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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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»Herr Baumer. Sie haben eine Frage?«
    »Ja. Danke, Herr Windler. Meine Frage: Wurde überprüft, ob der Schütze, also dieser Gomez, einen Waffenschein besitzt?«
    Lachenmeier, ein Beamter aus der Verwaltung, reckte sich sofort und antwortete, dass Gomez einen Waffenschein habe.
    »Sie haben die Waffe selbst also nicht überprüft«, sagte Baumer, der wusste, dass Lachenmeier mit dem Drehsessel im Zimmer 2.05 des Spiegelhofs verheiratet war. Dieser schien ihm angenehmer zu sein, als der, auf dem er jetzt saß, denn er rutschte von einer zur anderen Seite, als er sagte: »Eine Überprüfung musste ich nicht vornehmen. Die Waffe ist bei uns registriert.«
    Windler war froh, dass seine beiden Untergebenen unwichtige Details klärten und er nicht mehr den Großen Zampano spielen musste. Sein Ausbruch hatte ihn erschöpft und er wollte nur noch Kaffee trinken gehen. Seit kurzem ließ er sich immer im dritten Stock zu einer Tasse einladen. Das hatte er früher nie gemacht. Mit Bürogummis Kaffee trinken? Pah! Seit aber eine junge Praktikantin aus Bern im Zimmer 3.22 einquartiert worden war, zog es ihn gegen neun Uhr immer magisch in den dritten Stock. Er dachte an die langen blonden Haare der Praktikantin und vor allem an ihre vollen Brüste. Windler hoffte, dass Nina auch heute ihren lilafarbenen, flauschigen Winterpullover tragen würde. Dann würden ihre Brüste noch üppiger erscheinen. Allerdings hatte er wegen dieses dicken Pullovers noch nicht herausbekommen, ob Nina kleine oder große Brustnippel hatte. Vielleicht könnte er Nina einmal versuchsweise anzündeln, sodass ihre Knospen steif wurden? Dann könnte er es sicherlich erkennen. Ob sie wohl dunkle oder rosa Nippel hätte? Er würde es über kurz oder lang herausfinden, dessen war er sich sicher. Es war für ihn keine Frage, dass diese Nina ein kleines Luder war, die Karriere machen wollte. Da war sie bei ihm ja genau richtig. Unbewusst strich er sich mit der Zunge über seine Oberlippe. Seinen zwei Polizisten hörte er nur noch knapp zu und nahm es kaum wahr, als Baumer sagte: »Vielleicht trägt dieser Revolver eine andere Nummer als die Waffe auf dem Schein.«
    Baumer hatte diesen Satz in Windlers Richtung gesprochen, aber der schien mit seinen Gedanken irgendwo anders. Also sagte Baumer scheinbar nachdenklich, doch eindeutig lauter als zuvor: »Man kann bei diesen Details nicht vorsichtig genug sein.«
    Windler blickte zu ihm, aber selbst jetzt sprang er noch nicht an.
    Der Kommissar insistierte. »Vielleicht ist das gar nicht die Waffe, die auf dem Waffenschein registriert ist. Trägt vielleicht eine andere Nummer. Und plötzlich gibt es ein Aufsehen, nur weil wir vergessen haben, so ein Detail zu kontrollieren.«
    Diesen letzten Satz sagte Baumer, der bisher unbeweglich in seinem Stuhl gesessen hatte, direkt zu Windler hin und jetzt nochmals deutlich lauter, um ihm Nachdruck zu verleihen.
    Endlich reagierte der Chef. »Ja, hm, richtig. So was kann schnell unangenehm werden. Das muss alles ganz korrekt sein. Lachenmeier, überprüfen Sie die Nummer auf der Waffe von Gomez! Die ist doch noch da?«
    Lachenmeier erbleichte. »Die Waffe?«, begann er kleinlaut. »Die Waffe ... hat Gomez behalten. Sie selbst sagten ...«
    Windler fletschte die Zähne wie ein tollwütiger Hund und schrie Lachenmeier an. »Was sagte ich?«
    Lachenmeier erstarrte in seinem Stuhl. Kein Mensch wagte, etwas zu sagen, sich zu bewegen. Nur nicht auffallen! Man konnte plötzlich das Gurgeln des warmen Wassers im Radiator unter dem Fenstersims hören. Lachenmeier saß starr da, wie ein Poilu an der Maginot-Linie, der Guderians Panzer aus dem Nebel heraus auf sich zurasen sieht.
    Dann fasste er sich, versuchte die drohende Gefahr zu verwedeln und schob daher rasch nach: »Die Waffe durfte Gomez doch behalten. Es stand ja außer Frage, dass er damit geschossen hatte. Aber in Notwehr natürlich. So habe ich es verstanden. Notwehr also. Wir mussten sie deshalb nicht zurückbehalten. So schien es mir. Reine Routine.« Lachenmeiers Kopf lag jetzt schwer auf seinen Schultern. Er drehte seinen Kopf gleichmäßig zu Baumer, ebenso wie sich ein stählerner Panzerturm mechanisch dreht.
    Baumer saß auf seinem Stuhl wie ein gelangweilter Kutscher auf dem Wagen. Seine Unterarme hatte er auf den mächtigen Oberschenkeln, die Hände hingen schlapp zwischen den Beinen herunter. Er fuhr ohne Anklage in der Stimme fort: »Trotzdem wäre es empfehlenswert, dass wir diese Waffe überprüfen.« Er atmete

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