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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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suchte sich einen Platz mit Blick zur Straße.
    Nur ein toter Bulle ist ein guter Bulle stand in großen schwarzen Buchstaben auf der gelben Mauer direkt gegenüber. Er klappte sein Handy auf. Drei SMS waren eingegangen, die erste von Cecilie.
    ›Emma sollte während der Unruhen nicht bei dir sein. Das würde ihr Angst machen. Cecilie.‹
    Emma war an diesem Wochenende bei ihm. Zwar konnte er im Moment nicht genau überblicken, wie er weiter an dem Fall arbeiten und gleichzeitig mit ihr zusammen sein sollte, doch hatte er nicht vor, ihr gemeinsames Wochenende abzusagen. Drei Tage alle zwei Wochen waren ohnehin schon viel zu wenig.

    Er öffnete die nächste SMS , ebenfalls von Cecilie.
    ›Antwortest du vielleicht mal? Sie muss gleich in den Kindergarten.‹
    Die letzte SMS war von John Darling.
    ›Sind im dritten Stock. Komm rauf!‹
    Axel tippte die acht Ziffern ein, die er im Schlaf beherrschte.
    »Hej«, sagte sie.
    »Ich hole sie um vier ab. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung.«
    »Hast du einen Mord?«
    »Ja, aber …«
    »Axel, das geht doch nicht.«
    »Es ist mein Wochenende, und das geht sehr wohl. Ich werde jedenfalls nicht darauf verzichten, weil du dich so anstellst.«
    »Ich stelle mich nicht an. Ich weiß, wie du bist, wenn du einen Fall hast. Dann hast du nichts anderes mehr im Kopf. Letztes Mal hast du sie einen ganzen Nachmittag alleine bei dir in der Wohnung gelassen. Ich will das nicht.«
    »Nun mach mal halblang. Sie hat Dschungelbuch geguckt, und ich war in der Zeit mal zwei Stunden weg. Das ist ja wohl auch nicht schlimmer, als wenn du sie vor den Fernseher setzt und einkaufen gehst. Ich werde mich um sie kümmern.«
    »Ja, sie hat Dschungelbuch geguckt, zweimal hintereinander. Du versprichst, dass du sie nicht alleine lässt. Und dass ihr euch nicht die Straßenschlachten im Fernsehen anseht. Und dass du ihr nichts von deinem neuen Fall erzählst. Und dass du sie nicht in die Gerichtsmedizin oder sonst wohin mitnimmst, wo fünfjährige Mädchen nichts zu suchen haben. Ich will das nicht, verdammt noch mal, hast du das kapiert?«
    »Kann ich mit ihr sprechen? Ist sie noch bei dir?«
    »Nein, sie ist schon unterwegs zum Kindergarten.«
    »Und du bist zu Hause?«
    »Jens bringt sie.«
    Axel atmete tief ein.
    »Ich hole sie um vier ab.«

    Er beendete das Gespräch, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Jens.
    Jens bringt sie.
    Das war der Name, den er am allerwenigsten hören wollte. Axel kannte ihn nicht persönlich, wusste aber, dass er gut war. Gut in seinem Job, auf diese nadelstreifige Art, ein cleverer und aalglatter Karrieretyp auf dem Weg ganz nach oben in der Hierarchie des Geheimdienstes PET . Früher war er bei der Polizei Kopenhagen für Anklageerhebungen zuständig gewesen, hatte also jahrelang darüber entschieden, ob in den Fällen, in denen Axel und seine Kollegen ermittelten, Anklage erhoben wurde. Die Fälle hatten ihn nie interessiert. Was ihn interessiert hatte, waren die Ergebnisse, die sie ihm bringen würden. Gab es auch nur den leisesten Zweifel daran, dass es zu einer Verurteilung kommen würde, ließ er die Sache fallen. Das machte ihn bei den Polizisten nicht gerade beliebt, für seine Karriere bewirkte es hingegen wahre Wunder. Wie viele seiner Kollegen hegte Axel ein tiefes Misstrauen gegenüber Juristen, und das nicht nur, weil sie eine längere Ausbildung absolviert hatten, mehr verdienten, arrogant und besserwisserisch waren, sondern auch, weil sie mit all ihrer pedantischen Rechtspflegerei und ihrer allgegenwärtigen Strafprozessordnung Sand im Getriebe eines jeden hart arbeitenden Ermittlers waren. Und Jens Jessen verkörperte alles, was Axel an Juristen im Dienst der Polizei verabscheute, und noch einiges mehr.
    Nach seiner Zeit im Ressort für Anklageerhebungen stieg Jens Jessen die Karriereleiter weiter hinauf und wechselte von der Polizei Kopenhagen zur Polizei Dänemark, wo er mit Cecilie zusammenarbeitete, die dort als Rechtsreferendarin tätig war. Das war zwei Jahre nach Emmas Geburt gewesen, und ihre Ehe fuhr damals auf den Felgen. Axel arbeitete Vollzeit im Morddezernat und war vollkommen vereinnahmt von der Jagd nach dem Täter zweier unaufgeklärter Frauenmorde. Cecilie war dabei, ihre Karriere wieder in Gang zu bringen, und Emma füllte den Rest ihres Lebens aus. Fünf Monate später kündigteCecilie und nahm eine Stelle bei einem Staranwalt mit Fachgebiet Strafrecht an.
    An ihrem ersten Arbeitstag hatte sie Emma zu ihrer Mutter gebracht, und Axel hatte

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