Kommissar Steen 01 - Unruhe
sehenswert: ein weißer Afro-Look, der aber auf einen Zentimeter Länge gestutzt wie ein ornamentierter Helm auf seinem Schädel lag.
Axel hatte das Gefühl, alle starrten ihn und Jessen an, als warteten sie nur darauf, dass jeden Moment die Hölle los sein würde. Sein Herz schlug bis hinauf in den Hals, kleine schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Seine Gesichtshaut war heiß und schmerzte.
Jens Jessen breitete die Arme aus, spreizte die Finger und lächelte.
»Ja, Axel, John Darling, willkommen in unserem kleinen Hauptquartier. Wir kennen uns ja, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Wir führen gerade eine größere Operationdurch, bei der es um grenzüberschreitende Rauschgiftkriminalität geht. Verbindungsoffiziere aus Nachrichtendiensten und Polizeiorgane mehrerer Länder sowie Europol sind eingeschaltet. Deshalb liegt uns sehr viel daran, dass wir gut kooperieren.«
Axel hatte es schon hundert Mal gehört. Grenzüberschreitende Kriminalität war das Mantra der neuen Zeit. Wenn obendrein noch Europol mitmischte, dann konnte man sicher sein, dass ein paar akkurate und sorgfältig ausgearbeitete Berichte mit einer Menge schöner Worte erstellt wurden, die Verbrecher aber über alle Berge waren, lange bevor sich die vielen verschiedenen Dienste auf eine Zusammenarbeit verständigt hatten. Aber für Polizeibeamte, die im System weiter nach oben wollten, war es ein Sesam-öffne-Dich.
»Und jetzt ist also der Punkt gekommen, an dem wir unsere Kenntnisse vortragen sollten, und wir als Gastgeber fangen an. Ich bin sicher, dass wir diesen Fall schnell lösen werden. Zwei meiner fähigsten und erfahrensten Mitarbeiter stehen euch zur Seite, die über Spezialkompetenzen verfügen, wie man sie bei der Polizei nicht oft findet. Ja, …«
Er legte eine Kunstpause ein und presste die Handflächen gegeneinander. Axel rutschte auf seinem Stuhl hin und her, der Schweiß tropfte ihm aus den Achselhöhlen und rann kitzelnd an den Seiten seines Körpers hinunter.
»… ihr habt einen Mordfall, wir haben eine komplexe Ermittlung mit Verzweigungen ins Ausland, Rauschgifthandel, Geldwäsche und, wenn ich so sagen darf, noch übleren Dingen.«
»Was für Dinge?«, keuchte Axel.
Jessen sah ihn mit einem freundlichen Gesichtsausdruck an, ein zustimmendes Lächeln, dann ein kurzes, gelöstes Lachen, das deutlich machte, dass er entschied, was gesagt wurde und was nicht.
»Darauf werde ich später noch zurückkommen … oder, nein, das werde ich nicht.« Er lachte kurz. »Noch üblere Dinge … da kommt ihr schon noch selbst drauf. Der Punkt ist, dass wir unsgegenseitig helfen müssen, und wir sind gerne bereit, euch alles zur Verfügung zu stellen, was wir haben. Aber wie ihr sicher schon gehört habt, gibt es gewisse Zwänge, die uns daran hindern.«
Axel wurde schwindelig. Er versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu halten, spürte aber, dass sein Herz eine Pauke war, für die Jens Jessen einen allzu schnellen Rhythmus anschlug.
Zur großen Überraschung der anderen stand er abrupt auf. »Ich … Entschuldigung … Gibt es hier eine Toilette?«, stammelte er. »Mir ist nicht …«
»Stimmt etwas nicht? Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Henriette Nielsen, stand auf und begleitete ihn auf den Flur.
Er hörte Jens Jessen etwas von einer »kurzen Pause« sagen und erreichte eine Toilette. Drinnen löste er seine Krawatte, öffnete den Kragenknopf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann ging er in eine der Kabinen und kniete sich hin, um sich zu übergeben. Aber es kam nichts.
Das hier war genau das, was nicht hätte passieren dürfen. Er legte eine Hand auf die Brust, zählte. Es war wie immer, sein gottverdammtes Herz schlug präzise wie ein Uhrwerk. Er war wegen dieses armseligen Idioten in Panik geraten, seiner kumpelhaften Freundlichkeit gepaart mit der Macht, über die er verfügte.
Axel stand auf, knöpfte den zweitobersten Hemdknopf auf, steckte die Krawatte in die Tasche, dachte an seine Tochter und ging zurück ins Konferenzzimmer.
Jens Jessen sah ihn besorgt an.
»Alles okay?«
Axel nickte, der PET -Chef breitete die Arme aus, als wolle er ein gutes Angebot präsentieren, und sagte:
»Aufgrund des Verdachts von Rauschgiftschmuggel mit Folgekriminalität überwachen wir eine Gruppe Krimineller, bekannt unter den Namen Blågårds-Plads-Gang, Pladsen oder BGP , und das gleiche gilt für weitere hier ansässige Personen aus dem Balkan. In diesem Zusammenhang sind wir insbesondere auf den
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