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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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reist. Wenn man sich an einem Sonnentag einfach auf eine Parkbank setzen kann, statt den Rasen mähen oder die Hecke schneiden zu müssen. Solche simplen Freiheiten eben. Ich persönlich glaube ja, dass sie einfach komplett ausgebrannt war. Familie, Haus, Beruf und dazu noch ihre eigenen Ambitionen – das war irgendwann nicht mehr zu schaffen.«
    »Mit ›Ambitionen‹ meinen Sie das Schreiben?«
    Kuska nickte. »Bei ihrem Talent und ihrer Disziplin hätte sie es vielleicht noch zu etwas bringen können.«
    »Haben Sie vielleicht irgendeine Idee, einen Verdacht, wer sie umgebracht haben könnte?«
    »Nein, gar nichts, keine Ahnung. Wahrscheinlich war es eine Liebe-Rache-Eifersucht-Geschichte. Oder einfach ein Wahnsinniger. Er klingelt an ihrer Tür, sie macht auf, und er erwürgt sie, weil er gerade nichts Besseres zu tun hat oder einen Anfall bekommt, einen psychotischen Schub, was weiß ich …«
    Der Redakteur drückte die Zigarette an der Unterseite des Fensterbretts aus und steckte die Kippe in einen Mini-Aschenbecher, der wie ein Gasfeuerzeug aussah, aber aufklappbar und innen hohl war.
    »Hat mir mein Sohn gekauft«, sagte Kuska. »Wenn ich schon rauchen muss, soll ich wenigstens meine Kippen nicht in die Botanik werfen.« Kuska rieb sich die Augen mit den Handballen.
    »Haben Sie Lust, mit in die Stadt zu kommen und eine Kleinigkeit zu essen?«, fragte Meißner.
    Kuska winkte ab. Er wirkte erschöpft. »Ich will heute noch mit dem Nachruf anfangen. Bin morgen den ganzen Tag unterwegs, und am Sonntag muss der Artikel fertig sein. Er soll schließlich gut werden. Das bin ich Roxanne schuldig.«
    Meißner stellte das Auto beim Schwimmbad ab. Durch den Torbogen des Taschenturms betrat er die innerhalb der gut erhaltenen Stadtmauer liegende Altstadt. Er hielt sich rechts und war bald darauf am »Ölbaum« angekommen. Durch die Glasfront spähte er in den noch spärlich besetzten Gastraum mit seinen einfachen hellen Holzmöbeln. Er betrat das Lokal, setzte sich an einen kleinen Tisch und bestellte ein Glas Weißwein. Die Speisekarte war ebenso schlicht wie die Einrichtung: ein Pluspunkt des Lokals. Meißner hatte hier noch nie etwas gegessen, was ihm nicht geschmeckt hätte. Im »Ölbaum« war das Spektrum angenehm überschaubar: Gambas oder Lammspieß mit Rosmarin, Weiß- oder Rotwein. So einfach konnte das Leben sein. Als die Bedienung an seinen Tisch kam, klingelte sein Handy. Er zeigte in der Speisekarte auf die Gambas und nahm das Gespräch an.
    »Hier Ludmilla, hallo. Ich habe gerade einen Ersatz für die heutige Vorstellung organisiert und einen Moment Luft.«
    »Viktor ist tatsächlich nicht wieder aufgetaucht?«, fragte Meißner erstaunt.
    »Er liegt im Krankenhaus.«
    »Was ist denn passiert?
    »Er hat sich vor einen U-Bahn-Zug geworfen.«
    Meißner versuchte zu begreifen.
    »Heute Nachmittag«, ergänzte Ludmilla.
    »Und wo?«
    »Am Odeonsplatz. Er liegt im Schwabinger Krankenhaus.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten und bei seiner Mutter angerufen. Die Nummer habe ich für den Notfall. Außerdem musste ich ja wissen, was mit der Vorstellung ist. Die Mutter war gerade vom Krankenhaus angerufen worden.«
    »Und wie geht es ihm? Waren Sie schon dort?«
    »Nein, ich kann hier im Moment nicht weg. Aber die Ärzte sagen, dass er durchkommt. Morgen Vormittag fahre ich hin.«
    »Wann?«
    »So zwischen neun und zehn vielleicht.«
    »Ich komme mit. Wir treffen uns um halb zehn im Krankenhaus.« Nach einer Pause fragte er: »Wissen Sie, warum er das getan hat?«
    »Viktor würde Ihnen jetzt wahrscheinlich einen ergreifenden Monolog halten, und am Ende würden Sie wahrscheinlich ahnen, dass es etwas mit Liebe zu tun haben muss«, sagte sie.
    »Und was glauben Sie?«, fragte Meißner.
    »Ich will gar nicht darüber nachdenken. Es würde mich wahrscheinlich sehr traurig machen.«
    »Sie meinen, dass er Roxanne Stein noch immer geliebt hat?«
    »Sie haben doch gesehen, wie er reagiert hat, als Sie ihm von ihrem Tod erzählt haben.«
    War es Liebe gewesen, was er gesehen hatte? Meißner war sich nicht sicher. Auf der Bühne hatte er einen wunderbaren Schauspieler erlebt. Schauspieler, unglücklich Liebende, Verlassene, Eifersüchtige, Verschmähte, sie alle konnten auch zu Mördern werden. Jeder von ihnen.
    Als seine Bestellung gebracht wurde, begann er gegen die Erschöpfung anzuessen. Von seinem Platz aus schaute er auf einen gelben Vorhang mit grünen und schwarzen

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