Kommissar Steen 01 - Unruhe
herausgekommen?«, fragte Darling.
»Nichts, und das ist seltsam. Das mag man vielleicht für normal halten, aber diese Arschgesichter sind sonst nicht besonders schweigsam. Sie plappern drauflos und prahlen geradezu jedes Mal damit, wenn sie jemandem einen Finger abgeschnitten oder zum Krüppel geschlagen haben, der ihnen Geld schuldet. Aber bei Davidi – nichts.«
»Auch nichts über das Bild, das Modpress veröffentlicht hat?«
»Doch, das schon, aber nur so Zeug wie ›Hast du die arme Sau gesehen, Mann, ist das nicht Salkis Bruder?‹ Es ist merkwürdig, dass es ansonsten keinerlei Reaktionen gibt.«
Darling schaltete sich wieder ein:
»Moussa und seine Handlanger. Tja, es fällt mir schwer, die Sache anders zu sehen, als dass sie wohl auf Platz eins der Hauptverdächtigen-Hitliste gestürmt sind. Um wie viel Stoff geht es bei dieser Sache?«
»Fünfzehn Kilo Kokain mit einem Verkaufswert auf der Straße zwischen sieben und zweiundzwanzig Millionen Kronen, je nach Reinheitsgrad.«
Axel konnte seinen Mund nicht länger halten.
»Mir fällt es schwer, die Sache anders zu sehen, als dass das Ganze nach einer Undercover-Operation mit Davidi als Lockvogel stinkt. Was habt ihr ihm versprochen, damit er euch Moussa liefert? Und was ist schiefgelaufen?«
Henriette Nielsen erstarrte und sah ihren Chef an, der sein Von-oben-herab-Lächeln aufsetzte, aber Axel meinte, eine Spur von Irritation in dem verständnisvollen Gesichtsaudruck auszumachen.
»Axel, solche Bemerkungen sind für unsere Zusammenarbeit nicht förderlich. Du überschreitest hier eine Grenze. Du hast Anweisung, in dem Mordfall mit uns zusammenzuarbeiten, nicht bei der Operation, und deine Andeutungen sind fehl am Platze.«
»Stimmt das also nicht?«
Es war Henriette Nielsen, die antwortete:
»Enver Davidi hat sich unserer Überwachung an dem Abend entzogen, bevor er ermordet wurde. Das muss Antwort genug sein.«
»Nicht für mich. Ihr könnt durchaus eine Situation provoziert haben, die für ihn tödlich ausgegangen ist. Für meinenGeschmack gibt es in dieser Sache zu viele Bildstörungen. War Enver Davidi ein kleiner Fisch oder einer der Gangsterbosse mit Verbindungen zur Balkanmafia? Gibt es Indizien, dass er schon früher Drogen geschmuggelt hat? Beweise? Ihr sagt, ihr habt ihn bei einigen anderen Lieferungen beschattet. Beweist das! Und warum riskiert er viele Jahre Gefängnis, indem ausgerechnet er eine so große Lieferung hier einschleust? Das ergibt doch keinen Sinn, oder? Und es ist wirklich seltsam, dass ihr auf so banale Fragen keine Antworten habt.« Er beschloss, hoch zu pokern. »Und noch seltsamer ist es, dass eure Hauptermittlerin unser Opfer aufgesucht hat, und zwar weniger als sechs Stunden, bevor es umgebracht wurde. Und dass ihr uns davon nichts erzählt.«
Mr Perfect erwachte augenblicklich aus seiner Trance.
»Was? Warum weiß ich davon nichts?«, fragte Darling.
Kettler sah Henriette Nielsen an.
»Es ist korrekt, dass ich am Donnerstagabend im Hotel gewesen bin, aber ich war nur dort, um zu prüfen, ob wir sein Zimmer abhören könnten. Mit Davidi hatte ich keinen Kontakt.«
Sie sah Axel kalt an. Bist du jetzt zufrieden? fragte ihr Blick.
»Wenn wir zusammenarbeiten sollen, dann will ich alle Informationen haben. Ich will nicht damit abgespeist werden, es sei nicht von Bedeutung, wen das Opfer am Abend vor dem Mord gesehen hat. Genauso wenig will ich diesen ganzen Hokuspokus hören, dass sich die ganze Angelegenheit um noch üblere Dinge dreht. Wir sind Polizisten, zum Teufel, und wir arbeiten für dieselbe Sache. Warum könnt ihr dann nicht einfach sagen, dass es um Terror geht, damit wir weiterkommen?«
Jens Jessen lächelte blinzelnd. Er breitete die Arme aus und schob eine weitere Kunstpause ein. Wie kannst du es mit diesem Idioten aushalten? Und meine Tochter? Soll sie ihre Gutenachtgeschichten wirklich von einem erwachsenen Mann vorgelesen bekommen, der aussieht wie ein Clown auf Speed?
»Ja, genau damit haben wir es hier zu tun«, sagte er und sah mit großen Augen und ernstem Blick in die Runde, als würdeer jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Dann erschien wieder dieses Lächeln. »So, jetzt ist die Katze also aus dem Sack. Wie ihr wisst, gibt es viele Verbindungen zwischen Bosnien und der al-Qaida, die Mudschahedin haben den Muslimen während des Balkankriegs geholfen, und ein Teil von ihnen lebt beziehungsweise versteckt sich noch immer im muslimischen Teil Bosniens. Vor nur einem Jahr hatten wir
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