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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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platzieren und dem Ganzen via Bildschirm zu folgen und einzugreifen, wenn sich etwas tat, denn die Straßen, die zum Pladsen führten, wurden allesamt von zehn- bis zwölfjährigen Jungen aus dem Viertel im Auge behalten, die »Bullenarsch, Bullenarsch« rufen würden, sobald sich ein Fahrzeug näherte, das auch nur leicht nach Polizei roch. All das wusste Henriette Nielsen, und deshalb saßen sie und Axel jetzt im Bauch eines Toyota Alphard, hinter Scheiben, durch die man nicht hineinsehen konnte, und der neben der Granitmauer geparkt war, die den etwas tiefer liegenden Platz umgab, nur zwanzig Meter vom Escobar entfernt. Von hier aus konnten sie den Platz nach allen Seiten überblicken. Auf den Vordersitzen saßen zwei Kollegen vom PET in der rotgrauen Arbeitskleidung von Dong Energy, deren Logo an dem Wagen prangte.
    Henriette Nielsen stellte sie als Brian und Liam vor, im Verbund auch Briam genannt – keine Nachnamen. Sie grüßten kurz. Axel meinte, Brian von einer Festnahme zu kennen, bei der die Kopenhagener Polizei die Unterstützung eines SEK gebraucht hatte, und ging davon aus, dass die beiden der Eliteeinsatzgruppe der Polizei angehörten.
    Ihre Hauptaufgabe bestand darin, einigermaßen geschäftig zwischen einem geöffneten Stromkasten und dem Wagen hin und her zu laufen. In Axels Augen sahen sie nicht gerade wie Elektriker aus. Sie glichen dem, was sie waren, PET -Agenten, die mit jeder noch so kleinen Bewegung eine erstklassige Physis und Geschmeidigkeit ausstrahlten, die durch die orangefarbenen reflektierenden Arbeitswesten und die weißen Sicherheitshelme nicht kaschiert werden konnten. Aber vielleicht war er der Einzige, der das sah – das hoffte er jedenfalls.
    »Ich hasse Nørrebro«, sagte Brian vom Vordersitz.
    »Ja, fucking hell, was für ein Loch.«
    »Ein Sumpf ist das, Kriminelle und Junkies alle miteinander«, sagte Brian und ließ den Blick von den Pennern auf den Bänken zu ein paar Einwandererkindern wandern, die Fußball spielten.
    »Säufer und Drogendealer.«
    »Und autonome Arschlöcher.«
    »Schwarzarbeit, wo man hinsieht.«
    »Sieh dir den da an«, sagte Liam und deutete hinüber zu einem Antiquariat, wo ein Mann in den Dreißigern mit einer selbst gedrehten Zigarette im Mundwinkel aus der Tür kam und einen Karton voller Bücher auf einem Tisch vor dem Laden abstellte.
    »Oder Mustafa da drüben auf seinem Damenrad. Ob das seiner Mutter gehört?«, fragte Brian und zeigte auf einen Einwandererjungen, der auf einem Fahrrad mit Kindersitz auf dem Gepäckträger herumkurvte.
    »Natürlich nicht, das hat er geklaut.«
    »Wenn du dir hier zehn Leute greifst und ihr Führungszeugnis checkst, dann würdest du bei acht ins Schwarze treffen.«
    »Wenn das mal reicht.«
    »Und fünf davon wären Türken oder Araber.«
    »Und ihr Führungszeugnis so schwarz vor Einträgen, dass man’s im Dunkeln gar nicht sehen kann.«

    Die beiden Männer hoben die Hand und klatschten sich ab, während sie wie zwei ungezogene Schuljungen kicherten.
    »Hier müsste mal richtig aufgeräumt und die ganze Mischpoke mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden«, war Brians Schlussfolgerung.
    Axel überlegte, ob er ihnen ein paar warme Worte widmen sollte, sah aber stattdessen Henriette Nielsen fragend an.
    »Jetzt mal immer mit der Ruhe, Jungs, und konzentriert euch auf eure Aufgabe«, sagte sie und legte eine Hand auf Brians Arm.
    Aber Brian war noch nicht fertig.
    »Das hier ist doch hoffnungslos, Henriette. Ich meine, diese ganze Tarnung … völlig hoffnungslos. Wir stehen hier wie die Plastikblümchen in der Schießbude. Und warum gibt es kein Backup?«
    »Dafür haben wir weder den Platz noch brauchen wir ein Backup. Wir sitzen jetzt nun mal hier, und eure Aufgabe besteht bis auf Weiteres darin, euch so unauffällig wie möglich zu verhalten und auf unser Zeichen zu warten. Also hört auf, diesen ganzen Schwachsinn abzusondern!«
    Brian drehte sich um, sah Axel an und sagte:
    »Also für mich stinkt das gewaltig danach, dass dich jemand verarscht hat. Warum sollten Drogen und Geld hier übergeben werden, am helllichten Tag?«
    »Eben deshalb. Eben weil du genau das bezweifelst.«
    »Ich glaub’ nicht dran.«
    Es war zwei Uhr, und noch war nichts geschehen. Keine Spur von Moussa. Sie saßen im Wagen und warteten. Jede Viertelstunde kam eine Meldung vom Kollegen in der Überwachungswohnung. Sie waren alle mit modernster Funktechnologie ausgestattet, nicht mit diesem lächerlichen Knopf im Ohr und am Hals

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