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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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die Beine und erreichte sein Ziel, bevor das Geräusch surrender Oberleitungen und kreischender Räder zusammen mit dem Zug Richtung Vanløse verschwunden war. Er drückte sich mit dem Rücken an die Seite des Containers, der in der Mitte stand, und sah sich um.Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Er konnte eine Stimme hören, wütend, und eine andere, die gedämpft um Gnade flehte. Es blieb keine Zeit, das Gelände um die Container herum zu sichern. Mit dem Rücken an den Container gepresst bewegte er sich Schritt für Schritt auf die Flügeltüren zu. Eine stand einen Spaltbreit offen.
    » NEIN , NEIN , TU DAS NICHT !«, kam es verzweifelt aus dem Container.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    »Jetzt wirst du sterben, du kleine Drecksau. Ich habe viel zu viel Zeit mit dir verschwendet«, hörte er einen Mann zischen. Dann folgte der dumpfe Klang von Schlägen, und Axel ging davon aus, dass Sonne auf Liz einprügelte. Wieder kam eine S-Bahn. Axel trat einen Schritt zurück, riss die Tür auf und schrie:
    »Aufhören!«
    In dem Container war es vollkommen dunkel. Axel hatte keine Taschenlampe.
    Sonnes Stimme fuhr unbeirrt fort.
    »Es gibt überhaupt keine Kopie von dem Video, du kleiner Scheißkerl. Du bluffst nur. Sag Auf Wiedersehen!«
    Erst jetzt erkannte Axel seinen Fehler.
    Es war niemand im Container. Keine Liz, kein Sonne. Es war nicht Liz’ Stimme, die er da hörte, sondern eine Aufnahme, die wahrscheinlich den Mord an Piver wiedergab.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, dann traf ihn etwas am Arm, der wie ein Streichholz brach. Er hörte seinen eigenen Schrei, verlor das Gleichgewicht, als er sich reflexartig an den verletzten Arm fasste, und sah seine Pistole zwei Meter entfernt auf der Erde liegen. Er reckte sich, um nach ihr zu greifen, obwohl er wusste, dass es nutzlos war. Ein Stiefel trat die Pistole weg, wieder raste der Baseballschläger auf ihn zu. Dieses Mal sah er ihn kommen und warf den Kopf zur Seite, sodass der Schlag ihn nur an der Schulter erwischte. Das Knacken ließ keinen Zweifel daran, dass er den zweiten Knochenbruch innerhalb von zehn Sekunden erlitten hatte.

    »Du bleibst jetzt ganz ruhig da liegen, sonst schlage ich dir den Schädel ein.«
    Tausende von Stunden, verbracht damit, Angst vor dem Tod zu haben. Jetzt war er dem Tod so nah, wie man ihm nur kommen konnte, und er fühlte – nichts. Nichts als Leben.
    Sonne stand vor ihm, in Polizeiuniform.
    »Du bist am Ende, Sonne. Im ganzen Land wird nach dir gefahndet. Du hast nur eine Chance, und zwar, wenn du jetzt aufgibst.«
    Sonne reagierte nicht. Er trat einen Schritt zurück und lächelte. Beim Versuch, an sein Handy zu kommen, drehte Axel die Schulter und stöhnte auf vor Schmerzen.
    »Nicht bewegen!«
    Sonne untersuchte Axels Pistole, entsicherte sie und wartete.
    Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen. Kein Herzinfarkt, kein Gehirntumor, keine Fahrt im Rettungswagen mit verzweifelten Sanitätern, kein Notarzt, der Defibrillatorstöße in seine Brust schickte, sondern an einem alten Bahngleis abgeknallt wie ein Tier, von einem Journalisten der größten Tageszeitung des Landes. Sonne richtete die Pistole auf ihn. Lächelte.
    Die Sekunden donnerten in Axels Kopf, woran sollte er in seinem letzten Augenblick denken? An wen? Cecilie, Laila, Emma? Emma, natürlich, Emma, Emma, Emma, aber es war Cecilies Gesicht, das Form annahm, sie war es, nach der er greifen wollte, sie war es, die ihn sehen sollte, das war sein letzter Wunsch, und die Erkenntnis erfüllte ihn mit tiefer Scham. Lass mich endlich sterben, zur Hölle!
    Aber er sollte nicht sterben.
    Noch nicht.
    Sonne zielte über Axels Kopf hinweg und drückte ab, als wieder eine S-Bahn vorbeifuhr.
    »Na also, den Totschläger werde ich dann ja wohl nicht mehr brauchen. Dachte doch, dass ich noch weiß, wie man so einen Kameraden hier benutzt. Hab’s mal in ’nem Fortbildungskursus der Reportervereinigung gelernt. Damals waren wir mit einpaar PET -Leuten auf dem Schießstand. Da hab’ ich übrigens auch diese schicke Polizeimontur herbekommen.«
    Axel musste ihn am Reden halten.
    »Wie bist du auf den Friedhof gekommen?«
    »Ich bin einfach reingegangen. Das war nicht schwer. Niemand hat mich aufgehalten. Ich bin sogar dem Typen über den Weg gelaufen, der am Baum saß und pennte. Ich fand, es war die perfekte Verkleidung.«
    »Warum hast du ihn getötet?«
    Sonne sah aus, als befinde er sich ganz in seiner eigenen Welt. Er hatte eine Sorgenfalte auf der Stirn.
    »Du hebst

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