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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Marlu saß in ihrem Büro. Sie schenkte ihm einen Kaffee ein, als er eintrat.
    »Schlimm?«, fragte sie.
    Meißner winkte ab.
    »Wie ist es denn passiert?«
    »Gott träumt halt in den Künstlern, in den Kripobeamten schläft er nur.«
    »Was?«
    »Ach, vergiss es! Wie war die Besprechung?«
    »Nichts Bahnbrechendes, würde ich sagen. Wir haben viel Material ausgewertet, und ich habe anschließend meine Maskerade für heute Abend vorbereitet. Und was hast du getrieben, außer Auffahrunfälle zu produzieren?«
    »Viktor Grünberg im Krankenhaus besucht.«
    »Den Schauspieler? Was fehlt ihm denn?«
    »Konnte er mir nicht erzählen. Er liegt im Koma. Selbstmordversuch. Hat sich vor eine U-Bahn geworfen.«
    Marlu sah ihn entgeistert an. »Soll das eine Art von Geständnis sein?«
    »Soweit sind wir noch nicht.«
    »Aber die Aktion heute Abend wird nicht abgeblasen?«
    »Nein. An unserer Ausgangslage ändert auch Grünbergs Suizidversuch nichts.«
    »Du meinst, wir müssen weiter im Heuhaufen herumstochern?«
    »So ungefähr. Die Jagd auf den Spieler findet jedenfalls trotzdem statt. Er hat uns herausgefordert, und wir werden parieren. Wir spielen sein Spiel mit, und an dem Punkt, an dem er sich die geringste Blöße gibt, beenden wir das Ganze. Und da es in diesem Sechziger-Jahre-Theaterbau keine fünf- oder sechsstöckigen Ränge oder Balkone gibt, kann er sich auch nicht aus großer Höhe hinunterstürzen. Also sind unsere Chancen, ihn lebend zu kriegen, gar nicht so schlecht.«
    »Was genau wissen wir von unserem Jagdopfer?«
    »Wir haben die Personenbeschreibung von dem Fahrer der Gärtnerei.«
    »Aber ist er Zuschauer, oder steht er auf der Bühne? Arbeitet er hinter der Bühne? Sitzt er vielleicht an der Abendkasse, oder ist er einer der Platzanweiser? Ich glaube, es gibt viel mehr als nur eine Möglichkeit. Wir müssen doch wissen, wo wir ihn suchen sollen.«
    »Er wird dir ein Zeichen geben. So hat er es im Brief angekündigt.«
    »Aber vielleicht erkennt er mich sofort als Fake. Vielleicht geht er mir an die Gurgel, wenn er merkt, dass ich nicht Roxanne Stein bin?«
    »Das glaube ich nicht. Das ist doch ein intelligenter Mensch. Der hat sich unter Kontrolle.«
    »Ach ja? Und ich dachte die ganze Zeit, wir suchen nach einem Mörder.«
    Und für diese Erkenntnis bleibst du eigentlich ganz schön cool, dachte Meißner.
    »Die Rolle des Lockvogels ist nicht gerade die, von der ich mein ganzes Leben lang geträumt habe«, sagte sie eine Spur leiser.
    »Wovon hast du denn geträumt?«, wollte Meißner sie vom Thema und von ihrer Angst ablenken.
    »Stell dir vor: Irgendwann habe ich mal vom Heiraten und Kinderkriegen geträumt.«
    »Ach, wie originell!«
    »Da war ich ungefähr zwölf oder dreizehn. Danach haben sich meine Eltern getrennt, und ich habe von einer Leichtathletikkarriere geträumt. Ich war eine gute Läuferin, Weitspringerin. Aber dann hatte ich mehrere Knieverletzungen hintereinander, und das war’s dann. Und nach dem, was mir die Soziologin vom Frauenhaus heute erzählt hat, werde ich mir das Thema Heiraten auch noch mal reichlich überlegen. Weißt du, wie viele Frauenhäuser es in Deutschland gibt?«
    »Um die vierhundert, glaube ich. Aber ich war noch nie in einem drin.«
    »Keine Insassin verlässt das Haus in der ersten Zeit alleine. Sehr personalintensiv, das Ganze. Und trotzdem werden ihnen von Jahr zu Jahr die Zuschüsse gestrichen.«
    »Gibt es eigentlich irgendeinen persönlichen Bezug, den Frau Stein zum Frauenhaus hatte, oder war ihr Interesse rein beruflich?«
    »Sie hat zumindest nie selbst in einem Frauenhaus gewohnt, wenn du das meinst. Das habe ich nachgeprüft.«
    »Kannte sie eine der Frauen persönlich oder vielleicht einen Mann, dessen Frau dort war? Gibt es irgendwelche Querverbindungen?«
    »Du meinst die Meisinger? Die hat sie erst während ihrer Recherchen kennengelernt.«
    »Hat sie etwas beobachtet, ist sie in etwas hineingezogen worden, das über ihre journalistische Arbeit hinausging?«
    Marlu zuckte mit den Achseln.
    »Ich möchte eine Liste aller Frauen, die im Frauenhaus lebten, während Roxanne Stein dort recherchiert hat. Und eine Liste der Ehemänner oder Partner.«
    »Geht in Ordnung. Dann rufe ich Frau Reim gleich noch mal an. Ach, und Frau Steins Schwester möchte mal wieder wissen, wann die Leiche freigegeben wird. Sie will sich jetzt unbedingt um die Beerdigung kümmern.«
    Die Beerdigung. Meißner hätte den Fall gerne vorher aufgeklärt, aber er konnte die

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