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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Solidaritätsbesuche in Mittelamerika gemacht hatten. Axel mochte das Apotek, weil man dort in Ruhe gelassen wurde und eine bodenständige und familiäre Atmosphäre herrschte. Im Sommer konnte man hier sitzen und das Leben auf dem von Kaj Nielsens bleischweren Granitfiguren und großen Linden gesäumten Platz aus der ersten Reihe beobachten: die Cafés, in den Frauen mit Kinderwagen ihren Vormittagstee tranken und Kuchen aßen, die Säufer, die auf den Bänken hockten, den endlosen Strom aus Studenten und jungen Leuten, zu Fuß und per Rad, und Moussa und seine Sippschaft, die vor dem Escobar herumhingen oder in schwarzen Audis die Idylle durchkreuzten.
    An der Bar waren fast alle Hocker besetzt, aber es gab zahlreiche freie Tische, und Axel setzte sich mit einer Tasse Kaffee in den hintersten der drei Räume. Und wartete.
    Zehn Minuten später hörte er Schritte, und zunächst sah Axel nur ein Paar weißer Nike-Schuhe. Sein Blick bewegte sich langsam aufwärts, doch noch bevor er das Gesicht gesehen hatte, wusste er, dass es ein Laufbursche war. Die Beine steckten in schwarzen Trainingshosen, eine offene Steppjacke, unter der ein rotes Trikot mit einem quer über dem Bauch aufgedruckten Schriftzug zu sehen war, eine Goldkette, glatt rasierter Schädel, abgesehen von dem Kamm vom Nacken bis zur Stirn, schöne, dunkle Augen, der Blick war nicht hart, verriet aber, dass der Typ unter dem Firnis aus Gleichgültigkeit angespannt war.
    »Du Polizei?«
    »Ja.«
    Er deutete mit dem Kopf Richtung Tür.
    »Da will einer mit dir reden, Mann. Draußen auf Platz.«
    »Warum kommt er nicht rein?«
    »Du willst reden, oder was? Dann draußen auf Platz.«
    Axel stand auf und folgte dem Jungen, der kaum älter als siebzehn Jahre sein konnte. Er ging mit kurzen, hektischen Schritten durch das Café, wobei ihnen die Stammkunden unddie Frau hinter der Theke mit den Blicken folgten. Es gab kein böses Blut zwischen Moussa und seinen Jungs und dem Apotek, aber man blieb auf Distanz.
    Er konnte seinen Wagen an der Ecke zur Blågårdsgade sehen, Henriette Nielsen musste also irgendwo sein.
    Sie überquerten die Straße und gingen nach rechts unter den Linden an der niedrigen Einfassung aus Granit entlang, die den leicht abgesenkten Platz umgab. Es war ein vollkommen offener Bereich ohne Skulpturen oder Springbrunnen, eine Bühne, auf der die Jungen im Sommer Fußball spielten und im Winter Schlittschuhliefen, aber jetzt stand ein ganz anderes Stück auf dem Programm. Der Junge ging die drei Stufen hinunter. Es war niemand zu sehen. Axel folgte ihm, blieb aber stehen, als er den Platz erreichte. Neben ihm erhob sich auf einer kleinen Erhöhung ein Baum voll mit kleinen, kletternden, fettleibigen Kindern aus Granit.
    »Was tust du, Mann?«
    »Ich warte hier. Sag ihm das.«
    »Komm schon. Er sagt, du sollst mitkommen. Er angepisst, wenn du nicht kommst.«
    »Ich warte hier. Fünf Minuten. Dann bin ich weg. Schieb ab.«
    »Ist nicht sicher, dass er kommt, Mann.«
    Der Junge schüttelte den Kopf und ging weiter quer über den Platz und verschwand dann im Durchgang zur Korsgade in der Dunkelheit. Axel lehnte sich gegen den Granit, legte die Handflächen auf zwei runde Kinderköpfe, spürte den kühlen, glatten, geschliffenen Stein unter den Händen und blickte auf; die Wolken waren nah und surften am Himmel davon. Der Wind zerrte an den Bäumen. Er atmete tief ein, schloss die Augen; der Schlaf lauerte wie eine schwarze Brandung, die darauf wartete, ihn zu verschlingen, sobald er sich entspannte. Nicht jetzt. Er spannte die Muskeln an, es kribbelte vor Unruhe und Erwartung.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er Moussa auf sich zukommen, begleitet von drei Männern, einer vor ihm, zwei hinter ihm versetzt auf jeder Seite. Das Spiel konnte beginnen.

    Axel stieß sich von dem Stein ab, machte drei Schritte auf sie zu und blaffte sie an:
    »Was soll das denn sein? Ein fucking Anfängerkursus für Leibwächter? Hast du ihnen beigebracht, so zu gehen?«
    Moussa gab seinen Begleitern ein Zeichen stehen zu bleiben.
    »Wenn du Angst hast, abgeknallt zu werden, dann ist das ja wohl die falsche Formation. Ihr seht ja aus wie Enten, die sich in die Hosen geschissen haben.«
    Moussa sagte etwas, das Axel nicht hören konnte, und kam näher.
    »Sieh an, ein Schnüffler, der auch noch Witze macht, was? Ein Komiker. Du wolltest, dass ich hierherkomme, also verschwende nicht meine Zeit mit deinen schlechten Witzen.«
    Moussa sprach akzentfrei, ohne die

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