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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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mucksmäuschenstill. Das Publikum hing an seinen Lippen, seinen Gesten und ließ sich von ihm verzaubern, sodass der Schlussapplaus sehr herzlich ausfiel. Grünberg verneigte sich und zeigte nun – nach der eigentlichen Vorstellung – die äffischen Bewegungen, die man von Anfang an eigentlich erwartet hatte und die nun von den Zuschauern beklatscht wurden. Als wollte er sagen: Seht her, natürlich habe ich das drauf, aber mein Affe ist ein Mensch. Lasst ihn in eurer Fantasie wie einen Affen sprechen und gehen, meinetwegen ein Affe sein, wenn ihr wollt, aber mein Affe ist ein Mensch wie du und ich.
    Meißner ging wieder in den Gastraum. Die schwarzhaarige Frau, die ihn vorher eingelassen hatte, stand jetzt hinter dem Tresen.
    »Ich muss noch Eintritt bezahlen«, sagte Meißner.
    »Geben Sie mir, was Sie meinen. Sie haben ja fast die Hälfte verpasst. Hat es Ihnen denn gefallen?«
    »Ja, Grünberg war gut.«
    Die Frau nickte.
    »Ich würde ihn gerne sprechen. Kommt er nach der Vorstellung noch manchmal in die Wirtschaft?«
    »Ich kann ihm Bescheid geben, wenn Sie wollen. Wie heißen Sie?«
    »Stefan Meißner, aber das wird ihm nichts sagen.«
    Als Grünberg aus der Umkleide kam, nun in Jeans und schwarzem T-Shirt, machte ihm die Frau ein Zeichen.
    »Sie wollten mich sprechen?«
    »Guten Abend.« Meißner zog seinen Ausweis hervor, und Grünberg sah ihn sich genau an.
    »Sie waren sehr gut.«
    »Also hat es Ihnen gefallen«, konstatierte Grünberg. »Sie kommen aus Ingolstadt? Was will denn die Kripo Ingolstadt von mir? Wegen eines nicht bezahlten Strafzettels werden Sie mir ja wohl kaum hinterherfahren.«
    »Sie haben mal in Ingolstadt gelebt?«
    »Vorübergehend. Ich hatte letztes Jahr ein Engagement am Stadttheater. Leider nur für eine Saison.«
    »Wo haben Sie da gewohnt?«
    »In der Altstadt, Beckerstraße.«
    »Aha«, sagte Meißner. »Die Wohnung im ersten Stock in der Nr. 2 1/3?«
    »Genau die.«
    »Sie kennen die Frau, die jetzt dort wohnt?«
    »Roxanne Stein? Natürlich. Sie hat meine Wohnung übernommen, als ich nach München zurückging. Warum fragen Sie mich danach? Ist etwas mit Roxanne?«
    »Haben Sie noch einen Schlüssel zu dieser Wohnung?«, fragte der Hauptkommissar ins Blaue hinein.
    »Ja, hab ich. Roxanne wollte, dass ich ihn als Reserveschlüssel behalte. Es ist doch nicht eingebrochen worden?«
    Meißner schüttelte den Kopf. Also schon der dritte Schlüssel! Wie viele gab es davon noch, verdammt?
    »Wann waren Sie zuletzt dort?«
    »In der Wohnung? Das muss Ende Juli gewesen sein. Roxanne hat mich zu einem Konzert von ihrem Chor eingeladen. Anschließend waren wir noch in der Wohnung.«
    »Haben Sie bei ihr übernachtet?«
    »Was geht Sie das überhaupt an?«
    »Haben Sie Frau Stein danach noch einmal gesehen?«
    »Ja, Herrgott, sie war letzte Woche hier. Hat sich meine Vorstellung angeschaut. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Herr Grünberg, wo waren Sie am Dienstag zwischen zwei und vier Uhr nachmittags?«
    »Das reicht jetzt aber. Wenn Sie mir nicht endlich sagen, was hier los ist, trinke ich mein Bier aus und verschwinde. Ich bin ziemlich erschöpft, und Ihr Verhalten irritiert mich.«
    Grünberg hatte recht. Meißner sah ein, dass er mit seiner Tour nicht mehr weiterkam.
    »Roxanne, ich meine Frau Stein, sie ist tot«, sagte er.
    Grünberg sah ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. Die Frau am Tresen horchte auf.
    »Kommen Sie«, sagte Meißner. »Wir setzen uns dort an den Tisch.«
    Er nahm Grünbergs Bierglas und schob ihn vor sich her. Der Schauspieler stolperte, sodass ein Stuhl krachend umfiel. Meißner stellte ihn wieder auf und half dem Mann, sich zu setzen.
    »Die schöne Roxanne!«, sagte er. »Und was hat die Kripo damit zu tun? Wie ist sie denn gestorben?«
    »Sie ist ermordet worden.«
    Wieder schüttelte Grünberg den Kopf.
    »Aber das kann nicht sein.« Er packte Meißner am Arm. »Das kann doch nicht wahr sein. Wer sollte ihr denn etwas angetan haben? Wer?«
    »Wir werden es schon herausfinden«, sagte Meißner. »Haben Sie Roxanne Stein geliebt?«
    Grünberg starrte auf die dunkle Fensterfront, in der sich das Innere des Lokals spiegelte: die Menschen, die Tische samt der Kerzen, die nun auf ihnen brannten, die Säulen, die Lampen. Alles schien sich auf der Straße fortzusetzen.
    »Herr Grünberg?« Nun war es Meißner, der an Grünbergs Arm rüttelte.
    Plötzlich fiel der Schauspieler mit dem Oberkörper vornüber auf den Tisch. Das Bierglas kippte um, der

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