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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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»Schreckliche Sache. Ich bin noch ganz durcheinander.« Dann nickte er, drehte sich elegant auf dem Fuß und führte seine offene Hand höflich lächelnd zu den Sitzgelegenheiten im Raum. »Aber bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Baumer setzte sich auf einen Hocker neben den Lehnsessel, in den sich Gomez wie in Zeitlupe fallen ließ.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie hier empfange«, fuhr Gomez fort und schüttelte den Kopf wie ein Priester. »Aber die Presse. Unglaublich. So viele Anrufe. Einer schaffte es sogar bis vor die Zimmertür. Deshalb möchte ich nicht nach draußen.«
    »Warum nicht? Sie sind doch ein Held?«
    »Schöner Held.« Gomez schüttelte den Kopf energisch und presste die Lippen zusammen. »Ich habe einen Menschen erschossen. Einen Menschen!« Bei diesen Worten durchlief ein Schauder das Gesicht des portugiesischen Geschäftsmannes, seine Fäuste ballten sich, als wolle er einen trockenen Ast in zwei Teile zerbrechen. Dann entspannte er sich und sagte traurig: »Ich musste es tun. Oder nicht? Bitte sagen Sie mir, es gab doch keine andere Lösung. Wie geht es dem Mädchen?«
    »Dem Mädchen geht es gut«, versicherte Baumer auf die letzte Frage. Er machte keine Anstalten, die anderen Fragen zu beantworten.
    »Was hätte ich sonst tun sollen? Einfach davonrennen? Das Mädchen war in Todesgefahr.«
    Baumer ging auch auf diesen Punkt nicht ein. Er wollte sich von Gomez das Gespräch nicht diktieren lassen, wollte sich nicht von seinem Verdacht ablenken lassen. Ja. Sicherlich. Gomez schien sauber. Seine Verzweiflung schien echt. Seine Körpersprache passte zu dem, was er sagte. Vielleicht war Gomez tatsächlich nur ein zufälliger Gast im Bistro gewesen, der tat, was man in solchen Situationen tun muss.

    Vielleicht.

    Gomez konnte durchaus sauber sein. So sauber wie es ein Geschäftsmann eben sein kann. Anständig und korrekt wie eine Nonne, die nur einmal alle zwei Jahre mit dem Abt fickt. Vielleicht tat er Gomez Unrecht. Der Mann schien wirklich betroffen zu sein, dass er ein Leben, und wenn auch nur das eines Junkies, ausgelöscht hatte.

    Schien.

    Baumer stand auf. »Danke Herr Gomez.«
    »Ah. Sie wollen schon gehen? Aber warum sind Sie denn hergekommen?«, fragte der Portugiese, der sich ebenfalls erhob.
    »Nichts Wichtiges. Routine.«
    »Routine? Muss ich denn noch eine Aussage machen? Herr Windler sagte mir gestern, dass alles in Ordnung sei. Es gebe niemanden, der mich anklagen würde. Es sei eindeutig Notwehr gewesen. Ich solle mich erholen.« Gomez beugte sich nach vorn und rutschte auf die Kante des Sessels. »Ich wollte heute Abend zurück nach Lissabon. Dort kann ich sicherlich rasch vergessen.«
    »Eine gute Idee«, sagte Baumer. »Übrigens ...«
    »Ja?«
    »Kann ich Ihre Waffe bitte sehen?«
    Gomez’ Schultern fielen ein klein wenig ein. Auch sein Gesichtsausdruck zerfiel. Dann hatte er sich wieder im Griff. Er erhob sich. »Meine Waffe wollen Sie sehen? Warum?«

    Warum?

    Baumer nahm dieses Wort wahr wie den aschfahlen Geschmack von stinkig verbrannter Luft, die im Winter in Basel in den besseren Quartieren zu riechen ist. Dann, wenn jemand verbotenerweise alte Zeitungen verbrennt im eigenen Kamin. Man sieht das Feuer nicht, nicht einmal den Rauch und weiß doch, dass jemand trotz Verbot seinen Kamin mit irgendwelchem Abfall befeuert.
    »Warum ich Ihre Waffe sehen will?«, fragte Baumer zurück und blickte Gomez ins Gesicht, ohne dass er seine Augenbrauen hob oder sonst wie arrogant gewirkt hätte.
    »Na ja. Ich meine. Warum brauchen Sie meine Waffe? Gestern wurde sie doch kontrolliert von einem Herrn ... wie hieß der doch?«
    »Lachenmeier?«
    »Ja, Lachenmeier. Er hat gesehen, dass die Waffe korrekt eingetragen ist.«
    »Darf ich sie trotzdem einmal sehen?«
    »Ich ... ich habe sie nicht mehr.«
    Baumers innere Anspannung verflog. Er wurde urplötzlich ruhig. Bisher hatten die Zahnrädchen seines Verdachts sinnlos im Leeren gedreht. Doch jetzt fielen zwei Rädchen ineinander. Es knirschte und knackte. Dann stoppte das metallische Knirschen. Die zwei Rädchen waren korrekt verzahnt. Das eine bewegte das andere. Flüssig. Nahtlos.
    »Wer hat die Pistole jetzt?«, fragte Baumer
    »Niemand. Ich habe sie weggeworfen.« Gomez hielt inne.
    Dann erklärte er sich und trat dabei von einem Fuß auf den anderen. »Es ist eine Mordwaffe. Ich hätte sie gar nie bei mir tragen sollen. Schrecklich. Hätte ich sie nicht gehabt, dann wäre das nicht passiert.«
    Gomez presste die Lippen

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