Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
Vom Netzwerk:
der nächsten.
    Dann ließ der andere von ihm ab, richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. Er zog die Handschuhe aus, Finger für Finger, sorgfältig und methodisch.
    »Sagst du jetzt, wo du die Kopie versteckt hast?«
    Der Ton war einschmeichelnd auf eine perverse Weise.
    Piver jammerte und heulte. »Ich habe keine Kopie, es gibt keine …«
    Der Mann hob eine Hand als Warnung. Das Gaffa-Tape wurde wieder auf seinen Mund geklebt und verschloss auch Pivers Nase fast vollständig, sodass er kaum noch atmen konnte. Er rang nach Luft und stieß sie mit der ganzen Kraft seiner Lungen wieder aus, um ein Loch in das Tape zu bekommen.
    Der Mann sah ihn mit kaltem Blick an. Dann zog er die Handschuhe langsam wieder an.

29
    Als Axel das Konferenzzimmer nach seinem kleinen Wortwechsel mit Jens Jessen wieder betrat, starrten ihn alle an, als hätte er die Pest. Ausnahmsweise einmal war er vollkommen ruhig und ließ sich nichts anmerken. Er rückte den Stuhl, auf dem Jens Jessen gesessen hatte, vom Tisch ab, ließ sich nieder und wandte sich an Henriette Nielsen:
    »Was ist mit den Drogen? Wo sind sie?«
    Es herrschte Schweigen. Verwirrung.
    »Hallo, ich bin wieder da, wir haben einen Fall, den wir lösen müssen, oder?«
    »Wir wissen es nicht. Der Stoff ist weg.«
    »Und der Mann ist tot«, ergänzte ihr Kollege.
    »Und was schlagt ihr vor, was wir jetzt tun sollen?«

    »Vielleicht könntet ihr uns jetzt mal erzählen, was ihr herausgefunden habt?«
    John Darling ergriff das Wort und berichtete über Groes und Vang.
    Die Stimmung hatte sich verändert, nachdem Jessen verschwunden war. Zwar wurden Axel und Kettler nicht direkt warm miteinander, aber immerhin saßen jetzt vier Polizisten an einem Tisch, die Informationen austauschten und den Fall aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachteten. Und mit offenen Karten spielten – jedenfalls nahezu.
    »Wir haben alle unsere Leute verhört, die auf dem Friedhof eingesetzt waren, insgesamt zweiundvierzig Mann einschließlich Groes und Vang sowie die Einsatzgruppenleiter. Es war nicht unmöglich, auf den Friedhof zu gelangen, außer über die Mauer oder durch die Eingangstore, die zweimal unbewacht waren. Und die Frage ist, ob Davidi freiwillig auf den Friedhof gekommen ist. Dass jemand einen Mann gegen dessen Willen unbemerkt an einen Ort schafft, an dem es von Polizisten nur so wimmelt, klingt ziemlich abwegig.«
    »Was ist mit den Zeugenbefragungen in den Häusern gegenüber? Hat sich da etwas ergeben?«
    »Nicht direkt. Wir sind in dreiundvierzig Wohnungen gewesen und haben mit zweiundfünfzig Bewohnern und Geschäftsleuten gesprochen. Alle haben irgendwas gesehen, aber keiner was von Belang.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie haben im Laufe des Abends und der Nacht alles Mögliche gesehen, aber keiner hat auf dem Friedhof jemanden gesehen, der nicht zu unseren Leuten gehört hätte. Davon gehen wir jedenfalls aus.«
    »Woher wollen sie wissen, dass es eure Leute waren?«
    »Ausrüstung, Wagen, Helme, Uniformen, reflektierende Schrift am Rücken. Auch wenn sie nicht immer genau sehen konnten, ob es Polizisten waren, sind sie aufgrund verschiedener Merkmale davon ausgegangen«, sagte Darling. Er sah die anderen an. »Okay,versuchen wir mal, eine Theorie aufzustellen, woher das Opfer kam und wie es an den Tatort gekommen ist … falls es überhaupt der Tatort ist.«
    Axel unterbrach.
    »Es ist der Tatort. Mit hundertprozentiger Sicherheit.«
    Alle sahen ihn verwundert an.
    »Ich habe mir die Luftaufnahmen vom Friedhof angesehen. Sowohl unsere eigenen als auch eine, die ich unter der Hand bekommen habe.«
    »Okay«, sagte Henriette Nielsen mit hochgezogenen Augenbrauen und Betonung auf der letzten Silbe, während Kettler lächelte, als könne ihn nichts mehr überraschen.
    »Aber ich muss sicher sein, dass das hier im Raum bleibt, denn wenn das herauskommt, hat der Betreffende eine Menge Ärger am Hals. Einverstanden? Nichts mit ›Ich weiß was, was du nicht weißt‹ zu irgendeinem Kollegen in der Mittagspause.«
    Er stellte seinen Laptop auf den Tisch und schloss ihn an den Projektor an. Erst zeigte er ihnen den Ausschnitt, auf dem undeutlich ein Mann zu sehen war, der gegen 24.00 Uhr den Weg in Richtung Tatort ging. Dann spulte er vor bis zu dem Ausschnitt mit den zwei Männern, die unter den Bäumen hervorkamen und Kurs auf den Tatort nahmen. Die Fragen kamen Schlag auf Schlag:
    »Ist das ein Polizist?«
    »Ist das Davidi?«
    »Halten sie sich aneinander

Weitere Kostenlose Bücher