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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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großen Verbindungsstollen vordringen und diese Nebenstation erreichen, war alles umsonst. Hoffentlich haben Sie intensiv genug gesprengt.«
    »Gesprengt?« wiederholte Nishimura. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Wer wird denn in einer Marsfestung sprengen, MA-23? Das haben wir mit gut funktionierenden Automatgeschützen gemacht. Die Hauptstollen haben Gesteinspfropfen von durchschnittlich hundert Meter Länge. Hier sind Sie vorerst in Sicherheit.«
    »Vor der GWA, ja!« gab ich zu bedenken. »Nehmen Sie das nur nicht auf die leichte Schulter, Kenji. Das war lediglich ein vom Gegner erzwungenes Vorspiel.«
    Er nickte nur.
    »Gehen wir. Die Nebenstation liegt in achthundert Meter Tiefe«, entschied Steamers. »Wissen Sie, Konnat, wenn ich die GWA zu kommandieren hätte – wissen Sie, was dann jetzt schon geschehen wäre?«
    Ich hütete mich, in seinen Gedanken zu lesen. Sie würden ein gleichgerichtetes Muster von streng logisch begründeten Ideen darstellen.
    »Was?«
    »Dann würden soeben die schwersten Kernbomben mit Eindringzünder explodieren. Ich würde Ihren Bau bis auf zehn Kilometer Tiefe umwühlen, ehe die Marsabwehr auf den ›positronischen Verdacht‹ kommen könnte, jemand hätte es auf sie abgesehen. Das ist es, was ich unter anderem als kleinen Schönheitsfehler in Ihrer Gesamtplanung bezeichne. Hoffentlich fragt sich nicht auch der Gegner, warum die als entschlußfreudig bekannte GWA nicht sofort zu einer harten Maßnahme gegriffen hat.«
    »Weil Reling angeblich tot ist, deshalb! Reg, bei einer Wachablösung unter solchen Umständen kann die beste Maschinerie versagen. General Mouser ist nicht Reling. Das wird man einkalkulieren.«
    »Hoffentlich! Kommen Sie nun. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
     
     
4.
     
    Drei Dinge waren nahezu zur gleichen Zeit geschehen.
    Mein »Hohnprogramm«, eine Forderung der GWA-Psychologen, war geplant gewesen. Ich hatte die Menschheit mit Hilfe der Mond-Relaisstationen in gehässiger Form verunglimpft und ihr mit meinen waffentechnischen Erkenntnissen gedroht. Ein Mann von Toterlays Charakter hätte in jedem Fall dergestalt gehandelt – meinten die Experten! Also hatten wir das vorbereitete Programm ablaufen lassen.
    Während der Sendung, in der ich mich anmaßend und mit erkennbaren Spuren des Größenwahns produziert hatte, war es zum Faktor Nummer zwei gekommen. Er war nicht geplant und kam daher überraschend.
    ZONTA höchstpersönlich, der absolute Beherrscher der ehemaligen marsianischen Riesenfestung namens »Mond«, seinerzeit Okolar-Trabant genannt, hatte völlig unerwartet gehandelt, die Hauptschaltstation im Zentrum des Kanonenforts 97-3-1 lahmgelegt und zu unserem Vorteil eingegriffen; das heißt zu Toterlays Vorteil!
    Nur ZONTA selbst war in der Lage, gigantische Energieschutzschirme aufzubauen und große Teile der Mondoberfläche, darunter die gesamte Albara-Senkung hermetisch abzuriegeln.
    Wieso das geschehen konnte, war mir einigermaßen klar. Steamers zweifelte an meiner Meinung, aber ich war nicht gewillt, auf ihn zu hören.
    Nach meiner und Nishimuras Auffassung war ZONTA erneut manipuliert worden. Jemand, der die Macht dazu besaß, legte plötzlich Wert darauf, daß Professor Toterlay von den Truppen der Menschheit unbelästigt blieb.
    Hieß das, daß man eine andere Strategie einschlagen wollte? Der amtierende Naahrgar, Chef des Kultes vom Sehenden Calthur, war gegen meine Person eingestellt gewesen. Ehe er der Sekte beigetreten war und sich an deren Führungsspitze vorgearbeitet hatte, war er ein Biochemiker namens Jonosch Skartzy gewesen.
    Er hatte meinen ersten Einsickerungsversuch vereitelt. Wenn die Wissenschaftler-Sekte überhaupt mit unbekannten Mächten in Verbindung stand, dann hatte der Naahrgar ein entscheidendes Wörtchen mitzureden.
    Bis vor vier Tagen hatte er alles getan, um Quasimodo und mich unschädlich zu machen. Nun waren vor einigen Minuten diese gewaltigen Schutzschirme entstanden.
    Wir kannten deren Defensivwirkung genau. ZONTA hatte sich mehr als einmal gegen uns empört und den Mond zum Schlachtfeld gemacht.
    Der dritte Faktor war noch unverhoffter gekommen.
    In einer Durchsage der asiatisch-lunaren Raumstation war in einer von uns abgehörten Nachrichtensendung der Unfalltod des Naahrgar bedauert worden.
    Die Meldung stammte direkt von der Informationszentrale der Sekte, war am 28. Juni 2011, gegen 19 Uhr veröffentlicht und für die weltweite Verbreitung freigegeben worden. Das bedeutete, daß sie auch

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