Kommissar Pascha
Schutzfolie verpackt war, in das Schlafzimmer seines Vaters. Seine Gedanken kreisten um Jale, um ihre freche, fröhliche Art zu erzählen. Mit einem zufriedenen Lächeln schlief er schließlich ein.
Zu der vorgerückten Stunde saß Zeki selig wie ein reichbeschenktes Kind immer noch mit Selma am Küchentisch. Aus ihrem gemeinsamen Leben hatte sich über die vergangenen drei Stunden eine Anekdote an die andere gereiht. Es brauchte weitere drei Stunden, bis beide keine Worte mehr fanden. Stille kehrte in der Küche ein. Und beide spürten eine schmerzende Melancholie, die von den gemeinsamen Erinnerungen hervorgerufen wurde.
Zeki bestellte ein Taxi und begleitete Selma nach unten vor die Haustür. Sie küssten sich auf die Wange zum Abschied.
»Wie lange bleibst du?«, fragte er.
»In fünf Stunden geht mein Flug zurück«, sagte sie mit müden Augen.
»Oh«, entfuhr es Zeki, und er schluckte seine Enttäuschung hinunter.
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46
A m folgenden Tag um kurz nach acht begrüßte Zeki Demirbilek das erweiterte Migra-Team und holte sogleich seine drei engsten Mitarbeiter in sein Büro.
»Damit wir keine Zeit verlieren, möchte ich die Besprechung nicht in der großen Runde abhalten. Also, was gibt es Neues? Wer will anfangen? Pius?«, fragte Demirbilek ungeduldig.
»Na ja, viel war das nicht beim Bernhard gestern. Er hat halt auf die Türken geflucht, das Gschwerl, nicht einmal im Puff hat man mehr seine Ruhe und so weiter. Interessant fand ich eigentlich nur eins: Antonia hat die Frau, also die Cayenne-Tante, tatsächlich nie zu Gesicht bekommen, obwohl sie immer wieder im Sultans war.«
»Und wie soll das gehen, Pius?«, fragte Vierkant skeptisch.
»Einmal im Monat gibt es da so frivole Partys mit Maskenzwang. Da sind alle aufgetakelt wie Sultane und Haremsdamen. Eunuchen gibt es wahrscheinlich auch. Kostüme kann man direkt dort leihen. Die Chefin hatte immer eine Maske auf, hat Antonia dem Bernhard erzählt. Und wenn es heiß herging, flog schon mal ihr Schlüpfer in die Menge. Super Partys müssen das sein«, schwärmte Leipold, ohne sich um die abschätzigen Blicke der Kolleginnen zu scheren.
»Das würde zu Gül passen. Ist ihr eigener Laden, und sie hat es gerne frivol. Pius, klärst du das mit Antonia direkt ab? Wer weiß, vielleicht ist Gül ja erkannt worden trotz Maske … Also gut. Was noch, Cengiz?«
»Apropos Schlüpfer. Ich habe in Istanbul in der Boutique angerufen. Die waren so unverschämt! Die wollten allen Ernstes, dass ich online ein Sortiment bestelle, bevor sie mir eine Auskunft geben.«
»Ach ja?«, fragte Demirbilek und musste lächeln, weil er Cengiz in der Nacht vorher in seinem eigenen Flur im Slip gesehen hatte. »Warten wir mal ab. Ich denke nicht, dass die Herkunft des Schlüpfers von Bedeutung ist. Wir gehen davon aus, er gehört Frau Güzeloğlu.«
»Gut«, erwiderte Cengiz mit unterdrücktem Gähnen. »Ich habe mit den Kollegen den Lebenslauf von Metin Burak und dem verstorbenen Süleyman Güzeloğlu zusammengetragen. Und die finanzielle Situation überprüft.« Sie hielt inne und blickte in die Runde, um sich die volle Aufmerksamkeit ihrer Kollegen zu sichern. »Als sein einziges Kind ist Gül Alleinerbin, aber das war ja abzusehen. Was aber nicht abzusehen war: Ich habe mit den Kollegen von der Wirtschaftskriminalität gesprochen, die waren furchtbar nett. Ich selbst bin nicht mehr bei den Unterlagen durchgestiegen, die wir bei Krust gefunden haben … Demnach ist Döner Delüks mehr oder weniger pleite. Die Gute erbt praktisch nichts als Schulden. Durch die Heirat und die Fusion mit der Firma in Istanbul rettet sie ihren hübschen Hintern, sonst muss sie hauptberuflich als Imitatorin von Lady Gaga auftreten.«
»Was?«, fragte Demirbilek erstaunt.
»Döner geht nicht immer«, wandte Leipold ironisch ein.
»Das hat Krust verschwiegen«, bemerkte Demirbilek.
»Die Güzeloğlu aber auch, Chef! Das ist einfach eine hinterfotzige Matz!«, platzte es aus Vierkant heraus.
Cengiz sah sie verständnislos an.
»Aus meinem oberbayerischen Bauch heraus würde ich das mit
gerissenes Miststück
übersetzen«, erläuterte Leipold.
Vierkant nickte bestätigend.
»Gut, Cengiz, danke. Hast du was, Vierkant?«
»Ja. Metin Burak hat vor seiner Zeit in Deutschland eine Pistole der Marke HK P 8 als gestohlen gemeldet. Die Waffe war wegen einer Schießerei von den türkischen Behörden kriminaltechnisch erfasst. Metin Buraks gestohlene HK P 8 ist identisch mit der Waffe, mit der
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