül ist eine besondere Frau.«
    »Was genau wollen Sie damit sagen?«, bohrte Demirbilek nach.
    Krust goss Wasser in sein Glas nach und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ihr Vater hat ihre Eskapaden geduldet, solange sie es als Spiel betrieb. Imagepflege, direktes Marketing, die Leute haben die Döner von Delüks auch ihretwegen gegessen. Der alte Mann hätte sie ja ohnehin nicht in den Griff bekommen. Schließlich haben sie sich darauf geeinigt, dass Gül alles machen durfte – bis auf eines … Sex.«
    »Sie sollte Jungfrau bleiben?«, hakte Demirbilek gelassen nach.
    »Nein! Gül
musste
Jungfrau bleiben«, korrigierte Krust.
    Dann trank er sein Glas Wasser aus und wollte sich nachschenken. Die Flasche aber war leer. »Ich erzähle Ihnen das nur, weil es übermorgen sowieso in der Zeitung steht. Gül heiratet den Sohn eines Unternehmers aus Istanbul. Die beiden Firmen werden fusionieren. Ich habe den Deal eingefädelt. Das perfekte Geschäft für beide Familien. Gül trifft den Bräutigam nach der Beisetzung ihres Vaters in Istanbul. Der zukünftige Ehemann ist der Sohn eines sehr religiösen Menschen. Es ist alles unter Dach und Fach. Nur … wenn Gül nicht Jungfrau ist, platzt der Deal.«
    »Wer ist der Bräutigam?«
    »In zwei Tagen steht es in der Zeitung.«
    »Sie haben uns das letzte Mal angelogen. Süleyman Güzeloğlu war schon länger krank.«
    »Ja, das stimmt«, gab Krust ohne Anzeichen von schlechtem Gewissen zu. »Deshalb musste die Angelegenheit schnell über die Bühne gehen. Ich habe die letzten drei Wochen mit den Anwälten Tag und Nacht gearbeitet.«
    »Um was ging es denn bei dem Streit auf dem Foto? Die Antwort auf die Frage sind Sie mir noch schuldig.«
    Krust holte Luft, um weiterzuerzählen.
    In dem Moment betrat Ahmet den Raum. Er hatte ein Tablett mit einer frischen Flasche Wasser dabei. Gleichzeitig hörte Krust, wie im oberen Stockwerk etwas zu Bruch ging.
    Wütend sprang er auf, um die Arbeiter zurechtzuweisen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, jagte ein Projektil in seinen Hinterkopf.
    Der Kommissar reagierte sofort. Schneller als Krusts Körper tot zusammensackte, rannte er in die Richtung, aus der der Schuss abgefeuert worden war. Vierkants Entsetzensschrei hallte durch den Salon, dann zog sie ihre Waffe und ging in Deckung. Ahmet hatte sich wie betäubt nicht bewegt und starrte mit angsterfülltem Gesicht auf die Unmenge von Blut, die aus dem Kopf des Assistenten strömte.
    Mit der Dienstwaffe in der Hand betrat Demirbilek den langen Flur. Er konnte den Täter nicht entdecken. Vorsichtig öffnete er mit vorgehaltener Waffe eine Tür nach der anderen, bedacht darauf, dem Schützen kein Ziel zu bieten. Als er die Klinke der dritten Tür nach unten drückte, blieb er wie angewurzelt stehen. Er ließ seine Waffe sinken und rief: »Tun Sie das nicht, bitte!«
    Demirbilek konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der großzügig bemessene Raum einst als Bibliothek oder Lesezimmer genutzt worden war. Abdrücke eines bis unter die Decke reichenden Bücherregals waren zu erkennen. Der Kamin auf der linken Seite und blinde Flecken an den Wänden zeugten davon, dass dort große Gemälde den Raum geschmückt hatten. Eine Flügeltür führte in den hinteren Garten, in dem traumhaft schöne englische Rosen blühten. Selbst der weiß lackierte

Weitere Kostenlose Bücher