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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Deutsche hatte in der Garage bei Gül Güzeloğlus Gepäck gewartet. Das Geschrei der Polizistin hatte ihn jedoch aufhorchen lassen. Nun nahm er sie mit gezogener Waffe ins Visier. Man trifft sich immer zwei Mal im Leben, dachte er und freute sich auf die Erledigung der zweiten Teilaufgabe. Er drückte genau in dem Moment ab, als die Polizistin sich umdrehte. Instinktives Handeln. Das Projektil streifte die rechte Schläfe der Frau. Der Deutsche verlor für den Bruchteil einer Sekunde die Fassung, als er sah, wie seine eigentliche Zielperson hinter der Tür der Souterrainwohnung verschwand. Er hatte genug Munition im Lauf. Die Wut über sein Versagen erfasste ihn wie ein Stromschlag. Er zielte mittig auf die Stirn der blutenden Polizistin am Boden.
     
    Ahmet knallte die Wohnungstür zu und dachte panisch darüber nach, wie er fliehen konnte. Dann kam ihm die rettende Idee, aus dem Badezimmerfenster zu klettern. Als er im Freien war, wählte er die Notfallnummer, während er vom Haus wegrannte. Aus Dankbarkeit. Die Polizistin hatte ihm das Leben gerettet.
     
    Aufgeschreckt von dem Schuss, hasteten Demirbilek und Vierkant durch das offene Einfahrtstor zum Haus. Von weitem entdeckten sie ihre Kollegin Cengiz am Boden. Sonst war niemand zu sehen. Die Farbe in ihrem Gesicht, die in der Sonne rötlich schimmerte, bewirkte bei Demirbilek etwas Eigentümliches. Er blieb stehen und ließ Vierkant alleine weiterlaufen. Eine Art Übersprungshandlung ergriff ihn, der Gedanke an seine eigenen Kinder. Was wäre, wenn Özlem in ihrem eigenen Blut liegen würde?, stellte er sich vor. Wie absurd, sagte er sich, da vorn liegt Cengiz, deine Kollegin. Berufsrisiko nennt man das. Dann wurde ihm klar, weshalb er nicht bereit war, sich Sorgen zu machen. Cengiz war ihm ans Herz gewachsen, sie durfte nicht tot sein. Sie gehörte zu seinem Team.
    »Jale lebt!«, hörte er Vierkant schreien.
    Er wählte wie in Trance den Notruf, wunderte sich, dass ein Krankenwagen bereits unterwegs sein sollte, und rief ebenfalls bei Kommissariatsleiter Weniger an, um eine Großfahndung einleiten zu lassen.
    Als Weniger fragte, wer zur Fahndung ausgeschrieben werden sollte, hatte Demirbilek im ersten Moment keine Antwort. Hatte Ahmet Burak, der laut Aussage Gül Güzeloğlus im Haus auf sie wartete, auf Cengiz geschossen? Oder konnte der ominöse Killer, der Florian Krust auf dem Gewissen hatte, wieder aufgetaucht sein? Er hatte keine Ahnung. Schließlich gab er Ahmet Burak zur Fahndung an – besonderes Kennzeichen: verkümmerter kleiner Finger an der linken Hand.
    Nach seinem Telefonat trafen Herkamer und Stern auf dem Anwesen ein. Sie durchkämmten es ohne Erfolg.
    Später, während der Fahrt ins Krankenhaus, blieben Demirbilek und Vierkant bei Cengiz. Der Notarzt erklärte auf Vierkants Frage, ob sie es überleben werde, dass der Streifschuss nicht das Problem sei. Lebensbedrohlich sei vielmehr die Bewusstlosigkeit. Ob die Patientin eine andere Kopfverletzung in letzter Zeit gehabt hatte?
    Vierkant sah verzweifelt zu Demirbilek. Er erwiderte ihren Blick nicht, obwohl er sie anschaute.
     
    Gül Güzeloğlu wartete in der Nähe des Eingangs zum Klinikum. Sie hatte beschlossen, nicht mehr zu Hause vorbeizufahren. Das Gepäck wollte sie sich nachschicken lassen. Sie wollte so schnell wie möglich weg aus München, um alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen. Mit dem Geschäft hatte sie bald nichts mehr zu tun, das würde ihr Ehemann in die Hand nehmen. Ihr war es im Prinzip einerlei, was mit Döner Delüks passierte, auch wenn sie dem türkischen Kommissar die traditionsbewusste Unternehmertochter vorgegaukelt hatte. Sie überlegte, ob sie sich eine Boutique in Istanbul zulegen und Mode entwerfen sollte. Warum nicht? Ein gute Idee, entschied sie und verbannte die Gedanken an Ahmet aus ihrem Kopf. Sie würde ohnehin keine Antwort darauf finden, ob sie ihn liebte oder nicht.
    Die Limousine, die ihr zukünftiger Schwiegervater organisiert hatte, fuhr langsam die Straße vor. Gül war erleichtert, endlich abgeholt zu werden. In drei Stunden würde sie mit dem Privatjet des Good-Döner-Food-Konzerns in Istanbul eintreffen. Der Fahrer stieg aus, um ihr die Tür aufzuhalten.
    In dem Moment kam Ahmet Burak über die Kreuzung gerannt und sah Gül in den Wagen einsteigen. Er lief, so schnell er konnte. Er lief um sein Leben. Mit allerletzter Kraft erreichte er die Limousine und hämmerte mit der Faust auf das Stahlblech des Kofferraums. Der Wagen

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