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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Gesicht, herrührend von Schlägen, die mit einem stumpfen Gegenstand ausgeführt wurden. Interessante Sache. Nicht zuletzt wegen des Details mit den Plastikhandschellen. Sie sitzen wirklich sehr stramm, seine Hände müssen völlig gefühllos gewesen sein. Ich freue mich schon darauf, ihn aufzumachen, dann können wir in die Details gehen.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ja, noch etwas ist merkwürdig. Es gibt Anzeichen, dass Strom im Spiel war.«
    »Strom?«
    »Ja, das glaube ich jedenfalls. Vielleicht ein Elektroschocker, du weißt schon, diese Dinger aus den USA , kann man überall im Netz kaufen. Genaueres kann ich dir erst sagen, wenn ich ihn untersucht habe.«
    »Könnte es eine Frau gewesen sein?«
    »Wegen des Elektroschockers? Der lähmt ja nur kurzzeitig. Und es braucht ziemlich viel Kraft, jemanden zu erwürgen. Er müsste auf jeden Fall gelegen haben oder betäubt worden sein. Und sie müsste kräftig sein und große Hände haben. Er ist ja nicht gerade klein.«
    Inzwischen war es neun Uhr geworden. Er musste allmählich rüber zu John Darling und sehen, wie es mit den Befragungen voranging.
    »Wenn ihr hier fertig seid und gefrühstückt habt, könnt ihr bei mir vorbeikommen, dann kann ich euch sicher schon das erste Buch Jönsson zu diesem Toten verlesen«, sagte Lennart Jönsson.
     
    Axel setzte sich in das Auto des Schweden und nahm den vorläufigen Bericht zur Hand. Als sei es noch nicht genug, dasser sich seit zwei Jahren mit immer größer werdenden Schlafproblemen herumplagte, hatte seine nächtliche Schlaflosigkeit ein Pendant bekommen, das sich am helllichten Tag einstellte. Es kam vor, dass er ausging wie eine Lampe, bei der man den Stecker gezogen hatte. Eine Mischung aus Schwindelgefühl und einer lähmenden Kälte im Gehirn, die von einem Moment auf den anderen in Schlaf überging – oftmals begleitet von einem Bombardement aus Träumen und Bildern, die ihre Nahrung aus der Wirklichkeit sogen, die er gerade verlassen hatte, und Geräuschen, die durch den Schleier des Schlafs zu ihm durchdrangen. Es dauerte nie viel mehr als ein paar Minuten, machte ihm aber dennoch sehr zu schaffen, da er keinerlei Kontrolle darüber hatte.
    Der einzige, der einmal dabei gewesen war, war der Schwede. Es gab Perioden, in denen es mehrere Male im Monat geschah, meistens dann, wenn sich ein Fall zuspitzte und der Schlafmangel am größten war.
    Er wusste, dass das Risiko, jetzt in ein Schlafloch zu fallen, sehr hoch war, aber er wollte die Gelegenheit nutzen, sich aufzuwärmen, während er las. Der Bericht war sorgfältig ausgefüllt, doch schaffte er es nur bis zu den Angaben über die Körpertemperatur, bevor sie kam, schleichend, tröpfelnd, die Kälte im Gehirn, die Müdigkeit, die Lähmung. Der Anblick des Friedhofs, der arbeitenden Techniker und des Schweden, der neben der Leiche in die Hocke gegangen war, verschwand hinter seinen schweren Augenlidern. Er dachte gerade noch, wie imponierend es doch war, dass sich ein Mann in Jönssons Alter und mit seinem Gewicht so mühelos aus der für die Knie belastenden Haltung aufrichten konnte. Der nächtliche Traum kam zurück, verführerisch, der Geschmack ihrer Haut löschte seine Sehnsucht, seine Gefühle kulminierten in ihrem Lächeln. Samtweicher Sex ohne Hemmungen, die Art, wie sie die Wirklichkeit niemals bot, Sahnekaramell, Freiheit, Erlösung.
    Ein Ruck durchlief seinen Körper, dann war er wach. Es waren höchstens zwei, drei Minuten vergangen. Dieses Mal war es nicht ganz so schmerzlich gewesen wie letzte Nacht. Der Traum vermischte sich mit der Erinnerung an Cecilie, an die Zärtlichkeit, die sie für ihre gemeinsame Tochter empfand, an ihr sanftes und versöhnliches Liebkosen, an ihr Zuhören und ihr Verstehen, wenn seine Probleme erdrückend wurden. Axel überließ sich der Erinnerung. Normalerweise wagte er es nicht, sie auf diese Weise zu betrachten, ihre guten Seiten lagen verborgen hinter einem Schutzschirm aus Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Normalerweise sah er sie als die Frau, die ihn verlassen hatte, ihn fallen gelassen hatte, ihre feuchte Scham und ihr aufreizendes Lächeln wie eine Verhöhnung seiner Einsamkeit, aber jetzt befand er sich inmitten ihres gemeinsamen Alltags, wie er bis vor zwei Jahren gewesen war, und fragte sich, ob er es hätte verhindern können.

5
    Im Erdgeschoss des Hauses, in dem Darling und zwei Kollegen mit den Von-Tür-zu-Tür-Befragungen begonnen hatten, gab es ein Café. Axel bestellte eine Tasse Kaffee und

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