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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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turmhoch über ihm aufzuragen.
    Von zwei Neonröhren an der Decke hämmerte Licht auf ihn herunter.
    Dann kam noch ein Tritt. Piver war überrascht, wie klar er es sehen konnte. Der Mann starrte mit einem boshaften Grinsen auf ihn herab, es war wie in einem schlechten Film, und dann zog er das Bein zurück, als wolle er einen Fußball übers ganze Feld bolzen, und trat zu. Sein Stiefel bohrte sich in Pivers Magen, noch mal und noch mal, und zum Schluss ein Tritt, der ihn in die Rippen traf. Er schrie vor Schmerzen, aber hinter dem Tape erstarb der stumme Schrei in seiner Mundhöhle. Sie sind gebrochen, dachte er und sah, wie der Mann sich überihn beugte und die Hand nach seinem Gesicht ausstreckte, jetzt sterbe ich, jetzt sterbe ich, aber stattdessen wurde ihm das Gaffa-Tape vom Mund gerissen.
    Er schrie um Hilfe, so laut er konnte.
    »Schrei nur. Niemand kann dich hören.«
    Der Schaumgummi an den Wänden verschlang alles.
    Noch einmal schrie er, noch lauter, aber dann flog der Stiefel wieder auf ihn zu, und diesmal traf er ihn im Mund. Der Schmerz war schlimmer, wenn er in den Magen getreten wurde, aber der Schock war lähmend, es blutete, die Lippen waren aufgeplatzt, wie er merken konnte, als er mit der Zunge darüber fuhr, einer der Vorderzähne wackelte.
    Ich werde sterben, er schlägt mich verdammt noch mal tot.
    Es war keine Erkenntnis, die in seinem Gehirn Gestalt annahm, kein Gedanke, sondern etwas, das sein Körper mit einem Mal wusste, und er reagierte mit totalem Alarmzustand. Es fühlte sich an, als wäre er im Bruchteil einer Sekunde aufgeladen worden, die Schmerzen verschwanden, und alle Muskeln füllten sich mit Blut, sein Bewusstsein wurde von der Anspannung beinahe gesprengt, er musste einen Ausweg aus dieser Höllenfinsternis voller Gewalt finden.
    »Wo ist die Aufnahme?«, brüllte der Mann wütend, packte ihn an den Haaren und riss sein Gesicht nach oben, sodass er ihm in die Augen sehen konnte. »Ich schlage dicht tot, du Stück Dreck. Hörst du? Ich muss es wissen, jetzt.«
    »Mann, ich habe gelogen, es war eine Lüge. Ich habe keine Kopie gemacht.«
    Der andere sah ihn kalt an.
    »Ich glaube dir nicht. Ich werde es schon aus dir herauskriegen. Ich setze dich jetzt auf den Stuhl da und binde dich fest, und dann fange ich an, dich zu schlagen. Keine Sorge, du wirst mir erzählen, was ich wissen will.«
    »Ich habe keine Kopie gemacht, das kannst du doch an der Kamera sehen. Ich habe keine Ahnung, wie man das macht. Hör jetzt auf, zum Teufel.«

    Gleichzeitig dachte er, dass es das Einzige war, das ihn am Leben hielt. Die Kopie.
    Der Mann zog ein Paar Handschuhe an. Sie sahen aus, als seien sie aus künstlichem Leder gemacht. Dann hob er Piver vom Boden auf.
    »Warum tust du das? Ich habe dir doch nichts getan.«
    »Nein, nicht direkt. Aber du hast etwas in die Finger bekommen, von dem du dich besser fern gehalten hättest, und jetzt bezahlst du den Preis«, sagte er und blinzelte Piver verschwörerisch zu.
    Dann saß er auf dem Stuhl. Der Mann riss seine gefesselten Arme nach oben, und Piver schrie vor Schmerzen auf. Mit einem Klicken fixierte der Mann sie oberhalb der Rückenlehne in einer so verdrehten Lage, dass Piver glaubte, sie würden brechen.
    »Sitz still, du Schmeißfliege, oder ich breche dir den Hals.«
    Er begann, Piver mit Gaffa-Tape an dem Stuhl festzuzurren, zuerst den Oberkörper, danach waren die Beine an der Reihe.
    Piver heulte und schluchzte, seine Arme schmerzten auf eine Weise, die er bisher nicht gekannt hatte, ununterbrochen.
    »Gott verdammt, hör’ mir doch zu! Ich habe keine Kopie gemacht, das ist doch Schwachsinn, ich habe nichts getan.«
    »Sitz still, zum Henker!«
    Piver versuchte, ruhig zu sein, aber Schweigen war noch nie seine Stärke gewesen.
    »Niemand weiß etwas von dem Band. Ich sage niemandem etwas davon, kein Mensch erfährt etwas. Lass mich gehen!«
    Der andere packte ihn wieder an den Haaren und hob seinen Kopf. Dann versetzte er ihm eine Ohrfeige. Und noch eine. Schockiert registrierte Piver, wie sich die Hand des Mannes von einer Seite zur anderen bewegte, nur gebremst vom Aufprall auf seine Wangenknochen. Es dröhnte ihm in den Ohren, und er meinte, der Kopf müsse jeden Moment zerplatzen, das Gehirn kochte und schien anzuschwellen und lullte ihn in einem sonderbaren Rausch aus Schmerzen ein, und dann wurde er wohlohnmächtig … und doch … bei der nächsten Ohrfeige wachte er wieder auf, und bei der nächsten, der nächsten, der nächsten,

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