Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
ihre Kollegen ihn bemerkt.
»Meine Schöne«, sagte Emilia Galottis Vater in leichtem Wiener Tonfall. »Sie sind also gekommen!«
Marlu drehte sich zu ihm um.
»Wer sind Sie?«, fragte er erstaunt.
» Game over , Herr Naum.« Meißner stand mit entsicherter Pistole hinter ihm.
»Was wollen Sie von mir?«
Holler war schon bei ihm und durchsuchte ihn nach Waffen. Nichts.
»Kommen Sie bitte mit«, sagte Meißner und ließ seine Pistole wieder verschwinden. Marieluise drückte er seinen Autoschlüssel in die Hand.
»Du willst dich sicher umziehen.« Er sah sie kaum an, ganz Kriminalbeamter.
Naum protestierte, als Holler ihm die schriftliche Vorladung zur Vernehmung unter die Nase hielt.
»Jetzt hören Sie mal. Sie behandeln mich ja wie einen Schwerverbrecher. Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was los ist? Was werfen Sie mir denn überhaupt vor? Was habe ich denn angestellt? Und was sollte diese Maskerade?«
Meißner hatte keine Lust zu antworten. Er war nur froh, dass sie ihn nun endlich hatten.
»So reden Sie doch gefälligst mit mir! Kann ich nicht eine Erklärung verlangen, wenn ich als unbescholtener Bürger einfach festgenommen werde?«
»Sie sind nicht festgenommen, wenigstens vorläufig. Wir laden Sie nur zur Vernehmung ins Präsidium vor.«
»Aber Sie müssen mir doch den Grund nennen!«
»Nein, das muss ich im Augenblick nicht. Ich muss Sie nur ins Präsidium mitnehmen. Aber ich kann auch andere Maßnahmen ergreifen, wenn Sie sich weigern mitzukommen.«
»Ich weigere mich doch nicht. Ich will nur den Grund wissen.«
»Den werden Sie noch früh genug erfahren. Haben Sie ein wenig Geduld.«
»Geduld? Na, hören Sie mal! Wir leben doch in einem freien Land, oder? In einer Demokratie, nicht wahr? Das, was Sie hier anstellen, nenne ich pure Willkür.«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen«, meinte Meißner trocken.
Naum stieß einen Fluch auf Wienerisch aus, den Meißner nicht verstand. Immerhin hielt er danach den Mund, was Meißner als Wohltat empfand. Sie gaben Fischer Bescheid und fuhren dann ins Präsidium.
Meißner überließ es seinem jungen Kollegen, Gunter Naums Personalien festzustellen, während Holler sich um den Kaffee kümmerte.
»Und nun?«, fragte Naum.
»Nun warten wir, bis meine geschätzte Kollegin zurückkommt.«
»Nur nichts überstürzen, wie?«
Meißner blätterte in seinen Unterlagen, als Holler mit drei Bechern Kaffee zurückkam. Naum lehnte ab.
Nach einer Viertelstunde einmütigen Schweigens tauchte Marlu auf. Ohne Perücke und in bequemen Schuhen, Jeans und Pullover. Sie sah auch so nicht unattraktiv aus, aber Meißner wusste, dass in diesem Outfit rein gar nichts zwischen ihnen passiert wäre.
»Was sollte die Kostümierung?«, wandte sich Naum an Marlu.
»Können wir uns zuerst einmal darauf einigen, dass wir hier die Fragen stellen?«, fragte Meißner.
»Na, dann schießen Sie doch endlich los.«
»Herr Naum, wo waren Sie am Dienstagnachmittag zwischen vierzehn und sechzehn Uhr?«
»Am Dienstag? Zu Hause wahrscheinlich. Abends hatten wir Probe.«
»Waren Sie allein?«
»Ja.«
»Und am Montag, am späten Nachmittag, so gegen neunzehn Uhr?«
»Montagabend? Da bin ich spazieren gegangen.«
»Wo?«
»Was heißt hier ›wo‹? Irgendwo draußen natürlich.«
»Ich kann Ihnen genau sagen, wo. Am südlichen Stadtrand, an der B 13, kurz vor Unsernherrn.«
Naum schwieg.
»Sie haben auf den Mann von der Gärtnerei gewartet und ihn um einen Zettel aus der Kasse gebeten. Herr Naum, was war das für ein Spiel, das sie da mit Frau Stein gespielt haben?«
»Hat sie sich etwa an die Polizei gewandt?«
»Wann haben Sie Frau Stein zuletzt gesehen?«
»Bis gerade eben dachte ich noch, heute, im Theater, Reihe 6, Platz 26.«
»Es geht auf Mitternacht zu, und ich bin zu müde zum Lachen«, sagte Meißner.
»Gut. Es ist schon länger her, dass ich sie gesehen habe.«
»Sie waren am Dienstagnachmittag nicht in Frau Steins Wohnung?«
»Ich war noch nie in ihrer Wohnung.«
»Aber Sie haben gewusst, wo sie lebt. Sie haben ihr Briefe geschrieben. Zuletzt den vom Montag.«
»Was fragen Sie denn noch, wenn Sie es eh schon wissen? Wo ist Roxanne, warum ist sie heute nicht gekommen?«
»Sie ist tot, Herr Naum. Und Sie stehen unter dem dringenden Verdacht, ihr Mörder zu sein.«
Naum schüttelte den Kopf. »Tot?«, fragte er ungläubig.
»Wie kamen Sie auf die Idee mit der roten Krawatte?«, fragte Holler. »Was war das für ein kranker Einfall?«
»Ein Spiel, nichts
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