Kommissar Steen 01 - Unruhe
Und er bietet dir nur einen One-Night-Stand an, danach hat er keinen Stoff mehr. Wenn du ihn mir nicht lieferst, kümmern sich die Südamerikaner darum, und du bist wegen ein und demselben Stoff zum zweiten Mal angeschissen.«
»Was soll das heißen?«
»Der Stoff war für dich. Der Albaner wollte ihn dir verkaufen. Begreifst du das nicht?«
Moussa nahm einige lange, ruhige Züge von der Zigarette und blies den Rauch lächelnd hinauf in die schwarze Nacht.
»Ich versteh kein Wort von dem, was du redest. Niemand wollte mir irgendetwas verkaufen. Und wie zum Henker hast du dir vorgestellt, dass ich ihn dir liefere?«
Axels Geduld war allmählich aufgebraucht.
»Du findest einen Weg, Moussa. Und dann sagst du mir Bescheid.«
»Und dann kommt ihr und nagelt mich für fünfzehn Kilo Coke fest. Du musst verrückt sein. Verpiss dich, Schnüffler!«
»Ich nagele dich nicht fest. Ich will nur den Mann haben.«
Moussa schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen.
»Du bist ja krank hierherzukommen und mir Fallen zu stellen, du redest Scheiße wie alle Schnüfflerschweine.«
Axel hatte keinen Deal, aber er hatte das erreicht, weshalb er gekommen war. Jetzt musste er nur noch warten. Der Preis für Kokain war im Laufe des letzten Jahrzehnts auf fünfhundert Kronen das Gramm gesunken, aber in der Regel war es so stark verschnitten, dass fünfzehn Kilo reines, unverdünntes Kokain das Doppelte einbringen konnte, es war also wenigstens fünfzehn Millionen Kronen wert. Das und die Chance, einigen fiktiven südamerikanischen Drogenbaronen zu imponieren, würde Moussa schon dazu bringen zu handeln.
Axel ging zu Henriette, die an sein Auto gelehnt rauchte. Die sorgenvolle Falte war noch da.
»Gut gelaufen?«
»Vielleicht, er wurde jedenfalls stinksauer und hatte es sehr eilig wegzukommen. Haben Sie Leute geordert, die sie abhören und beschatten?«
»Ja, unsere Leute sind jetzt rund um die Uhr an ihnen dran. Sie melden sich, sobald sich auch nur das kleinste bisschen rührt.«
Sie warf die Zigarette in den Kies.
»Was wollen Sie tun wegen dem, was ich Ihnen über unsere Operation mit Davidi erzählt habe?«
»Nichts. Jedenfalls noch nicht. Ich will seinen Mörder fassen. Und da ich davon ausgehe, dass es keiner von euch ist, sollten wir sehen, wie wir weiterkommen.«
Die Falte verschwand nicht.
Axel setzte sie an ihrer Wohnung ab und fuhr durch die menschenleeren Straßen nach Hause. Er schaltete das Autoradio ein und lauschte dem neuesten Bericht über das Jugendzentrum. Das Gebäude war jetzt beinahe vollständig abgerissen, die Bauarbeiter trugen Masken aus Angst vor Repressalien durch die früheren Nutzer.
»Und jetzt eine kuriose Geschichte, die den Polizeieinsatz in Verbindung mit dem Mord am Nørrebro-Friedhof in der Nacht auf Freitag in einem ganz besonderen Licht erscheinen lässt. Wie bereits berichtet, hatte einer der Beamten seinen Posten verlassen, als der Mord geschah. Es gab Spekulationen, er könnte etwas mit dem Verbrechen zu tun haben. Laut TV 2 News saß der Mann wegen Mordverdacht vierundzwanzig Stunden in Untersuchungshaft, wurde aber nun aus der Haft entlassen. Wie sich herausstellte, hat er nichts mit dem Tod des achtundvierzigjährigen Drogenhändlers zu tun. Warum die Polizei die Festnahme geheim gehalten hat, ist nicht bekannt. Laut TV 2 soll der Beamte seinen Posten verlassen haben, um sich mit der Frau seines Vorgesetzten zu treffen. Wir haben die Kopenhagener Polizei um einen Kommentar zu der Angelegenheit gebeten, allerdings ohne Erfolg. Die beiden Polizisten wurden laut TV 2 News inzwischen suspendiert. Morgen erwartet uns wieder klares Wetter …«
Axel schaltete das Radio ab. Dorte Neergaard war tüchtig, sehr tüchtig gewesen, und sie hatte das Maximum aus der Geschichte herausgeholt. Er hatte ihr den Anfang gegeben, andere hatten sie mit dem Rest gefüttert. Untreue war eine Sache, aber die Information an die Presse durchsickern zu lassen, dass einer der Beamten unter Mordverdacht gestanden hatte, war eineSchweinerei. Und die kam nicht von ihm, doch das würden alle glauben, weil er die Aufnahme beschafft hatte und er den Fall leitete. Die undichte Stelle wurde selten aufgedeckt, aber wenn es geschah, dann rollten Köpfe. Und Axel wusste, dass jemand für seinen ein Silbertablett bereithielt.
DIENSTAG, 6. MÄRZ
40
Als Axel aufwachte, stellte er fest, dass sein Handy leer war. Er schloss es ans Ladegerät an, und einen Moment später kam eine Flut neuer Nachrichten. Die
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