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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auf dem Mond zu hören und zu sehen war. Der amtierende Naahrgar war demnach beim Transferflug vom afrikanischen Raumhafen »Sahara« zur Insel Ceylon mit seiner Privatmaschine abgestürzt. Die Unfallursache wurde noch untersucht.
    Jedenfalls weilte dieser für uns so gefährliche Mann plötzlich nicht mehr unter den Lebenden; und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem es für uns um Sein oder Nichtsein ging.
    Das waren die drei wichtigen Faktoren, von denen nur einer von uns selbst geplant gewesen war.
    Hinsichtlich der Telepathin Kiny Edwards hatten wir Glück im Unglück gehabt. Beim letzten Einsatz hatte sie sich in der Festung Götterwind befunden und war daher als Übermittlerin telepathischer Nachrichten zwischen dem GWA-Hauptquartier und dem Einsatzkommando ausgefallen. Diesmal hatte ich sofort nach unserem Eintreffen dafür gesorgt, daß sie unauffällig von informierten Mitarbeitern geborgen worden war.
    Nach dem Aufbau der großen Schutzschirme erwies sich diese Maßnahme als vorteilhaft. Kiny hätte unseren Nebenbunker kaum noch verlassen können.
    Dadurch war die sogenannte Primär-Besatzung auf sechs Personen zusammengeschrumpft; Hannibal und mich ausgenommen.
    Ich schaute auf das Kombiinstrument. Es war kurz nach 19 Uhr am 28. 6. 2011.
    Professor David Goldstein, Dr. el Haifara und Dr. Kenji Nishimura saßen vor den Auswertungsrechnern.
    Samy Kulot behandelte Hannibals Knieverletzung. Dort war die Gesamtfolie beschädigt worden.
    Reg J. Steamers sann über die Ereignisse nach, und Dr. Anne Burner qualmte wieder wie ein Schlot.
    Ich rief sie an. Als sich die GWA-Einsatzpsychologin umdrehte und zu lächeln begann, verschönte sich ihr herbes Gesicht.
    »Nicht möglich!« staunte sie. »Hat man sich tatsächlich an die Anwesenheit eines armen, nikotinsüchtigen Weibes erinnert?«
    »Selten sprach sie so wahre Worte«, murmelte Steamers und schenkte ihr einen düsteren Blick. »Sie bringen sich noch um, Anne.«
    »Sorgen Sie für ein Staatsbegräbnis. Wenn das mit der Ihnen eigenen Akribie abläuft, höre ich schon im Sarg den Jubel der himmlischen Heerscharen. Oder sind Sie der Meinung, ich würde in die Hölle kommen?«
    »Das werde ich feststellen, wenn ich selbst dort eintreffe«, orakelte er. »HC-9 scheint eine Frage zu haben.«
    Sie schaute mich prüfend und mit einem wissenden Lächeln an.
    »Das Naahrgar-Problem, Sir, nicht wahr?« vermutete die Psychologin.
    »Genau, Anne. Was halten Sie von dem plötzlichen Unfalltod des Dr. Jonosch Skartzy?«
    »Das es alles war, nur kein Unfall. Sie waren zu gut, mein Lieber! Ich darf Sie doch an Ihren Psychofeldzug gegen das unbequem gewordene Sektenoberhaupt erinnern, oder? ›Tötet den Naahrgar, er ist unfähig. Er schädigt euch.‹ So ähnlich klangen Ihre Worte.«
    »Sind Sie sicher, daß sie auf fruchtbaren Boden gefallen sind?«
    »Ob fruchtbar oder nicht, die böse Saat ist aufgegangen. Wollen Sie meine Diagnose hören?«
    »Ich bitte darum, Anne.«
    »Dazu bin ich hier. Ausgerechnet Ihnen werde ich aber nichts Neues sagen. Das wissen Sie längst selbst. Sie möchten nur eine Bestätigung hören.«
    »Sie reden zuviel«, schimpfte Steamers. »Unsere Zeit wird knapp.«
    »Das bezweifle ich. Sie sollten noch einige Stunden warten. Professor Toterlay ist klug genug, das unauffällig bereitgestellte Rettungsboot sofort als solches zu erkennen. Meine Wissenschaft ist jedoch die Psychologie, nicht nur die Strategie. Toterlays Mentalität läßt es nicht zu, schnell zu vergessen. Er ist gekränkt worden. Man hat ihn verstoßen. Nie würde er sofort auf Angebote jeder Art eingehen, selbst wenn er sie als solche erkennt. Warten Sie also ab, und lassen Sie den Gegner noch etwas intensiver auf sich zukommen.«
    »Dazu müßte er noch mehr unternehmen«, gab ich zu bedenken.
    Sie zog heftig am Zigarettenrest, verbrannte sich fast die Finger und ließ ihn deshalb hastig zu Boden fallen. Steamers stieß eine Verwünschung aus.
    »Atmen Sie nur nicht das Gift Ihrer Pedanterie ein, sonst gehen Sie in die Luft, wie der Riese Goliath«, warnte Hannibal.
    »Ach nein«, höhnte Reg. »Ich dachte, er wäre mit einem Stein in der Stirn tot umgefallen.«
    Der Zwerg feixte unverschämt.
    »Klar! Aber vorher ging er seelisch in die Luft, weil er dumm genug war, dem Schleuderakrobaten den Kopf hinzuhalten. He, geben Sie gefälligst Ihre gewalttätige Urmenschenhaltung auf.«
    Steamers beherrschte sich, zumal Dr. Kulot anklagend seufzte.
    »Kann man jetzt weitermachen?«

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