Kommissar Steen 01 - Unruhe
fragte Darling und deutete hinüber zu Sonne, der sich auf den Weg in das Haus machte, aus dem sie gerade gekommen waren.
Einer der Uniformierten öffnete ihnen.
»Er wollte wissen, was passiert ist. Ich hab’ ihm ein bisschen was gegeben.«
»Er ist in das Haus gegangen. Ich hasse es, wenn die uns hinterherlaufen und unsere Zeugen interviewen.«
»Ja, ich auch, aber das könnte auch von Vorteil für uns sein. Vielleicht sollten wir ein paar Informationen über Piver an sie weitergeben, wenn wir ihn nicht bald fassen. Auf diese Weise könnten wir über die Presse nach ihm fahnden.«
»Soll ich mich darum kümmern?«
»So hatte ich mir das vorgestellt. Sie lieben dich einfach.«
»Ja, ja, lass gut sein.«
Axel hatte wohl schon Hunderte Interviews mit Darling gesehen, Stand-ups an Tatorten, Expertenkommentare im Fernsehen, bei denen er sich als Vordenker in zahlreichen Fragen der Rechtsethik präsentieren konnte – wenn möglich in tadelloser Uniform. Er würde es weit bringen. Speicherung von DNA -Daten? John Darling konnte Pro und Contra erläutern. Lockerung der Regelungen für Hausdurchsuchungen und Abhören von Telefonen? Darling beruhigte selbst die Ritter der Rechtssicherheit in ihren silbern glänzenden Rüstungen. Erweiterte Befugnisse für die Nachrichtendienste? Darling baute Brücken zwischen den Hardlinern des rechten Flügels und den Brüllaffen vom Zentrum für Menschenrechte.
Axel setzte sich in seinen Wagen und schaltete das Radio ein:
»Mehrere Menschen haben sich an die Medien gewandt, weil sie eine besonders rücksichtslose Festnahme beobachtet haben, bei der es zu Übergriffen durch die Polizei gekommen ist. Das Ganze ereignete sich gestern in der Nørrebrogade. Drei Zivilbeamte sollen ohne ersichtlichen Grund einen jungen Mann festgenommen und dabei mehrfach mit Schlagstöcken auf ihn eingeschlagen haben, auch nachdem man ihm bereits Handschellen angelegt hatte.«
Zeuge: »So etwas habe ich noch nie gesehen. Er ging ganz friedlich die Straße entlang, und plötzlich rannten sie auf ihn zu, schlugen auf ihn ein, bis er am Boden lag, und legten ihm Handschellen an.«
Reporter: »Hat er sich der Polizei gegenüber aggressiv verhalten?«
Zeuge: »Er ging einfach nur die Straße runter, aber das Schlimmste war, dass sie weiter auf ihn einschlugen, auch auf den Kopf, während sie ihn zu ihrem Streifenwagen schleiften. Er konnte sich überhaupt nicht schützen. Dann haben sie ihn in das Auto geworfen und sind weggefahren. Ich dachte, das ist ja die reinste Bananenrepublik hier …«
Axel schaltete das Radio ab. Die Lunte war gelegt, die Krawalle würden explodieren.
8
Er folgte weiter der Hauptstraße des Freistaates, der Pusherstreet, vorbei am Woodstock und am Nemoland und hielt sich dann links Richtung Månefiskeren, wo er und Liz oft gewesen waren. Unten am Kiosk kaufte er zwei Flaschen Starkbier und lief dann hinüber zu den Wällen. Hier fand er eine Betonplattform und ließ sich mit Blick auf das Wasser darauf nieder. Mit dem Feuerzeug öffnete er eins der Biere. Eine tote Möwe lag im Schilf. Da unten lag Haschisch versteckt, das hatte er jedenfalls gehört, in Vakuumpäckchen, die im Wasser versenkt wurden. Eswar keine gute Idee, danach zu angeln. Die Gerüchte besagten, dass irgendein Typ aus Amager mal ein Päckchen aus dem trüben Wasser gezogen und es weiterverkauft hätte. Man fand ihn in seiner Autowerkstatt, neben ihm zwei seiner Finger, abgesägt.
Der Anruf dieses Bullen war ein Schock gewesen. Piver hatte den Akku aus dem Mobiltelefon genommen, wie er es von den anderen bei der AFA gelernt hatte – er wusste eigentlich nicht, warum, denn wenn es ausgeschaltet war, konnte es ja auch nicht geortet werden, aber zur Sicherheit befolgte er die Regeln. Jedenfalls bis jetzt.
Er setzte den Akku ein, wartete auf die Netzanzeige und rief Liz an. Zwei Stunden waren vergangen, seit die Polizei an ihre Tür gehämmert hatte. Wenn sie Rosa hatten, dann hatten sie auch Liz, aber er musste es versuchen.
»Piver, verdammt noch mal, wo steckst du?«
»Das ist jetzt egal. Scheiße, was passiert hier?«
»Rosa hat den Bullen von der Videokamera erzählt, und dann waren sie auf einmal ganz wild darauf, dich in die Finger zu kriegen. Was ist mit der Kamera?«
»Ich weiß es nicht. Ich finde es heraus. Was ist denn bloß in Rosa gefahren, zum Teufel? Was ist mit dir, bist du okay?«
»Sie haben die Kiste mit den Molotows konfisziert, aber wir werden nicht angeklagt. Ich glaube, sie
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