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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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hatte den Eindruck, dass er immer noch sehr viel für sie empfunden hat.«
    »Ja, er hing sehr an ihr. Ich weiß gar nicht, wieso die beiden nicht zusammengeblieben sind.«
    »Hat Ihre Schwester eigentlich mal selbst auf der Bühne gestanden?«
    Es war einer dieser Gedanken, die ohne Vorbereitung und Anstoß von außen von irgendwoher kamen und sich aus eigener Kraft Raum verschafften. Mit einem Kribbeln im Magen wartete Meißner auf die Antwort.
    »Ja, sie hatte mal eine kleine Nebenrolle. Warten Sie mal … Ich glaube, es war in dem Fleißer-Stück ›Pioniere in Ingolstadt‹. Oder war es doch ›Fegefeuer in Ingolstadt‹? Egal, es war wie gesagt nur eine kleine Rolle, aber sie war sehr stolz darauf, dass man sie überhaupt gefragt hatte. Und es hat ihr sehr viel Spaß gemacht. Ich glaube, es hätte ihre nächste Leidenschaft werden können.«
    »Wann war das?«
    »Dieses Jahr. Im Frühjahr oder im Frühsommer. Mai, Juni etwa. Wieso?«
    »Hat sie in dieser Zeit von einem Mann, einer Bekanntschaft vom Theater erzählt, von einem väterlichen Freund, einem etwas älteren Mann?«
    »Ich glaube nicht, aber sie hat mir auch nicht von jedem erzählt, mit dem sie mal ausgegangen ist. Ich bin da auch etwas konservativer eingestellt. Mein Leben verläuft in ruhigeren Bahnen als ihres verlaufen ist. Vor allem im letzten Jahr.«
    Sie machte eine Pause, als wolle sie dem nachspüren, was sie eben gesagt hatte. Das bewegte Leben ihrer Schwester, jetzt war es aus und vorbei. Warum?
    Während des Telefonats hatte ihm Marlu einen Zettel hingelegt: »Intendant Martin Hahn, Festsaalverwalter Walter Lorenz«, darunter standen mehrere Telefonnummern zur Auswahl.
    Meißner informierte den Intendanten über die Aktion, von der er selbst noch keine rechte Vorstellung hatte, versprach ihm aber, möglichst wenig Aufsehen zu erregen und diskret vorzugehen. Einen Verzicht auf den Einsatz von Schusswaffen konnte er allerdings nicht gewährleisten. Er konnte seine Leute ja nicht unbewaffnet da reinschicken.
    »Sie dürfen weder die Vorstellung stören noch jemanden aus dem Ensemble oder dem Publikum gefährden.«
    Meißner seufzte. Das wusste er selbst, schließlich waren sie keine Anfänger.
    Er trat ans Fenster und sah auf den Hof hinaus. Sein Blick fiel auf das ramponierte Heck von einem dunkelblauen A 4 mit ausgeschlagenen Rückscheinwerfern, den er etwas verwundert als seinen eigenen identifizierte. Noch einmal hatte er das Bild der blonden Schwangeren auf dem Fahrrad vor Augen, die sich nach dem Abbiegen erschrocken nach ihm umdrehte. Carola, dachte er, wessen Kind fährst du da eigentlich durch die spätsommerliche Stadt?
    Er ging an den Computer und rief die Website des Ingolstädter Theaters auf. Das einzige Fleißer-Stück, das auf dem diesjährigen Spielplan stand, hieß »Der starke Stamm«. Es war von April bis Anfang Juli gespielt worden.
    Er sah sich die Liste der Mitwirkenden und die dazugehörigen Fotos an. Es waren einige Schauspieler um die fünfzig und älter dabei, grau meliert, grau- oder weißhaarig. Keiner von ihnen trug eine schwarze Brille, aber nicht jeder hatte ein Bild von sich eingestellt. Er las sich das Rollenbuch jedes Einzelnen durch und fand drei, die auch in »Emilia Galotti« auftraten. Von dem einen gab es kein Foto, der zweite, der den Prinzen spielte, war zu jung, aber der dritte, Emilias Vater, verursachte wieder dieses Kribbeln in Meißners Bauch, da, wo seine polizeilichen Instinkte beheimatet waren. Der Mann hieß Gunter Naum und war vielleicht Anfang fünfzig. Im Fleißer-Stück hatte er den »Metzgerjackl« gespielt. Einen Wiener.
    Meißner sah auf die Uhr. Sechzehn Uhr zehn. Er ging hinüber zu Marlu, aber sie telefonierte. Als er mit zwei Bechern Kaffee vom Automaten zurückkam, hatte sie aufgelegt.
    »Frau Reim ist gerade dabei, die Liste zu erstellen. Sie verlangt aber, dass wir die Infos streng vertraulich behandeln. Sie ackert wie eine Wilde.« Marlu stand auf und nahm ihm einen Becher aus der Hand.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie. »Du verschüttest noch den ganzen Kaffee, wenn du nicht mit dem nervösen Fußwippen aufhörst.«
    »Komm mit«, sagte er und lief voraus.
    In seinem Büro zeigte er auf den Bildschirm. Marlu sah das markante Gesicht eines grau melierten und intellektuell wirkenden Herrn. Er hätte BWL -Dozent an der FH oder ein Kollege ihres Vaters sein können, der Dozent an der Wirtschafts-Uni Eichstätt-Ingolstadt war.
    »Ich glaube, dass das unser Spieler ist,

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