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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Inhalt schwappte heraus, Meißner bekam das Glas zu fassen, bevor es vom Tisch rollen konnte, doch die schäumende Flüssigkeit hatte sich schon auf seine Hose ergossen. Als er sie das Bein hinunterlaufen spürte, sprang er auf.
    Die Frau am Tresen hatte den Vorfall beobachtet. Sie kam an ihren Tisch, reichte ihm ein Geschirrtuch, und er versuchte, seine Hose damit zu trocknen.
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie und strich Grünberg, der immer noch vornüber auf dem Tisch lag, liebevoll über das Haar. »Viktor, was ist passiert?«
    Der Schauspieler richtete sich auf. Sein Gesicht war nass, von Bier oder Tränen oder von beidem. Er sah sie an, fasste sie um die Taille und sagte: »Roxanne ist tot.« Dann legte er seinen Kopf an ihren Bauch und weinte.
    Seine Reaktion wirkte sehr echt, eine Spur zu theatralisch vielleicht. Meißner war auf der Hut. Immerhin hatte Grünberg einen Schlüssel zu ihrer Wohnung.
    Grünberg schluchzte noch immer, sodass die Frau ein Taschentuch aus ihrer Jeans fingerte.
    »War er es?«, fragte der Schauspieler.
    »Wer? Wen meinen Sie?«
    »Na, ihr Mann, dieser eifersüchtige Macho.«
    »Kannten Sie ihn denn?«
    »Immer wieder hat er versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen, aber ich konnte keinen Sinn darin sehen. Wie ist es denn passiert? Ich meine, wie hat er … Wie ist sie denn gestorben?«
    Meißner sah die Frau, die Grünberg immer noch umschlungen hielt, an. Sie machte sich sanft von ihm los, strich ihm über die Wange und sagte: »Ich bin am Tresen, wenn du mich brauchst.«
    »Herr Grünberg, Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet: Wo waren Sie am Dienstagnachmittag zwischen zwei und vier?«
    »Wie? Am Dienstag? Ich hatte am Montagabend Vorstellung. Dann wird es immer spät. Am nächsten Tag schlafe ich lange, und nach dem Aufstehen gehe ich raus, auf den Viktualienmarkt oder in den Englischen Garten. Ich streune herum und mache meinen Kopf frei für den Abend, rekapituliere meinen Text, arbeite Stellen nach, an denen es noch etwas zu verbessern gibt. Alles im Kopf, verstehen Sie? Aber ich muss mich dazu bewegen, herumgehen.«
    »Und zwar allein, nehme ich an?«
    »Natürlich, immer allein.«
    »Sind Sie irgendwo eingekehrt, haben Sie einen Kaffee getrunken oder mit jemandem gesprochen? Hat Sie jemand gesehen?«
    Grünberg zuckte die Achseln und schüttelte dann den Kopf. Die Bedienung kam wieder an ihren Tisch.
    »Können Sie Viktor nicht heimbringen?«, fragte sie Meißner. »Er kippt ja gleich um. Die Wohnung ist direkt hier um die Ecke, nur fünf Minuten zu Fuß.«
    Meißner nickte. »Kommen Sie.«
    Ohne Widerstand ließ sich Grünberg aus dem Lokal führen. Die Frau erklärte Meißner den Weg, nannte ihm die Adresse, bevor sie einen Schlüssel aus Grünbergs Jackentasche nahm und ihn Meißner gab.
    Er hakte den Schauspieler unter, der keinen eigenen Willen mehr zu haben schien, und ging los. In der Wohnung zog er ihm die Schuhe aus, bugsierte ihn auf das Sofa im Wohnzimmer und deckte ihn mit einer schwarzen Wolldecke zu, auf der »Süddeutsche Zeitung« stand. Das Licht einer Stehlampe ließ er brennen, dann legte er seine Karte auf den Tisch.
    »Ich brauche noch Ihre Telefonnummer.«
    Grünberg gab ihm seine Festnetz- und die Handynummer.
    Meißner war froh, dass der Schauspieler nicht mehr auf die Frage, wie Roxanne gestorben war, zurückkam. Er stellte ihm noch ein Glas Wasser auf den Tisch, dann verließ er die Wohnung.
    Als er auf dem Rückweg sah, dass im »Fraunhofer« noch immer Licht brannte, trat er erneut ein. Die schwarzhaarige Slawin war gerade dabei aufzuräumen und das Lokal zu schließen. Die Gäste waren alle gegangen, trotzdem ging er in den Wirtsraum.
    »Danke, dass Sie ihn nach Hause gebracht haben«, sagte sie. »Ich kann ja hier nicht weg. Sie sehen ja, dass ich allein im Lokal bin. Ich heiße übrigens Ludmilla. Schropp.«
    »Sind Sie jeden Tag hier?«
    »Nur wenn Vorstellungen sind. Ich bin das Theatermädchen für alles.«
    »Kennen Sie Herrn Grünberg schon länger?«
    Sie nickte. »Ich kannte auch Roxanne. Wie ist das eigentlich passiert?«
    Meißner überging die Frage.
    »Ist Ihnen am Dienstagabend etwas aufgefallen? War Viktor Grünberg vielleicht anders als sonst?«
    »Dienstag? Nein, wieso? Ist das mit Roxanne am Dienstag passiert?«
    Meißner nickte.
    »Aber er hat es doch eben erst erfahren. Sie glauben doch nicht, dass er irgendetwas damit zu tun hat?« Sie sah ihn ungläubig an. »Viktor ist sanft wie ein Lamm. Und er hing noch immer

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