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Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Titel: Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Krauss
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dann sage ich etwas, du drehst dich um, und ich sehe, da ist nichts. Ich meine, nichts, was mir gehört.»
    Als er vorschlug, er solle vielleicht ausziehen, erhob sie keine Einwände.
    «Ich frage mich, wie es sein mag, du zu sein?», sagte sie schließlich.
    «Wie ein Astronaut», sagte er, und im gedämpften Licht glaubte er, sie leise lächeln zu sehen.
    Am Morgen seines Auszugs ging sie mit Frank spazieren, solange er packte. Als sie zurückkam, saß er auf der Couch, die Tasche vor den Füßen.
    «Sonst nichts?», fragte sie, während der Hund wie ein Flecken Land zwischen ihnen kauerte. Samson blickte auf den Baumwollsack, der ein paar Kleidungsstücke, das Adressbuch, die inzwischen mit Fingerabdrücken verschmierten CT-Aufnahmen enthielt. Er sah sich im Wohnzimmer um. Ein Einbrecher würde hier nichts finden, höchstens die aus Zinn gefertigten Kerzenständer einstecken und später wieder wegwerfen, sodass sie im Morgengrauen von den Müllmännern gefunden würden.
    «Nein. Ich kann ja immer nochmal zurückkommen. Falls sonst noch was ist.» Aber dann blieben seine Augen an dem Fotoapparat auf dem Regal hängen. Anna holte ihn herunter.
    «Nimm ihn.» Er hob ihn vor die Augen und suchte Anna durch das Objektiv. Sie stand geduldig da, wie jemand, dessen Gesicht von Blinden ertastet wird, aber als er den Auslöser drückte, zuckte sie zusammen. «Zur Erinnerung an mich», sagte sie und lächelte grimmig. Der Hund rollte auf die Seite, als wäre er tot.
     
    Lana war schon fort, abgereist ins abonnierte Sonnenlicht von Kalifornien, und in dieser Nacht schlief Samson allein in ihrem Bett. Es war eine Erleichterung, mit niemandem neben sich da zu liegen, an die Decke eines Zimmers starrend, an das er sich nicht zu erinnern versuchen musste. So allein zu sein, frei, sich noch tiefer in die Leere seines Gedächtnisses zurückzuziehen, machte ihm eine Gänsehaut. Erregend war auch, im Bett einer anderen Frau zu schlafen. Die Kissen rochen nach Lanas Shampoo, wie ein tropisches Mixgetränk. Sie hatte einen Zettel auf dem Kühlschrank hinterlassen, er solle sich zu Hause fühlen und daran denken, die Blumen zu gießen, was er so liebevoll tat, als fütterte er Tierbabys. «Billiger als Katzen», hatte sie gesagt, als sie ihm vor einer Woche das Apartment zeigte. Er hatte Anna gesagt, er habe zufällig eine seiner früheren Studentinnen getroffen, die nach L.A. gehe und ihm ihre Wohnung angeboten habe. Er hatte Anna daraufhin beobachtet, ob Lanas Name irgendein Zeichen des Erkennens bei ihr auslöste, aber auf ihrem Gesicht stand nur verhaltene Traurigkeit.
    Das Telefon klingelte, und kurz darauf schaltete sich die Maschine ein. «Hallo, hier ist Lana», spulte ihre Stimme durch den dunklen Raum. «Ich bin bis Mai in Kalifornien», und dann der Piepton, der Notruf der modernen Sehnsucht.
    Es war jemand namens T. J. Er bat um ihren Rückruf, sobald sie die Nachricht abhöre.
    «Sie ist in Los Angeles», sagte Samson, den Hörer aufnehmend, als der Junge im Selbstgespräch zu sinnieren begann, wo Lana wohl jetzt gerade sein möge.
    «Oh», sagte er ernüchtert. «Wer sind Sie?»
    «Ich wohne hier zur Untermiete. Solange sie weg ist.»
    «Oh», sagte er wieder. «Also dann, richten Sie es ihr bitte aus.»
    Samson lauschte dem Amtszeichen.
    Im Fachbereich war Gerede aufgekommen. «Wen kümmert es schon, was sie sagen?», hatte Lana vor ihrer Abreise gesagt, und Samson begriff, dass sie den Klatsch genoss, sie, die vermeintliche jüngere Frau, obwohl in Wirklichkeit nichts als Gespräche zwischen ihnen stattgefunden hatten. Samsons Kollegen, die wohl bereit waren, einen Gehirntumor und Gedächtnisverlust zu akzeptieren, die auf den kaffeebefleckten Stühlen im Aufenthaltsraum der Fakultät saßen und über den tragischen Verlust eines brillanten Geistes diskutierten, fanden seine knospende Freundschaft mit einer Studentin beunruhigend. Außerdem war da noch das größere Problem, was mit seiner Stelle passieren sollte.
    Er mied die Fakultät, traf aber andere Professoren in der Bibliothek, wo er die meiste Zeit verbrachte. Schließlich bestellte ihn die Fachbereichsleiterin, Marge Kallman, eine Romantik-Expertin, die Hosenanzüge und formlose Handtaschen trug, zu einer Unterredung. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch, und das Licht kam von hinten, verfing sich wie ein Glorienschein im Gespinst ihrer geföhnten Haare. Sie sprach in höchsten Tönen von Samsons Arbeit, rühmte sein Buch über die amerikanische Tradition,

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