Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
drehte Holler seine Mütze auf dem Tisch von links nach rechts und wieder zurück.
»Sie war wie gesagt an dieser Frauenhaus-Sache dran, der Geschichte mit der Meisinger-Gattin. Der Typ, also ihr Mann, ist Bauunternehmer und CSU -Stadtrat«, sagte Fischer.
»Der Meisinger hat auch ein paar Kieswerke draußen im Feilenmoos«, meldete sich endlich Holler zu Wort und steuerte sein Lokalwissen bei. »Der ist stinkreich, hat überall seine Finger drin. Vielleicht gibt es ein paar krumme Dinger unter seinen diversen Geschäften, aber es war ihm nie etwas nachzuweisen. Der hat Verbindungen überallhin, bis in die hohe Politik.«
»Dann müssen wir uns den auch noch vornehmen«, sagte Meißner. »Aber vorher brauchen wir noch einige Fakten. Holler, du wertest mit Fischer das Pressematerial der Toten aus und recherchierst zu den Geschichten.«
»Wäre Marieluise da nicht besser geeignet? Als Frau, meine ich? Uns lassen die in so ein Frauenhaus doch gar nicht rein«, meinte Fischer.
»Dann nehmt sie eben mit, wenn ihr so weit seid«, schlug Meißner vor. »Haben wir etwas Wichtiges übersehen?«
»Den Ehemann«, sagte Fischer. »Ich habe sein Alibi überprüft. Er war nicht bei diesem Seminar. Die Sekretärin sagt, dass von zehn Angemeldeten vier nicht da waren, aber ein Herr Freyberg sei weder unter den Anwesenden noch unter den Fehlenden gewesen.«
»Na dann«, meinte Meißner, »wirst du da wohl noch mal nachhaken. Was noch?«
»Die Nachbarn in der Beckerstraße«, sagte Rosner. »Wurden die schon befragt?«
»Mit einem haben wir bereits gesprochen, einem gewissen Grote. Ich habe seine Handynummer. Das Alibi muss noch geprüft werden«, sagte Fischer, »die anderen haben wir noch nicht angetroffen.«
»Soll ich mich darum kümmern?«, fragte Rosner.
»Gut«, willigte Meißner ein. »Dann fahren wir zusammen hin. Nächste Besprechung ist wieder hier, sechzehn Uhr dreißig.«
»Äh«, meldete sich Holler zu Wort, »ich hab aber um sechzehn Uhr Dienstschluss.«
»Vergiss es«, sagte Meißner. »Wir fahren in einer halben Stunde los«, wandte er sich an seine junge Kollegin. »Und schönen Dank für den Kaffee.«
Sie errötete leicht.
»Ach ja: Willkommen in der Ermittlungsgruppe!«, rief er ihr noch nach, als sie schon an der Tür war.
Sie drehte sich noch einmal um und strahlte ihn an. »Danke«, brachte sie heraus, dann war sie weg.
Er hätte gern gesehen, ob sie jetzt noch ein bisschen röter geworden war.
»Was soll ich denen vom ›Donaukurier‹ sagen, wenn ich dort anrufe?«, wollte Fischer auf dem Weg zurück ins Büro wissen.
»Keine Einzelheiten. Also nicht, wie es passiert ist. Dass sie tot ist, brauchen wir nicht geheim zu halten, aber ich will keine Sensationsgeschichten in der Zeitung lesen. Finde raus, wer aus der Redaktion am engsten mit ihr zusammengearbeitet hat. Mit dem will ich dann persönlich sprechen.
»Okay.« Fischer setzte sich ans Telefon.
Meißner trat nachdenklich ans Fenster und sah in den sonnigen Spätsommertag hinaus. Ihm fiel ein, dass er noch immer nicht mit der jüngeren Tochter von Roxanne Stein gesprochen hatte. Vielleicht konnte Marieluise das ja übernehmen. Womöglich hatte das Mädchen den ersten Schock schon ein wenig überwunden, oder war sie genauso cool wie ihre kratzbürstige Schwester? Fischer machte ihm ein Zeichen.
»Ich habe jetzt einen Kollegen von Roxanne Stein am Apparat, Pavel Kuska. Soll ich ihn durchstellen?«
Meißner nickte.
»Hören Sie«, legte Kuska los, »ich muss gleich in die Redaktionskonferenz, können wir nicht später telefonieren?«
»Herr Kuska, Sie arbeiten mit Frau Stein zusammen?«
»Ja, das habe ich Ihrem Kollegen doch schon gesagt. Worum geht’s eigentlich?«
»Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Wann? Am Montag. Sie hat zwei Artikel abgeliefert, und wir haben ihre nächsten Themen kurz durchgesprochen. Gestern waren wir dann um fünf verabredet, aber sie ist nicht aufgetaucht. Ist irgendetwas mit ihr?«
»Wie ist Ihr Verhältnis zu ihr?«
»Verhältnis? Sie arbeitet mir als Freie zu, also meinem Ressort. Bearbeitet Themen aus der Konferenz oder schlägt selbst welche vor, die wir dann gemeinsam durchsprechen. Manchmal redigiert sie auch fremde Texte, was eben so anfällt.«
»Ist sie eine gute Journalistin?«
»Sie hat ihre Themen und ihre ›Anliegen‹. Ist ein Profi mit guter Schreibe.«
»Haben Sie auch privat Kontakt zu ihr?«
»Na ja, wir gehen schon mal zusammen auf ein Bier, wenn Sie das meinen. Sie ist
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