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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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einen hastigen Blick über die Schulter.
    »Fuck, ein Bullenarsch«, sagte er.
    »Keine Bewegung, verdammt! Hinlegen und die Hände über den Kopf. Ganz langsam. Alle Drei. JETZT !«
    Bei einem von ihnen fand Axel eine Pistole der Marke Walther und ein Klappmesser, bei dem anderen ein Springmesser.
    Laila Hansens Gesicht tauchte vor ihnen auf. Sie hatte den Sweater wieder angezogen und hielt die Arme unter dem Busen verschränkt.
    »Soll ich die Polizei anrufen?«, fragte sie.
    »Geh wieder rein. Ich bin die Polizei«, entgegnete er. Dann wandte er sich an den, der ihr Anführer zu sein schien. »Ich kenne dich. Wie heißt du?«
    »Fick dich, Bullenarsch, wir haben nichts gemacht!«
    Wo war er ihm schon einmal begegnet? In seiner Erinnerung bog er in die Vester Voldgade ein und fuhr an dem begrünten Mittelstreifen entlang bis zu der Stelle, an der vor drei Jahren ein lettisches Mädchen von einem Drecksack aus Amager vergewaltigt worden war, der sich mit einem Cocktail aus Bacardi Breezers, Speed und Coke aufgeputscht hatte. Er hatte sie gefragt, ob sie ihm helfen könne, sein Auto aufzuschließen, sie dann mit einer halb leeren Flasche Smirnoff niedergeschlagen und morgens um drei auf dem Grünstreifen vergewaltigt. Dienächsten zwei Stunden hatte er sie durch Indre By geschleift, und Axel erinnerte sich an die Tatorte als kleine Stecknadelköpfe auf dem Stadtplan, schwarze Löcher, die eine Spur entfesselter Begierde nachzeichneten, die sich trotz seiner fünfzehn Dienstjahre in sein Bewusstsein gebrannt hatte: Vor Frue Kirke, wo er ihr alle Kleider vom Leib gerissen und versucht hatte, sie an der Kirchenmauer zu vögeln, aber von den Rufen irgendwelcher Passanten gestört worden war. Eine Gruppe junger Männer, die nicht etwa eingegriffen, sondern ihn angefeuert hatte, einer hatte sogar gerufen, ob er auch mal ran dürfe. Dann weiter zum Kindergartenspielplatz am Hausers Plads, wo er sie über einen eineinhalb Meter hohen Zaun geworfen hatte und anschließend in alle nur denkbaren Körperöffnungen eingedrungen war, bevor er sie mit der wenig originellen, aber stets wirkungsvollen Replik ›Ich schlag dich tot, wenn du redest!‹ liegen ließ.
    Irina Lettuskaja war neunzehn Jahre alt gewesen. Der Schrecken hatte sie vom ersten Moment an paralysiert. Flucht oder Hilferufe waren ihr während des zwei Stunden dauernden frühmorgendlichen Martyriums unmöglich gewesen. Mehrere Hundert Menschen hatten sie gesehen, aber keiner hatte einen Finger gerührt.
    Der Täter hatte ihr gedroht, sie eingeschüchtert, aber er hatte auch sein Hemd ausgezogen und eine mittelgroße Tätowierung entblößt, die sich vom Schlüsselbein den Arm hinunter bis zum Bizeps zog und einige Runenzeichen zeigte. Lettuskaja hatte ihn genau beschreiben können, und mithilfe eines Phantombildzeichners hatten sie eine Skizze der Tätowierung angefertigt und sofort an die Presse gegeben. Axel hatte gewusst, dass irgendwo im Großraum Kopenhagen der Mann saß und Blut und Wasser schwitzte, weil er sich darüber im Klaren sein musste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis man ihn schnappte. Axel erinnerte sich an den Ausdruck in seinen Augen, als der Mann die Tür zu der kleinen Zweizimmerwohnung in Amager geöffnet hatte, als sei hinter der Stirn niemand zu Hause, keinerleiAnzeichen des Begreifens, nur ein dämliches Grinsen. Im Hintergrund hatte ein Baby geschrien.
    Er hatte ein Zucken in den Muskeln gespürt, den Drang, ihn zu packen und ihm das dämliche Grinsen mit Blut aus dem Gesicht zu wischen. Aber die Wut verschwand, je mehr er in die Augen sah.
    »Ich habe nichts getan.«
    »Ich will nur deine Tätowierung sehen.«
    Der Kerl hatte das Hemd hochgehoben, irgendein billiges Polyesterzeugs, und da war es. Es stimmte auf den Punkt überein, aber es gab noch ein paar Typen, die die gleiche Tätowierung trugen. Sie hatten ihn und die Tätowierung fotografiert und eine Speichelprobe genommen. Die DNA hatte ihn überführt. Vier Tage später waren sie wieder raus nach Amager gefahren und hatten ihn geholt. Und Lettuskaja hatte auf ihn gezeigt.
    »Jetzt machen einem schon die Türkenschlampen Stress«, hatte er im Streifenwagen gesagt, der ihn zum Bunker brachte. Seine Stimme war schwer von Niederlage und Drogen.
    »Was redest du da?«, hatte Axel gefragt.
    »Na ja, sie war doch wohl Türkin oder so was.«
    Der Satz hatte es dann irgendwie in den Polizeibericht geschafft, der bei der richterlichen Vernehmung verlesen worden war, und wurde in den

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