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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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kleinen aggressiven Betonungen, die den Migrantenslang der Ghettos kennzeichneten. Alle am Pladsen und auch alle Polizisten in Kopenhagen kannten ihn, und was sein Äußeres betraf, entsprach er ganz und gar nicht den gängigen Vorurteilen von gefährlichen Gangsterbossen. Kurz geschorene schwarze Locken über einem etwas fülligen Gesicht, große, forschende Augen hinter einer dicken Brille, ein gedrungener Körper, der einen untrainierten Eindruck machte, doch kannte Axel seine Vorstrafen und sein Renommee und wusste, dass in dem dicklichen Körper genug Kraft steckte, um einem Pusher, der auf eigene Rechnung gedealt hatte und aufgeflogen war, mit bloßen Händen über der Rückenlehne eines Stuhls beide Unterarme zu brechen.
    »Trägst du ein Mikrofon, Schnüffler?«
    »Nein.«
    »Vielleicht sonst was?«
    Der Typ, der vorgegangen war, trat vor und tastete Axel ab.
    Axel hob die Arme. Er wunderte sich, wie amateurhaft sie vorgingen. Es gab Mikrofone, die so klein waren, dass ein Abtasten des Körpers völlig sinnlos war. Und es ging noch weiter. Als der Kerl seine Pistole bemerkte, rief er:
    »Was zur Hölle …? Er hat eine Pistole!«

    »Natürlich hat er eine Pistole, er ist ein Schnüffler. Lass gut sein.«
    Axel hatte Moussa nicht aus den Augen gelassen, jetzt ließ er die Arme sinken.
    »Was willst du also?«
    »Du suchst nach fünfzehn Kilo Kokain.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Schnüffler.«
    »Ihr habt es nicht, wir haben es nicht, da stimmt also wohl was nicht, oder?«
    Moussa hob die Augenbrauen, als verstehe er kein Wort.
    »Fünfzehn Kilo Coke. Vom Balkan. Seid ihr Schlappschwänze oder was?«, Axel lachte höhnisch.
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    »Ach, ihr wisst nichts davon? Ihr werdet sauber ausgetrickst. Das kann ich dir versichern.«
    Moussa spuckte auf den Kies.
    »Oder wisst ihr wirklich nichts von dem Stoff? Vielleicht seid ihr ja nur ein paar Kiffer, die keinen Arsch in der Hose haben und Laufburschen für die Hells Angels spielen.«
    Moussas Leibwächter wurden unruhig. Sie wollten auf Axel losgehen, aber Moussa hob die Arme und befahl ihnen, den Mund zu halten.
    »Was soll das werden, Schnüffler? Du willst ein Treffen, und dann kommst du her und beleidigst uns. Ich weiß genau, dass deine Schlampe irgendwo in der Nähe ist. Meine Jungs werden nicht in deine Falle tappen und dich anrühren. Aber ich weiß immer noch einen Scheiß, wovon du eigentlich redest. Und wenn ich es nicht erfahre, und zwar sofort, dann war’s das.«
    »Du willst den Stoff. Du hast deinen Kindergarten in den Rentemestervej geschickt, und jetzt sitzen die Kleinen im Bunker. Fünfzehn Kilo Kokain feinster Qualität, kein verschnittener Shit. Kein Puderzucker oder Kreatin.«
    »Puderzucker?«, fragte einer der Helfershelfer.
    »Halt’s Maul«, sagte Moussa kurz.
    »Ich weiß von dem Albaner, ich weiß von dem Stoff. Er kamhierher, um euch fünfzehn Kilo Kokain zu verkaufen. Und jetzt ist er tot, und der Stoff ist weg. Und diejenigen, die ihn ihm beschafft haben, sind ziemlich sauer und würden gerne mal ein wenig mit demjenigen plaudern, der den Albaner umgebracht und den Stoff an sich genommen hat. Aber vielleicht ist es ja auch eine Gruppe, zu der ihr freundschaftliche Beziehungen aufbauen wollt.«
    »Warum bist du hier? Warum kommst du hierher und laberst mich mit all diesem Piss voll, du lächerliche Witzfigur?«
    »Weil ich dir den Stoff geben will.«
    Moussa sah ihn ungläubig an.
    »Du bist ja krank, Schnüffler.«
    Axel wusste, dass er Moussa hatte. Moussa war klar, dass sein Gegenüber kein Mikrofon trug und auch keine Richtmikrofone in Reichweite aufgestellt waren – hier wurde nichts aufgenommen. Es würde Axels Karriere ruinieren und todsicher zu jeder Menge Ärger und einem Strafverfahren führen, wenn er als Bulle versuchte, mit dem führenden Drogengangster Kopenhagens einen Deal über fünfzehn Kilo Kokain einzufädeln.
    »Mir ist der Stoff scheißegal. Den kannst du behalten und damit tun, was du willst. Du kannst ihn an die Südamerikaner verschenken oder im Klo runterspülen oder ihn dir selbst in den Arsch schieben, aber ich will den Lieferanten haben, verstanden? Ich will ihn haben. Lebend.«
    Moussa schwieg und zündete sich eine Zigarette an. Er war cool auf eine psychopathische Art.
    »Was hat dir der Verkäufer getan?«
    »Dein Grundkursgeschwafel Geschicktes Verhandeln kannst du dir sparen. Du weißt genau, was er getan hat. Er ist kein beschissener Dealer, er ist ein Mörder.

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