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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Choleriker.«
    »Rainer ist ein Idiot«, sagte Frau Seebauer. »Er hat sich aufgeführt wie ein sizilianischer Macho. All die Jahre über, in denen er keinen Grund dazu gehabt hatte, war er rasend eifersüchtig. Er hat immer Druck auf sie ausgeübt. Hat geglaubt, so könne er sie halten.«
    »Das heißt, dass sie schon länger gehen wollte?«
    »Vielleicht wusste er es schon, bevor sie es wusste. Ich hatte ja immer diese Angst, aber das hat wohl mehr mit ihm als mit ihr zu tun gehabt. Die beiden haben sich abgesondert und in ihre eigene kleine Welt zurückgezogen. Solange die Kinder klein waren, hat das gepasst, aber dann wurde es Roxanne irgendwann zu eng. Sie hat sich in den Jahren fast selbst aufgegeben. Dabei war sie schon immer die Künstlerin in unserer Familie. Und das behütete Nesthäkchen. Aber dann blieb alles – die Kinder, das Haus und dieser Hund – an ihr hängen, während ihr Mann arbeitete und seine Hobbys pflegte. Als sie dann irgendwann aufwachte und sah, was mit ihrem Leben geschah, war es schon fast zu spät. Sie musste wieder ganz von vorne anfangen. Lokalreporterin beim ›Donaukurier‹. Haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet?«
    »Mieses Zeilenhonorar?«, vermutete Meißner.
    »Genau. Und Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Unterbrunnenreuth, Schützenverein Edelweiß, Veteranenverein, Wanderverein Waldesruh, die ganze Provinzpalette. Sie richtete ihre Arbeit um die Familie herum ein, aber keiner von ihnen nahm Roxannes Arbeit ernst. Kam ja zuerst nicht viel rum. Haben Sie eine Ahnung, was so ein altes Haus frisst? Alles sehr romantisch, aber Sie müssen mal die Heizkostenabrechnungen sehen. Und dann noch die ganze Arbeit! Da gehört schon ziemlich viel Liebe dazu.«
    »Ist Herr Freyberg gewalttätig?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber er ist impulsiv und unbeherrscht, auch wenn er nach außen hin nicht so wirkt. Manchmal hätte ich ihn packen und durchschütteln können, diesen Kerl. Er hat nie kapiert, dass er daran schuld war, dass Roxanne gegangen ist. In den letzten zehn Jahren hat er sie ausgeblutet. Sie war schon fast vertrocknet, als sie endlich den Absprung geschafft hat.«
    »Könnte er es getan haben?«, fragte Meißner direkt.
    »Wer kann schon in einen Menschen hineinschauen?«
    »Hat er sie geschlagen?«
    »Soweit ich weiß, nein. Er war wütend, hat Dinge zerschlagen, Türen eingetreten und so was.«
    »Und warum ist sie nicht früher gegangen?«
    »Denken Sie mal nach! Haben Sie Kinder?«
    Meißner schüttelte den Kopf.
    »Kleine Kinder kann man umpflanzen, die großen kriegt man nicht mehr raus aus ihrer Umgebung. Das Haus ist ihre Heimat, die Großeltern, Rainers Eltern, wohnen um die Ecke. Sie haben ihre Freunde dort, die Schule.«
    »Sie hätte mit den Kindern doch im Haus bleiben können.«
    »Natürlich. Aber Rainer und ausziehen? Der wäre nie gegangen! Der hätte auf seinem hohen moralischen Ross gesessen und sich nicht vom Fleck gerührt. Nein, es war klar, dass sie gehen musste, wenn sie die Trennung wollte. ›Du kannst nicht alles haben‹, hat er zu ihr gesagt. ›Freiheit und Familie, das geht nicht. Du musst dich schon entscheiden.‹ Als gäbe es in Familien keine Freiheit. Nur deshalb ist sie so lange geblieben. Ein Leben ohne ihre Töchter und ohne diesen komischen Hund konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Als sie den Absprung geschafft hat, dachte sie, sie würde an der Trennung eingehen.«
    »Und? Ist sie daran eingegangen?«
    »Die erste Zeit war hart, sie war praktisch nur krank. Aber dann ging’s aufwärts. Sie hat sich in ihre Arbeit gestürzt, endlich wieder geschrieben und viele lose Enden aufgegriffen, die sie während ihrer Ehe verloren hatte. Fand wieder zur Musik, lernte neue Leute kennen. Langsam wurde sie ein anderer Mensch. Oder besser ausgedrückt: Sie wurde wieder zu der lebenslustigen Roxanne, die ich von früher kannte.«
    »Und dieser Schauspieler?«
    »Viktor? Der war nur ihr Sprungbrett. Er brachte ihr die Anerkennung und Bewunderung entgegen, die sie brauchte. Aber ich glaube, sie sind Freunde geblieben. Er war so ein sanfter Mann.«
    »Hat sie ihn auch verlassen?«
    »Sie musste eben lernen, ihren eigenen Weg zu gehen. Er war nur das Trampolin.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    »Zuletzt hat er in München in so einem kleinen Theater gespielt. Ich glaube, es war das ›Fraunhofer‹.«
    »Lebt er in München?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wissen Sie, ob Ihre Schwester in letzter Zeit einen Freund oder einen Liebhaber

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