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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Aufzug vorwärts.
    Kuskas Büro entsprach dem Klischee, das Meißner von einem Journalistenbüro hatte. Zimmerhohe Regale standen zu beiden Stirnseiten des Raumes. Gefüllt waren sie mit Büchern, Zeitschriften, Druckerzeugnissen aller Formate, Ablagen mit Fotos, Andrucken und Seitenabzügen. Auf dem Monitor des noch laufenden Computers saß eine Stoffente, deren Körper mit Wörtern bedruckt war, und ließ ihre breiten orangefarbenen Füße über den Rand des Bildschirms hängen.
    »Paula, die Zeitungsente«, stellte sie Kuska vor, der Meißners Blick gefolgt war. »Erzählen Sie mir, was mit Roxanne passiert ist. Wenn es kein Unfall war, was dann?«
    »Mord«, sagte Meißner.
    Kuska schwieg, stand auf und öffnete das Fenster. Dann zog er eine Packung Lucky Strike aus der obersten Schublade seines Schreibtischs und zündete sich eine Zigarette an.
    »Welches Schwein macht denn so etwas? Sie war eine so tolle Frau!« Er blies den Rauch zum Fenster hinaus. »Wie ist es denn passiert?«
    »Sie ist erdrosselt worden. Dienstag, früher Nachmittag. In ihrer Wohnung.«
    »In der Wohnung? Dann kann es ja nur jemand gewesen sein, den sie kannte.«
    »Möglich, aber Genaues wissen wir noch nicht. Haben Sie von Frau Steins Recherchen im Frauenhaus gewusst?«
    »Das? Ja, klar. Wir wollten demnächst eine größere Reportage zu dem Thema bringen. Sie war da sehr engagiert. Anscheinend eine Herzensangelegenheit. Ihr Thema, verstehen Sie? Etwas, was einen aus irgendeinem Grund packt und eine Zeit lang nicht mehr loslässt. Ähnlich einer Liebesaffäre.«
    »Gab’s dabei irgendwelche Probleme? Ich meine, hatte jemand etwas gegen ihre Arbeit oder dagegen, dass Sie ihre Ergebnisse veröffentlichen würden?«
    »Von der politischen Richtung passt das natürlich einigen Leuten nicht in den Kram, wenn Sie das meinen. Das sind die, die auch gegen die Einrichtung eines Kinderhorts stimmen, weil sie meinen, dass es der natürlichen Ordnung entspricht, wenn die Mütter sich nachmittags selbst um ihre Kinder kümmern und mit ihnen über den Hausaufgaben sitzen. Die denken, dass mit mehr Horten weniger Frauen zu Hause bleiben. Diese Leute vertreten auch die Meinung, dass wir keine Frauenhäuser brauchen, weil es entweder keine häusliche Gewalt gibt oder die Caritas-Beratungsstellen und die Gemeindehelferinnen schon damit fertigwerden. Die bloße Existenz einer solchen Einrichtung ist für die schon eine gesellschaftliche Schande. Sie wissen ja, wer den Menschen einen Spiegel vorhält, kann schon mal als Nestbeschmutzer und Denunziant gelten, da muss er selbst gar nichts angestellt haben. Trotzdem: Mörder sind diese Leute nicht.«
    »Irgendwelche Promis, die fürchten mussten, wegen Frau Steins Geschichten bald im Rampenlicht zu stehen?«
    »Sie denken da an den Meisinger? Ja, der war tatsächlich fuchsteufelswild, als er erfuhr, dass Roxanne mit seiner Frau gesprochen hatte. Rief hier beim Chefredakteur an und hat Druck gemacht.«
    »Und? Hat der Chefredakteur den Druck an Sie weitergegeben?«
    »Nicht wirklich. Er hat mich informiert und angemahnt, dass alles sorgfältig recherchiert und absolut wasserdicht sein muss, was wir bringen. Die Aussagen aller Informantinnen haben dokumentiert und nachweisbar zu sein, weil wir auf Gegenwind gefasst sein müssen.«
    »Das war alles?«
    »Das war alles. Unser Chefredakteur sieht das Ganze eher sportlich. Schlechter Journalismus regt ihn viel stärker auf als schlechte Publicity vonseiten einiger Politiker.«
    »Hat Meisinger ihm gedroht?«
    »Davon weiß ich nichts. Hätte er mir aber auch nicht gesagt. Ist nicht sein Stil.«
    »Gäbe es denn für einen wie Meisinger die Möglichkeit, eine freie Mitarbeiterin abzuschießen?«
    »Nur, wenn sie wirklich Mist baut. Aber das wäre Roxanne nicht passiert. Sie ist ein Profi. – War.«
    »Wissen Sie von ihren privaten Problemen und Konflikten. Von Auseinandersetzungen?«
    »Sie meinen die Trennung? Darüber war sie manchmal schon noch ziemlich unglücklich. Alles zurückzulassen, was man sich in fast zwanzig Jahren aufgebaut hat, das ist ja auch nicht leicht. Eigentlich habe ich sie dafür bewundert. Sie hat hartnäckig um den Kontakt zu ihren Kindern gekämpft, hat ihrem Mann alles überlassen, den ganzen gemeinsamen Besitz. Außer ein paar persönlichen Dingen hat sie nichts in ihr neues Leben mitgenommen. Sie hat mit ganz wenig wieder von vorne angefangen und mit der Zeit gemerkt, wie schön es sein kann, wenn das Gepäck leicht ist, mit dem man

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