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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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vier Tote und drei Täter. Schreib es in dein Büchlein, dann vergisst du es auch nicht«, kommentierte Demirbilek mit einem Lächeln und blickte zu Cengiz, die in ein schriftliches Protokoll vertieft war. Dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, schnappte sie ihre Jacke und eilte aus dem Büro.
    »Ich fahr noch mal zum Haus der Güzeloğlus, Chef. Mir ist etwas eingefallen!«, rief sie beim Hinauslaufen.
    »Jale Cengiz! Keine Alleingänge mehr! Wenn du jetzt das Dezernat verlässt, bist du raus aus dem Team!«, schrie Demirbilek wütend hinterher.
    »In einer Stunde bin ich wieder da, keine Sorge, ich nehme Pius mit!«, rief sie unbekümmert zurück und schloss die Tür hinter sich.
    Demirbilek sprang auf und tobte entnervt: »Pius ist schon im Einsatz!« Doch das hörte Cengiz nicht mehr. Er machte seinen Ärger mit einer Tirade türkischer Flüche Luft. Als er sich beruhigt hatte, griff Vierkant zum Hörer und rief Cengiz an. Ihr Smartphone klingelte auf ihrem Schreibtisch.
    »Scheißdreck«, fluchte Vierkant. »Soll ich jemanden hinterherschicken?«
    »Ja, mach das. Wir zwei fahren gleich zur Güzeloğlu ins Krankenhaus. Wir vernehmen sie, egal, in welchem Zustand sie ist.«
    »Endlich!«, sagte Vierkant. »Die ist wirklich so was von fällig! Auch wenn ihr Vater gerade gestorben ist.«
    Während Demirbilek in sein Dienstzimmer ging, gab Vierkant Maria Buchner Bescheid, jemanden zum Anwesen der Güzeloğlus zu schicken. Doch die sonst so gewissenhafte Maria registrierte Vierkants Anweisung nicht. Ihre Gedanken kreisten um den Teller mit dem Zwetschgendatschi und dem üppigen Schlag Sahne, den sie sich in der Kantine auf Kosten des Chefs besorgt hatte.

[home]
    47
    I n der Raucherlaube des Harlachinger Klinikums befragte Kommissar Demirbilek Gül Güzeloğlu. Vierkant saß mit übergeschlagenen Beinen mit ihrem Büchlein auf dem Schoß neben ihm und notierte mit. Gül genoss mit verschlossenen Augen die Sonnenstrahlen. Sie trug einen auffälligen japanischen Kimono, Rosenblüten zierten das edle Kleidungsstück. Demirbilek fragte sich ungewollt, ob sie darunter etwas anhatte.
    »Also gut,
Komiser Bey
«, lenkte Gül ein, nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte. Als sie die Augen öffnete, sah man ihrem ungeschminkten Gesicht an, wie müde und erschöpft sie war. Doch wie eine Frau, die versucht hatte, sich selbst zu töten, wirkte sie auf die Polizisten nicht. Gefasst und nüchtern fuhr sie fort. »Sie haben recht. Ich war in dem gynäkologischen Zentrum. Vielleicht können Sie das als Türke verstehen, wenn nicht, ist mir das auch egal. Ich habe das Versprechen, das ich meinem Vater gegeben habe, eingelöst.«
    »Vor oder nachdem Sie erfahren haben, dass Döner Delüks pleite ist?«, konfrontierte Demirbilek sie mit den neuen Fakten.
    Gül verdrehte plötzlich die Augen, sah nach oben zum Dach der Laube und kreiste mit dem Kopf.
    »Nein! Das tun Sie nicht!«, mahnte Demirbilek eindringlich. »Sie fallen nicht wieder in Ohnmacht, Frau Güzeloğlu!«
    Urplötzlich stoppte sie die spastisch anmutenden Bewegungen und lächelte verhalten. »Bei den meisten funktioniert es ein zweites Mal«, gab sie ohne schlechtes Gewissen zu. »Haben Sie vielleicht eine Zigarette?«
    »Ich rauche nicht mehr«, erwiderte Demirbilek emotionslos.
    Gül blickte fragend zu Vierkant, die bedauernd den Kopf schüttelte. Da entdeckte sie einen Mann, der etwa fünfzig Meter weit entfernt auf einer Parkbank saß und rauchte.
    »Wären Sie so nett, den Herrn dort zu fragen, ob er eine Zigarette für mich hat? Für eine Zigarette erzähle ich Ihnen, was immer Sie wollen«, sagte sie mit überzeugender Stimme zu der Polizistin.
    Vierkant vergewisserte sich, ob Demirbilek etwas dagegen hatte. Der nickte sein Einverständnis.
     
    Instinktiv kontrollierte der Deutsche den Sitz seiner Pistole, als er die Polizistin auf sich zukommen sah. Was zum Teufel will sie von mir?, fragte er sich und atmete tief durch. Doch ihr freundlich lächelndes Gesicht beruhigte ihn.
    »Entschuldigen Sie, haben Sie vielleicht eine Zigarette?«, fragte Vierkant lächelnd.
    Der Deutsche fischte aus der Schachtel eine Filterzigarette und gab sie ihr.
    Vierkant steckte sie in den Mund und ließ sich auch Feuer geben.
    Erleichtert beobachtete der Deutsche, wie die Polizistin anschließend zur Laube zurückging. Daraufhin entschied er, das Schicksal nicht weiter herauszufordern. Besser so, sagte er sich nachdrücklich, als dem Polizisten ein weiteres Mal zu begegnen und etwas zu

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