kommt wie gerufen
sagte Farrell erbittert, hielt die Pistole vielsagend hoch und sah sie an.
Gefaßt antwortete sie: »Ja – ja, das ist wohl wirklich der einzige Ausweg. Bloß – Sie müssen entschuldigen, aber ich kann das nicht, das werden Sie für mich tun müssen.«
Rauh sagte er: »Klar. Aber ich flehe Sie an, Herzogin, begreifen Sie, daß ich es nur tue, um Ihnen Schlimmeres zu ersparen. Verstehen Sie das?«
»Natürlich.«
»Weil Sie mir nämlich verdammt ans Herz gewachsen sind, wissen Sie.«
»Danke«, quittierte sie ernsthaft. Der Dschinn und ein Aufseher mit einem Gewehr stiegen in den großen schwarzen Wagen, der an der Straße parkte. Der Aufseher übernahm das Lenkrad, der Dschinn saß neben ihm. »Sie kommen«, sagte sie beklommen. »Beeilen Sie sich lieber.«
Farrell nickte und fuhr sich mit der Zungenspitze über die aufgesprungenen Lippen. Mit einer Hand hob er die Pistole und versuchte, ohne zu zittern, auf Mrs. Pollifax’ Herz zu zielen. »Ist das wirklich die beste Stelle?« fragte sie neugierig. »Wirkt ein Kopfschuß nicht rascher?«
»So schweigen Sie doch«, stöhnte Farrell, und seine Hand mit der Pistole wackelte.
Mrs. Pollifax saß aufrecht da und faltete steif die Hände im Schoß.
Wie beim Fotografen, dachte sie. Wieder hob Farrell die Pistole und zielte. Sie wünschte, er würde sich beeilen, denn schon raste der Wagen inmitten einer Staubwolke auf sie zu, aber sie hatte Angst, ihn nochmals abzulenken. Sie sah, wie Farrell die Schweißtropfen über Nase und Stirn rollten. Farrell hob den Ellbogen, um sich die Augen zu wischen und legte geduldig ein drittes Mal an.
Aber es war zu spät. Der Wagen hatte sie bereits erreicht, der Dschinn sprang mit einem Satz aus dem geöffneten Auto und schlug Farrell die Pistole aus der Hand. Mit leisem Ächzen verbarg Farrell das Gesicht in den Händen. Er war völlig erledigt. Mittlerweile hatte der Dschinn die Pistole in Anschlag gebracht und bedeutete ihnen beiden einzusteigen.
Mrs. Pollifax rührte sich nicht von der Stelle und betrachtete ihn aus leeren Augen, während ihr tausend Anklagen und einige Schimpfworte durch den Sinn zogen, die er als Chinese ja doch nicht verstanden hätte. Wortlos und müde stand sie auf und beugte sich über Farrell. »Kommen Sie, wir müssen einsteigen.« Und dann flüsterte sie ihm zu: »Ich habe immer noch die Beretta bei mir.« Ohne einen Blick für den Dschinn ging sie an ihm vorbei und nahm im Fond Platz. Es war ein Rolls-Royce. »Uralt und bestens für Begräbnisse geeignet«, stellte sie fest.
Farrell sank neben ihr im Fond nieder, und der Aufseher knallte den Schlag zu. Diesmal schob der Dschinn sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor an, während der Wächter sich neben ihn setzte und sein Gewehr zwischen die Knie klemmte. Als der Motor gleichmäßig schnurrte, wandte der Dschinn den Kopf und lächelte den Aufseher freundlich an. Seine Augen waren glänzend und unergründlich.
»Falscher Halunke«, dachte Mrs. Pollifax, als sie sein Lächeln bemerkte.
Mit einer einzigen, zügigen Bewegung hob der Dschinn die Pistole hoch, die er Farrell abgenommen hatte, und überraschte Mrs. Pollifax, daß er den Wachposten zwischen die Augen schoß. Der Soldat sackte in seinem Sitz zusammen, da lehnte sich der Dschinn über ihn, öffnete den Schlag und stieß den Toten hinaus. Dann rutschte er hinter den Volant zurück und sagte über die Schulter weg in knappem, fehlerfreiem Englisch: »Jetzt hauen wir aber lieber schleunigst ab.«
19
Die Überraschung war so vollkommen, daß im ersten Augenblick weder Mrs. Pollifax noch Farrell ein Wort herausbringen konnten.
Dann löste sich etwas wie ein Schnaufen von Mrs. Pollifax’ Lippen, und von Farrell kam ein heftiges Grunzen. Der Dschinn hielt plötzlich an, und der Ruck erweckte sie zum Leben. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte Farrell.
»Und warum haben Sie uns nicht gesagt, daß Sie englisch sprechen?« schloß Mrs. Pollifax sich an.
»Habe nicht gewagt, euch zu vertrauen – tut mir leid«, sagte der Dschinn über die Schulter, und als der Wagen wieder auf der Straße stand, fuhr er fort: »Ich weiß nicht, wie lange wir im Auto bleiben können. Im ganzen Land gibt es nur etwa vierhundert Wagen, aber dafür sind Telefone und Straßensperren vorhanden. Und ich bin kein besonders guter Fahrer. Habe genau aufpassen müssen, welche Knöpfe der Wachposten betätigt hat, damit ich das Ding starten konnte. Das ganze Armaturenbrett strotzt von Knöpfen.«
Während
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