Kommissar Steen 01 - Unruhe
Lindberg, und Rosenkvist war seiner Meinung.
»Bei Lindberg ist nichts mehr zu holen, und noch mehr korrupte Polizisten mit einem Hass auf Autonome haben wir auch nicht zu bieten. Aber Drogen im Wert von wie viel? Fünfzehn Millionen Kronen? In meinen Augen genug, um noch ein paar Menschen um die Ecke zu bringen.«
»Wir glauben, dass heute die Übergabe des Stoffs stattfindet, den Davidi bei sich hatte. Am Blågårds Plads. Willst du, dass ich dabei bin?«
»Ja.«
»Kann ich jemanden mitnehmen?«
»Ja, solange es niemand aus dem Morddezernat ist.«
»Kann ich mich auf dich berufen?«
»Ja.«
Es war nicht der richtige Augenblick zu fragen, was hier eigentlich zum Teufel gespielt wurde, wer an den Fäden gezogen hatte und wer die Hand über ihn hielt, aber Axel hatte das Gefühl, Henriette Nielsen habe ihre Finger im Spiel.
Er hatte gerade Rosenkvists Büro verlassen, als sie anrief.
Die Übergabe des Stoffs sollte um 16.00 Uhr am Blågårds Plads stattfinden. In drei Stunden.
Jetzt hatte Axel es eilig. Er ging ins Drogendezernat und machte Bjarne ausfindig, den er am Pladsen dabeihaben wollte, und bat ihn, mit Henriette Nielsen Kontakt aufzunehmen. Dann eilte er weiter ins Morddezernat und raffte seine Sachen zusammen. In Darlings Büro hatten sich zehn, zwölf Mann zum Briefing versammelt, und der große Bulle führte das Wort und verteilte Arbeitsaufträge. Alles sollte noch einmal von Grund auf durchgegangen werden. Ausnahmsweise einmal war Axel überhaupt nicht traurig, nicht mehr zum Team zu gehören.
Er fuhr nach Nørrebro und parkte an den Seen. Henriette hatte ihn für 13.30 Uhr zum Åboulevarden bestellt, wo sie mit zwei Kollegen in einem getarnten Lieferwagen saß.
Axel ging die Blågårdsgade hinunter, als sein Telefon klingelte. Es war Cecilie. Hastig trat er in einen Hinterhof und nahm das Gespräch an.
»Ich habe ein Angebot für dich, und ich will, dass du es dir überlegst.«
Er wurde kalt, als er hörte, was sie ihm unterbreitete.
»Beratung? Ich gehe doch mit dir verdammt noch mal nicht zur Beratung.«
Axel hatte Lust, das Telefon so weit von sich weg zu schleudern, wie er nur konnte.
»Du hast nichts zu befürchten. Ein Jurist und eine Kinderpädagogin sind anwesend. Du hast die Wahl. Entweder das, oder ich beantrage, dir das Sorgerecht entziehen zu lassen und deine Betreuungszeiten einzuschränken.«
Er konnte spüren, wie die Stimme in seinem Kopf zu schreien anfing, die Stimme, die er so gut kannte aus den Tagen, Wochen und Monaten, nachdem sie gegangen war, die Stimme, gemacht aus Stein und Feuer, die immer lauter und lauter wurde …
»Du kannst mich nicht zwingen, mit dir zu einer Beratung zu gehen, du, die mich und dein Kind von einem Tag auf den anderen sitzen gelassen hat …«
Sie versuchte, das Gespräch wieder aufzunehmen, aber Axel drehte die Lautstärke nur noch weiter auf, die Worte fielen übereinander und wurden zu einem brüllenden Inferno aus Hass.
»… und dann kommst du plötzlich wie eine rollige Katze angeschlichen und willst ficken und von früher reden, und jetzt willst du mir meine Tochter wegnehmen, du egoistisches Miststück …«
Sie schwieg. Axel war außer Atem vor Wut.
Im Telefon war es still.
»Cecilie, bist du noch da?«
»So nennst du mich nicht noch einmal. Du kannst selbst entscheiden. Sorgerechtsentzug und weniger Betreuungszeit, oder wir versuchen, das in den Griff zu kriegen. Das ist deine letzte Chance. Denk drüber nach.«
Sie brach die Verbindung ab.
Axel wirbelte herum. Ein Junge stand hinter ihm und sah ihn aus großen, erschrockenen Augen an.
»Was?!«
Der Junge rannte davon.
53
Am Blågårds Plads gab es keine Ecken und Winkel, in denen man sich hätte verstecken können. Jedenfalls nicht als Bulle.
Das beste Versteck am Platz war noch ein gusseisernes französisches Pissoir aus dem 19. Jahrhundert, das aber mehr als hundert Meter vom Escobar entfernt lag, und es war unmöglich, es zu schließen, ohne die Aufmerksamkeit der örtlichen Trinker zu erregen. Auch das Dach bot keinen geeigneten Observationsposten, denn es war gemäß dem Baustil des Viertels als schräg aufragendes rotes Satteldach angelegt.
Die Wohnung im vierten Stock war gut geeignet, um den Platz zu überwachen, aber für die Aktion selbst taugte sie nicht. Sie würden nicht schnell genug nach unten auf die Straße kommen, wenn der Deal über die Bühne ging und der Zugriff erfolgen musste. Genauso undenkbar war, sich in einer Seitenstraße zu
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