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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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erkundigte sich Anne anzüglich. »Ich dachte, Sie hätten keine Zeit zu verlieren.«
    Steamers schwieg, und dann – tatsächlich – lachte er.
    »Weiter, Anne«, mahnte ich. »Ich bin mit Ihrer Charakterstudie über Toterlay einverstanden. Er würde trotzig schweigen, sogar wenn ihm vordringende GWA-Truppen beinahe die Waffenmündungen gegen die Brust preßten.«
    »Aber nur beinahe!« warnte sie. »Er riskiert viel, jedoch nicht alles. Fest steht, daß Sie die anderen führenden Persönlichkeiten des Sehenden Calthur über die unzulänglichen Maßnahmen des ehemaligen Naahrgar überzeugt haben. Er wurde untragbar und mußte ausgeschaltet werden. Das arrangierte man in Untergrundorganisationen schon immer in der Form eines Unfalls, wenigstens überwiegend. Man erwartet, daß Sie die Geste verstehen und sie gewissermaßen als Einladung auffassen.«
    »Ein Mann wie Toterlay möchte zusätzlich eine Entschuldigung.«
    »Richtig. Das ist meine Rede. Es kommt jedoch auf die Umstände an. Sie sind geflohen; Sie haben angeblich gemordet. Sie sind nunmehr völlig auf die Gnade anderer Personen angewiesen. Vorher war das nicht so, denn Sie waren, abgesehen von der Haftaussetzung auf Bewährung, immerhin ein freier Mann. Das Blatt hat sich entscheidend gewendet, aber das war Ihr Plan.«
    Hannibal kam näher und reichte ihr Feuer für die nächste Zigarette.
    »Woher bekommen Sie eigentlich das Giftzeug?« wollte er interessiert wissen. »Erpressen Sie einen marsianischen Tabakpflanzer?«
    »Dort dürfte es wohl kaum welche geben.«
    »Sage ich ja«, behauptete der Zwerg in seiner typischen Unverfrorenheit. »Okay, schlaues Mädchen, liebäugeln Sie nicht mit meinem schönen Gesicht. Eine dicke Blutwurst mit Ohren hat zwar Seltenheitswert, aber deswegen brauchen Sie mich nicht so liebevoll-fasziniert anzuhimmeln.«
    »Warum hat dieses Ungeheuer nicht an der Stelle geschlafen, wo der Riese Goliath niederstürzte?« fragte Steamers.
    Hannibal lachte mit seiner Quasimodo-Stimme so schauerlich, daß sogar unser Leibmediziner, Samy Kulot, zusammenzuckte.
    Ich achtete nicht auf das Intermezzo. Es wäre eigentlich auch verwunderlich gewesen, wenn Hannibal nicht alles getan hätte, um die Situation zu entspannen. Er machte das grundsätzlich auf seine Art.
    »Wir warten noch etwas«, entschied ich übergangslos. Hannibal verstummte sofort.
    »Ist das Ihr Ernst?« erkundigte sich Steamers.
    »Ja! Das plötzliche Anspringen der Gigantschutzschirme, der angebliche Unfalltod des Naahrgar und der unterbliebene Versuch, mich auf dem Fußweg zur Einlaßkuppel zu töten – womit wir ja gerechnet hatten – läßt den Schluß zu, daß man an Marcus Owen Toterlay plötzlich interessiert ist. Anne hat recht. Ich bin nun ein hilfloser Mann geworden, der all sein Wissen jenem geben muß, der ihm beisteht. Das kann nur eine mächtige Unter grundorganisation, in unserem Falle die milliardenschweren Priester des Sehenden Calthur. Der Weg zu dem, was wir eigentlich suchen, führt nur über sie. Ich habe seltsam vergeistigte Menschen gesehen. Sie unterschätzten uns und starben; aber vorher gaben sie uns zu verstehen, wie klein wir gegen sie sind. Ich möchte wissen, wer hinter der versuchten Ausschaltung der GWA steht und was die marsianischen Todesschläfer damit zu tun haben. Wieso ist Dr. Kharon Dalphere schwer erkrankt, nach einigen Stunden aber überraschend gesundet, um dann ermordet zu werden? Die Rätsel häufen sich. Im Grunde sind wir um keinen Schritt weitergekommen. Wir führen ein Vorpostengefecht.«
    »Das sich schnell bis zum Hauptquartier ausdehnen kann«, vermutete Anne Burner. »Thor, Sie sind schätzungsweise auf dem richtigen Weg. Was werden Sie jedoch sagen, wenn man von Ihnen die Funktion eines marsianischen Materietransmitters erklärt haben will?«
    »Können Sie mich nicht etwas Leichteres fragen?«
    Sie nickte bedrückt; Hannibal stieß einen schrillen Laut aus. Es sollte ein Auflachen sein.
    »Die Lösung liegt in der ceylonesischen Unterwasserstadt Calthurion«, fuhr ich fort. »Der Mond ist nur eine Zwischenstation. Nochmals – wir warten!«
    Dr. Kenji Nishimura hüstelte. Ich schaute zu ihm hinüber. Ungewollt empfing ich eine Flut von Hirnimpulsen, die alle von einer beginnenden Katastrophe zeugten.
    Nishimura saß vor einem marsianischen Bildsprechgerät. Es war kabelgebunden, galt als Reserveeinheit und erlaubte daher nach wie vor den Kontakt zur Hauptschaltzentrale des Raumabwehrforts 97-3-a. Eine Funkverbindung

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