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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Kreuzkümmel, Fleisch und Frittierfett aus den zahlreichen Schawarmabuden.
    Nachdem er das Rad im Hof abgestellt hatte, ging er hinauf in die Wohnung und zog sich wärmere Sachen an. Im Wohnzimmer standen noch die zwei Rotweingläser vom vorherigen Abend. Es schien hundert Jahre her zu sein, dass aus ihnen getrunken worden war.
     
    Er glitt an den Kollegen im Zivilfahrzeug vorbei und parkte zwanzig Meter von Lailas Haus entfernt. Im Wohnzimmer brannte Licht. Er warf die Wagentür zu, ging zu den beiden Kollegen hinüber und klopfte an die Scheibe. Als der Fahrer sie herunterließ, schlug Axel ihnen vor, eine Pause zu machen. Sie sollten in drei Stunden abgelöst werden, also gab er ihnen frei.

    Dann setzte er sich wieder ins Auto. Und war sofort weg.
    Er war auf der Jagd. Auf dem Friedhof. Er ging den Weg zum Totengräberhaus hinunter. Vor ihm ging ein Mann in kompletter Polizeiuniform. Ein Stück weit weg konnte er seine Tochter Die Sonne ist so rot singen hören, und er war auf dem Weg zu ihr. Er wusste, sie saß in ihrem Prinzessinnenkleid auf einem Grabstein, Treuherzigkeit sprach aus ihren weit geöffneten blauen Augen, aber er konnte nicht zu ihr kommen. Er musste erst nach dem Mann sehen, er musste ihn einholen und sein Gesicht sehen. Je näher er ihm kam, desto schwächer hörte er den Gesang seiner Tochter. Aber er gab nicht auf, er lief, sah sein Herz, wie es sich durch seine Brust brannte, die durchsichtig war. Er konnte das Blut durch Venen und Arterien pumpen sehen, die Muskeln, die es umgaben, bebten. Er griff nach dem Mann und riss ihn um, und in dem Moment, in dem er sein Gesicht sah, hörte er den Schrei seiner Tochter.
    Axel wurde vom Geräusch eines bulligen Motors geweckt. Ein Auto rollte langsam an ihm vorbei, der Fahrer trug einen Kapuzenpulli und drosselte vor Laila Hansens Haus noch einmal die Geschwindigkeit. Er blickte hinüber zu den erleuchteten Fenstern, beschleunigte und fuhr davon.
    Axel notierte sich die Nummer und gab eine Halteranfrage durch. Er erfuhr, dass der Wagen gestern in Hundige gestohlen worden war. Ein guter Grund, jetzt zu Laila hineinzugehen.
     
    Sie öffnete die Tür rasch, als erwarte sie jemanden, und lächelte, als sie ihn erkannte. Das Kleid war einem großen Seemannspulli und Jeans gewichen. Sie trug wieder kein Make-up.
    »Hej. Willst du reinkommen?«
    »Ja. Danke.«
    Axel war immer noch mitgenommen von seinem Traum.
    »Louie ist unterwegs ins Bett, du kannst ihn noch kurz begrüßen, wenn du willst.«
    Axel war etwas mulmig zumute bei dem Gedanken, auf den Jungen zu treffen. Wusste er, dass sein Vater tot war?

    Er folgte Laila in die Küche, wo der Elfjährige vor einer Tasse Milch und einem Keks saß. Eine blaue abwaschbare Tischdecke, zwei kleine Teelichter in Glasschälchen. Er war schmächtig, sommersprossig, mit fein geschwungenen Lippen, ein fast weiblicher Mund. Seine Züge waren dunkel, aber er hatte die Augen seiner Mutter. Sie waren rot und aufgequollen.
    Axel gab ihm die Hand, und Louie warf ihm verstohlene Blicke zu, während Laila ihn bat, Platz zu nehmen, und fragte, ob er Kaffee wolle.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie.
    Axel versuchte ihr zu verstehen zu geben, dass es tatsächlich etwas gäbe, aber dass es nichts für den Jungen sei.
    »Louie weiß, was mit seinem Vater passiert ist, du kannst also gerne sagen, wenn es etwas gibt, das wir wissen sollten.«
    Axel hatte schon hundertmal Hinterbliebenen gegenüber gesessen und wusste, dass es nur einen Weg gab, nämlich die Dinge so zu sagen, wie sie waren. Aber wie sollte er sagen, dass sie zunächst einen Polizisten verdächtigt hatten, der aber inzwischen ein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen konnte, und dass sie nun wieder bei null anfingen? Zu einem elfjährigen Jungen, der gerade seinen Vater verloren hatte?
    »Wir sind dicht dran, aber noch nicht dicht genug.«
    Der Junge sah Axel an, als verstehe er ihn nicht.
    Laila blickte abwartend.
    »Sobald ich mehr sagen kann, werdet ihr es erfahren.«
    Er meinte, Enttäuschung in ihrem Gesicht zu sehen.
    Louie sah von einem zum anderen.
    »Soll ich dir mal meine neue Gun zeigen?«, fragte er und der bekümmerte Ausdruck in seinem Gesicht verdampfte und wurde von gespannter Vorfreude abgelöst.
    »Schluss jetzt, Louie, ab nach oben«, sagte Laila.
    »Soll ich?«, fragte der Junge noch einmal, als wolle er Axel in ein großes Geheimnis einweihen.
    »Ja, gerne.«
    Er lief ins Wohnzimmer und kam mit der exakten Kopie vonAxels Dienstwaffe

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