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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Lied«, sagte er, als sie auf ihn zukam.
    »Kennen Sie es nicht von früher?«, fragte sie.
    »Doch«, sagte er, »ich glaube, Nancy Sinatra hat es damals gesungen. Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
    »Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie in letzter Zeit öfter im Frauenhaus war«, meinte Alba. »Ich musste gerade daran denken. Ihre Fotos von den Frauen hab ich auch gesehen. Sie hat gesagt, dass es für die Frauen, die dort leben, schon schwierig genug ist, überhaupt auf die Straße hinauszugehen. Und obwohl die Adresse nirgendwo bekannt gemacht wird, finden die Männer sie doch heraus. Dann lauern sie zum Teil ihren Frauen auf und versuchen mit ihnen zu reden. Sie wollen sie zurückholen. Meine Mutter hat gesagt, dass Frauen dabei schon auf offener Straße angegriffen und verprügelt worden sind. Deshalb gehen viele auch nur in Begleitung der Sozialarbeiterinnen aus dem Haus. Ich weiß nicht, warum mir das gerade jetzt eingefallen ist, aber ich dachte, vielleicht sind Sie noch da.«
    Sein Bauch reagierte bereits, bevor sein träger Kopf in Gang gekommen war. Augenblicklich wusste er, dass das, was Alba ihm gerade erzählt hatte, wichtig war.
    »Irgendwie denke ich, dass es einfach niemand gewesen sein kann, der meine Mutter richtig gekannt hat. Als Mensch, meine ich.«
    Meißner nickte. »Denken Sie, sie hat sich im Frauenhaus bedroht gefühlt?«
    Alba schüttelte den Kopf. »Ach, egal. Es ist nur so eine Idee von mir oder ein Gefühl. Irgendwie denke ich an so ein krankes Hirn. Vielleicht habe ich auch nur zu viel Stephen King und solche Sachen gelesen, aber es laufen doch viele Verrückte einfach frei herum, oder?«
    Meißner zuckte mit den Achseln. Er musste vorsichtig sein, denn er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen. Das Mädchen hatte schließlich vor nicht einmal einer Woche seine Mutter verloren.
    »Sie haben sie nicht gekannt, oder?«, fragte sie plötzlich.
    Sie sah ihn mit einem Röntgenblick an, der ihn in seinem Innersten traf. Es war, als habe jemand die Tür nach draußen aufgerissen. Ihm wurde kalt. Sie wartete immer noch auf eine Antwort.
    »Nein«, sagte er, »leider nicht.« Und damit log er Alba nicht einmal an. Er hatte sie gesehen, ja, drei Mal. Aber beim zweiten Mal war sie bereits tot gewesen. Er hatte in ihren Heften gelesen und ihren Computer durchsucht. Aber das war es nicht, was ihre Tochter meinte. Nein, er hatte sie nicht gekannt.
    Als Alba gegangen war, fühlte Meißner sich wieder wacher. Ein Verrückter, dachte er. Also vielleicht doch der Spieler? Er zahlte und fuhr nach Hause.
    Seine Wohnung roch, als sei er eine Woche weg gewesen. Kurz entschlossen fing er an, das Geschirr zu spülen. Morgen Abend würde er sowieso nicht dazu kommen. Er räumte sein Schlafzimmer auf, sortierte die schmutzige Wäsche, dann duschte er und ging zu Bett. Sein Chandler-Krimi, in dem er sporadisch las, ging ihm auf die Nerven. Manchmal konnte er den Zauber nachvollziehen, den der Kult-Detektiv mit seiner Schnoddrigkeit verbreitete, aber meistens erschien ihm dessen Coolness einfach nur aufgesetzt und künstlich. Natürlich musste ein Krimi nicht immer und in allen Bereichen realistisch sein, aber manchmal war das wahre Leben eindeutig spannender, und dann musste Meißner seine Gedanken und Gefühle einfach beieinander halten und wollte gar nicht so viel Zerstreuung. Und sei es mit einem Krimi. Er legte das Buch weg und löschte das Licht.
    Seine Gedanken verhedderten sich in einer imaginären Mind Map von Fakten, Vermutungen, Ahnungen, von Verdächtigen und möglichen Querverbindungen zum Opfer und seinem Umfeld. Details, von denen er dachte, dass er sie sich unbedingt merken sollte, blitzten kurz auf, bevor sie ihm wieder entglitten. Er hatte das Gefühl, dass in all den Einzelheiten irgendwo der Schlüssel und mit ihm ein Ausweg aus dem Chaos verborgen sein müsse. Wenn er nur alles in seiner Erinnerung abspeicherte, dann würde er irgendwann den Zugang zur Lösung finden. Über dieser fruchtlosen Grübelei schlief er ein.

SECHS
    Als er am Samstagmorgen erwachte, war ein leichtes Kopfweh alles, was ihm von den Gedanken in der Nacht zuvor geblieben war. Die Wölkchen seiner imaginären Mind Map trieben schmutzig grau in seinem Hirn herum – so wie die Fettaugen im Abspülwasser vom Abend vorher. Er öffnete weit das Fenster, als könne die herbstlich anmutende kühle Morgenluft für mehr Klarheit sorgen, und ließ sich eine Tasse Kaffee aus der Saeco.
    Um halb neun war er Richtung Autobahn

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