Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
Vom Netzwerk:
mein Mann« sagte Baumer schließlich, immer noch vergnügt, weil sich auch in ihm ein wenig Ärger und auch Furcht gelöst hatte, weggebrochen war wie ein Felsbrocken an der Gotthardroute, der lange gedroht hatte und dann urplötzlich heruntergestürzt war.
    »Okay. Beginn mit Toni!«, ermunterte ihn Heinzmann, der keinen Zweifel daran hatte, dass Andi wusste, was er tat.
    Heinzmann war schon am Theater Basel vorbeigefahren, und wartete vorn am Steinenberg, weil er eine Tram vorbeilassen musste, die Richtung Bankverein hochkroch, vorbei am Tinguelybrunnen. Viele der Schrottmaschinen dieses Brunnens, die sich sonst fröhlich drehten und Wasser verteilten, liefen nicht, denn sie frieren bei Minustemperaturen ein. Dickes schweres Eis hatte sich auf die Figuren gelegt und die Mechanik blockiert.
    Während die beiden Polizisten warteten, erzählte Heinzmann nüchtern, aber nicht abgeklärt vom Drogentoten von gestern. »Keine schöne Sache. Der Typ hatte eine Überdosis geschnupft. Lag in der Rabatte. Unförmig verkrümmt.« Heinzmann kratzte sich am Kinn. «Komisch. Normalerweise finden wir die Drögeler auf der Toilette oder zu Hause im Bett.«
    »Wer war er?«
    »Mirko Stamm. Ihm gehörte eine kleine Werbeagentur auf dem Warteck-Areal. Fahr schon, fahr schon, verdammt!« Die letzten Worte hatte er zur Tram gesagt, die die Straße blockierte. Endlich war sie vorüber, Heinzmann fuhr an, erzählte weiter, was er gestern gesehen hatte. »Stamm war 36. Sah gepflegt aus. Überhaupt nicht mager.«
    »Was hatte er an?«
    »Was er anhatte?« Heinzmann blickte zu Baumer. »Warum willst du das wissen?«
    »Nur so.«
    Heinzmann war mittlerweile beim ilcaffè angelangt. Er wendete den Wagen, um direkt vor der Bar anzuhalten.
    »Der Stamm war gut gekleidet. So ein typischer Werbehengst. Teurer Anzug, vielleicht Boss. Ja, Boss war’s. Weißes Hemd mit schwarzen Manschettenknöpfen, keine Krawatte. So, Monsieur, da sind wir.«
    »Was machst du jetzt?«
    »Ich fahre zum Atelier von Stamm. Mal ein bisschen rumschauen.«
    »Okay. Ich komm mit.«
    »Du kommst mit?«, fragte Heinzmann seinen Freund verblüfft. Der sagte nichts, sondern schaute geradeaus. Heinzmann insistierte nicht, er war sich sicher, dass Andi Baumer etwas plagte, wenn er darauf verzichtete in seinem Lieblingscafé eine Pause zu machen. Also wendete er erneut, fuhr Richtung Warteck.
    Auf der Fahrt zum Gelände, wo verschiedene Bürogemeinschaften und Werkstätten angesiedelt waren, sagte Heinzmann nichts mehr, denn Andi sah stur nach vorn. Er war angespannt, blickte zugleich traurig. Heinzmann spürte, dass er an sie dachte. An sie.

    An Maja.

    *
    Das Warteck war früher eine alte Brauerei in Basel. Ihr Betrieb war 1990 eingestellt worden. Die alten kupfernen Braukessel waren demontiert und nach China – oder war es Indien? – verscherbelt worden. Das Gebäude wurde an Kleingewerbetreibende verschenkt. So sparte sich der Besitzer der Brauerei die Abrisskosten. Seither bevölkerten allerlei Kunsthandwerker, Schreiner, Designer und Werbeagenturen das Warteck. Das Grafikatelier WildStamm war im 2. Stock einquartiert. Das Büro gerade 60m2 groß. Heinzmann ging voraus, mit Andi Baumer im Schlepptau. Durch die Glasfassade hindurch wurden sie von zwei Leuten entdeckt, die in den Büros an übergroßen Arbeitstischen saßen, auf denen riesige Monitore prangten. Der Mann und die Frau erhoben sich.
    »Herr Heinzmann?«, fragte der Mann, als er den beiden Polizisten die Tür öffnete.
    »Ja. Wachtmeister Heinzmann«, gab sich Stefan Heinzmann zu erkennen. Er betonte den Wachtmeister nicht. Es war nur eine Formsache. Der Wachtmeister gehörte zu ihm wie das Flohhalsband zu einem sauberen Hund.
    Heinzmann zeigte auf seinen Freund. »Das ist Kriminalkommissar Baumer«.
    Baumer sagte nichts.
    »Guten Tag. Ich bin Mattias Wild«, stellte sich der schlanke Mann vor, die Polizisten mit einer knappen Geste hereinbittend.
    Mattias Wild war offensichtlich die übrig gebliebene Hälfte von WildStamm. Er war circa 40 Jahre alt. Ebenfalls in schönem Anzug ohne Krawatte. Das Hemd mit weiten Kragenschößen, die ihm deutlich über den Sakko hinausragten. Das musste wohl die Arbeitsuniform von WildStamm sein.
    Dann wurden sie von der Frau begrüßt. Sie war auch etwa 40, auch in der Uniform von WildStamm. Von Weitem hätte man nicht unbedingt erkannt, dass sie eine weibliche Person war. Sie trug eine Frisur wie ein Börsenmakler. Der Sakko fiel ohne Ausbuchtung über ihre Brust.
    Baumer

Weitere Kostenlose Bücher