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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich auch noch nach vierzig Jahren erinnern kann; trotz damaliger Volltrunkenheit.«
    »Du spinnst hellrosa-grüngetupft«, gab der Zwerg überhastet durch. »Den kannst du doch nicht mehr kennen! Das war eine einmalige Episode und …«
    Ich unterbrach ihn, indem ich mich erhob. Mit ruckenden, nach vorn stoßenden Toterlay-Schultern ging ich um die Stützsäule herum, sicherte die Strahlwaffe, wirbelte sie um die Rechte und umfaßte sie an der Mündung wie einen Knüppel.
    »Und wenn du eulengesichtige Kreatur nicht sofort herkommst und mir berichtest, was aus dem Mädchen geworden ist, das du mir damals im Bootshafen abspenstig machen wolltest, dann werde ich dich diesmal nur mit dem Kolben verprügeln und anschließend leicht rösten. Mangels einer teerartigen Substanz und zehn Pfund Daunen. Hierher, Lümmel.«
    Mein Gebrüll riß den kleinen Mann förmlich vom Hocker hoch.
    »Das gibt es nicht«, erklärte der Fremde weinerlich. »Das wissen Sie noch?«
    »Marcus Owen Toterlay vergißt nie etwas«, donnerte meine modulierte Stimme. »Ich sehe dich heute noch im Großtopp flat tern, ha … ha …«
    Mein Gelächter hätte »uralte Eichen erschüttern können«, um mit Hannibal zu sprechen.
    Der Gnom näherte sich zögernd. Je größer sein Argwohn und seine Furcht vor einer neuen Gewalttat wurden, um so mehr glich sein Gesicht der Physiognomie einer Eule. Ich lachte immer noch, um Hannibal möglichst viel Zeit zu geben, den Geistesinhalt des Mannes zu erforschen.
    Hatte man ihn tatsächlich nur geschickt, um mich durch sein harmloses Äußeres zu besänftigen? War Toterlays Bekanntschaft mit Dr. Efram Tineti doch tiefgreifender gewesen, als Hannibal bisher herausgefunden hatte? Wollte man mich testen?
    Tineti sollte Biochemiker sein. Hatte er etwas mit den Bakterien vom Stamm der marsianischen Todesschläfer zu tun? Wenn ja – was suchte er auf dem Mond? Gehörte er auf Grund seiner kreatürlichen Ängstlichkeit überhaupt hierher, wo man nur entschlossene Männer gebrauchen konnte? Wie würde er sich verhalten, wenn er unverhofft einem Patrouillenkommando der ISK über den Weg lief? Irgendwie hätte er seine Anwesenheit in den noch unerforschten Sektoren begründen müssen. Normale Legitimationen für die freigegebenen Bezirke hätten ihm wenig genützt. Er paßte nicht in unser Schema.
    Hannibals nächste Telepathiedurchsage machte mich um eine Erfahrung reicher.
    »Er ist ausnahmsweise nicht parataub, obwohl er den Calthur-Priestern angehört. Dafür hat er auch keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Er kam regulär mit einem Raumschiff an, arbeite te mit internationalen Teams zusammen und erfuhr nichts. Tineti wird von den Calthur-Machthabern als unverfängliches Aushängeschild benutzt. Das ist alles. Er kennt nicht mal die Todesschläfer als Begriff.«
    »Heißt das, daß man uns verdächtigt, ihn eventuell telepathisch verhören zu können?«
    »Unsinn! Telepathen waren nur die GWA-Schatten HC-9 und MA-23. Sie sind offiziell tot. Nein, man scheint dem gewalttätigen Toterlay tatsächlich eine Beruhigungspille auf psychischer Basis verabreichen zu wollen. Was ist da besser, als solch ein Männlein zu schicken? Dann muß sich der Wüterich ja besänftigen lassen. Die Herren ziehen ein Psychospiel ab.«
    Ich beschloß, den armen Tineti weder zu verprügeln noch zu rösten. Statt dessen schüttelte ich ihm so kräftig die Hand, daß er schließlich stöhnend seine Rechte massierte.
    »Vergeben und vergessen, Eulengesicht«, lachte ich ihn an. »Du hast mich also zu begrüßen. Ist dir klar, daß die GWA-Division Luna-Port demnächst aus dem Rohrbahnstollen hervorbrechen wird? Vielleicht kommen sie auch aus einer anderen Richtung. Die Lümmel sollte man nicht unterschätzen. Ich mußte alle Register ziehen, um ihnen wieder zu entkommen. Also denn, wo sind hier Männer, mit denen ich mich unterhalten kann? Männer habe ich gesagt, Nachteule.«
    »Dr. Efram Tineti, Sir«, stellte sich der kleine Mann vor. Er unternahm den kläglichen Versuch, wenigstens eine Spur von Individualität zu demonstrieren. »Ich habe Sie schon in Calthuri on gesehen, es aber nicht gewagt, Sie anzusprechen. Und – und auch bewundert, Sir«, fügte er hastig hinzu.
    Er tat mir plötzlich leid. Sein einigermaßen forsches Auftreten anläßlich seiner ersten Begrüßungsworte hatte sich schnell gewandelt. Ich hatte ihn im ersten Moment für einen Zyniker gehalten. Jetzt stand ein verängstigtes Menschlein vor mir. Die Begrüßungsrede

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