Kommissar Steen 01 - Unruhe
jetzt die Arme über den Kopf und drehst dich um. LOS !«
Axel tat, wie geheißen, und stöhnte laut auf, als er versuchte, den gebrochenen Arm in die Höhe zu recken. Die Schmerzen waren so heftig, dass es ihm schwerfiel, klar zu denken. Als er auf dem Bauch lag, trat Sonne neben ihn.
»Arme auf den Rücken«, kommandierte er.
»Das kann ich nicht, verdammt, er ist gebrochen«, keuchte Axel.
Er spürte den Pistolenlauf im Nacken.
»Mach schon!«
Sonne drehte ihm den gesunden Arm auf den Rücken, packte dann den anderen und riss ihn in die gleiche Position. Axel schrie auf.
Wenn Sonne ihm Plastikhandschellen anlegen wollte, dann musste er beide Hände benutzen. Das war seine Chance. Axel konnte die Arme nicht benutzen, aber er hatte immer noch seine Beine. Er spannte die Muskeln an und machte sich bereit, sich herumzuwerfen, sodass er dem Körper über ihm einen Tritt versetzen konnte. Als der Lauf der Pistole nicht mehr zu spüren war, zählte er die Sekunden. Doch Sonne war vielleicht wahnsinnig, aber dumm war er nicht. Er stellte sich so, dass Axels Kopf zwischen seinen Füßen lag und er dessen Körper vor sich hatte. Axel hatte keine Chance, ihn zu erreichen.Die Plastikbänder wurden angelegt und fixierten seine Handgelenke.
Sonne sah ihn prüfend an.
»Wo ist dein Funkgerät? Und dein Handy?«
Er drehte Axel herum, hielt ihm die Pistole an den Hals und durchwühlte seine Jacke, fand das Funkgerät, das ausgeschaltet war. Das Handy hatte Axel in die Gesäßtasche geschoben.
»Kein Handy?«
»Es liegt im Auto.«
Sonne zündete sich eine Zigarette an. Er ließ das Funkgerät fallen und trat ein paar Mal darauf, die Pistole in der Hand.
»Wie bist du an Enver Davidi herangekommen?«
»Das ist jetzt egal. Ich habe ihn ausfindig gemacht, und dann habe ich ein Treffen mit ihm verabredet.«
»Auf dem Friedhof? Mitten in der Nacht?«
»Ja, warum nicht? Er war ganz schön baff, als er mich sah.«
Axel stellte sich Davidis Schock vor, als Sonne in voller Uniform auftauchte.
»Aber warum?«
Sonne sah abgekämpft aus, als ob sich seine Taten durch den Panzer gefressen und in seinem Gesicht niedergelassen hätten, der Rost des Schicksals.
»Ich habe dieses Schwein gehasst. Er hätte nicht hierherkommen sollen. Er hätte wegbleiben sollen, dann wäre das alles nicht passiert«, sagte er.
Axel hörte, wie sich ein Zug näherte, und versuchte wieder, an sein Handy zu kommen.
»Wo ist Liz?«, stöhnte er.
»Sie ist im Kofferraum, ihr geht’s gut«, lachte der Journalist.
»Du darfst sie nicht auch noch töten. Hier muss Schluss sein«, ächzte Axel.
»Halt die Schnauze! Die Einzigen, für die hier Schluss ist, seid ihr. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Sie geht denselben Weg wie du.«
Axel war klar, dass nicht mehr viel Zeit blieb.
»Damit kommst du nicht durch.«
»Halt’s Maul. Jetzt werden wir erst mal sehen, wie wir euch loswerden. Ich denke, ein nettes kleines Feuerchen wäre eine schöne Möglichkeit. Dann gibt es im Container auch keine Spuren mehr.«
»Lass Liz gehen, Sonne. Sie hat mit dem hier nichts zu tun. Lass sie gehen, verdammt noch mal.«
»Verdammt noch mal«, äffte der Journalist ihn mit mädchenhafter Stimme nach. Er zog beide Türen des Containers auf. »Genug gequatscht. Rein da, da drinnen wird dir gleich schön warm werden.«
Sonne packte Axel an der Schulter, stieß ihn in eine Ecke, drückte einen Lichtschalter und schloss von innen die Türen. Die Wände waren mit schallisolierendem Material verkleidet, an einer stand eine Hobelbank mit einem Computer darauf, daneben lag Werkzeug, ein blutiger Handschuh, Gaffa-Tape, eine Videokamera, ein Polizeifunkradio, zwei Polizeihelme und ein Baseballschläger. In der Mitte des Raums stand ein stahlgrauer Caféstuhl mit einem Blutfleck an der einen Armlehne. Das hier wäre ein wunderbarer Tatort für die gesamte kriminaltechnische Abteilung, dachte Axel, da hätten sie gut zu tun. Falls die ihn jemals zu sehen kriegen würde. Überall auf dem Boden lagen Lappen und Abfall herum, leere Coladosen, Zigarettenkippen, Pizzaschachteln und Lakritztüten.
»Gemütliches Plätzchen, das ich mir da eingerichtet habe, was? Dieser junge Autonome war da anderer Ansicht. Weißt du, dass er mich auf Video hatte? Das war wirklich ärgerlich. Für ihn. Hätte er das Video nicht gehabt, dann wäre er auch nicht mit ins Netz gegangen. Und alle würden immer noch denken, die Polizei sei Schuld an Davidis Tod.«
»Was ist mit Laila? War dir klar, dass
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