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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Toterlay-Ausdrucksweise kurz zuvor gebraucht und auf die Fremden bezogen hatte.
    Ich eilte nach vorn und suchte die Deckung einer stählernen Säule. Toterlay galt als verwegener Kämpfer und rücksichtsloser Draufgänger. Seine vierundsiebzig Lebensjahre merkte man ihm nicht an.
    Hannibal-Quasimodo folgte. Sein Schutzschirm wurde hinter einem robotischen Kontrollgerät erkennbar. Plötzlich erlosch er. Der Kleine nahm das Wagnis auf sich, um telepathisch lauschen zu können.
    Einen Sekundenbruchteil später erkannte ich ebenfalls, warum er das Risiko eingegangen war.
    Die Halle des Endbahnhofs Zonta-City war leer, bis auf ein kleinwüchsiges, eulengesichtiges Individuum von eindeutig menschlicher Art.
    Es saß völlig ungeschützt mitten im Raum. Unter seinem knochigen Gesäß erkannte ich einen Hocker marsianischer Bauweise. Die kleine, niedrige Sitzgelegenheit störte den Gnomen nicht. Er war kaum so groß wie Hannibal in Normalgestalt, aber noch etwas dünner. Vor allem war er wesentlich älter.
    So hockte er inmitten dieser hochtechnifizierten Öde, hatte die Ellenbogen auf die hochstehenden Knie gestützt und den Kopf etwas zwischen die Schultern gezogen. Dünne, weiße Haarsträhnen hingen bis auf seine Schultern hinab. Der übrige Kopf war spiegelblank.
    Er blinzelte zu meiner Stellung hinüber, grinste müde und machte dann eine noch müder wirkende Handbewegung.
    »Jeh, jeh, Professor Toterlay, das ist ja wieder ein gewaltiger Auftritt. An mir baumelt lediglich ein Funksprechgerät. Sonst besitze ich nichts, was Ihnen gefährlich werden könnte. Wenn Sie erlauben – was Sie selten oder niemals tun –, ich bin Ihr Empfangskomitee. Etwas dürftig, sicherlich, dafür aber Toterlay-gerecht.«
    Er lachte in hohen Tönen.
    In meinem Gehirn überstürzten sich die Überlegungen. Diesen Mann sollte ich kennen, denn Toterlay kannte ihn sicherlich. Ich konnte mich aber nicht erinnern, bei der Einschulung auf Toterlays Erinnerungsgut Hinweise über den Fremden erhalten zu haben.
    Wieso nicht? Wir hatten den Wissenschaftler nicht nur befragt, sondern ihn auch telepathisch bis in die tiefsten Abgründe seiner Seele erforscht. Wenn er das Vogelgesicht kannte – wieso wußte ich nichts davon?
    Ich blickte mich argwöhnisch um. Die Halle war wirklich leer – bis auf den Unbekannten. Kurzentschlossen schaltete ich meinen Schutzschirm ab.
    Hannibal rief mich augenblicklich auf Psi-Ebene an.
    »Das war aber Zeit, Langer. Ich habe den Uhu im Griff. Er kennt dich gut, aber Toterlay hat keine Erinnerung an ihn. Die Bekanntschaft liegt etwa vierzig Jahre zurück. Der junge Toterlay hat sich im Rausch diesen Burschen geschnappt, weil er sich an sein Mädchen herangemacht hatte. Toterlay hat ihn in einem kalifornischen Segeljachthafen in ein Faß mit Kaltbitumen gesteckt, anschließend einige Oberbetten zerrissen und den Knaben regelrecht geteert und gefedert. Dann hat er ihn mitsamt dem Großsegel aufgegeit und beinahe ersticken lassen. Der hatte keine Hautatmung mehr. Klasse, was?«
    Hannibal lachte telepathisch. Das war ganz nach dem absurden Geschmack meines Mitarbeiters.
    »Wie heißt er, was ist er?« fuhr ich ihn sofort an. »Tempo! Die anderen können jeden Moment erscheinen.«
    »Ach was. Alles blinder Alarm. Wenn die GWA-Truppen nicht aus dem Stollen quellen und dich in Stücke reißen, passiert hier überhaupt nichts. Anne hatte völlig recht. Die wollen was von uns – eh, vielleicht auch nur von dir, obwohl Quasimodo ein graduierter Ingenieur für Zellenbau und Verbundstatik ist. Okay, ich gebe schon die gewünschten Auskünfte. Er nennt sich Dr. Efram Tineti, ist Biochemiker und Mitglied der Calthur-Sekte. Man hat ihn geschickt, weil er harmloser als harmlos aussieht. Aber Vorsicht! Er hat einen glasklaren Verstand.«
    »Wie kam er vor vierzig Jahren in den Bootshafen?«
    »Das habe ich gerade herausgefunden. Er ist neun Jahre jünger als Toterlay und legte seinerzeit sein Abschlußexamen ab. Er studierte in Kalifornien. Irgend jemand hatte ihn zu der Party eingeladen, bei der du ein bißchen übermütig geworden bist. Teufel auch – hat der Hüne doch glatt einen Nebenbuhler geteert und gefedert. Das nenne ich Toterlay-urig.«
    »Und ich nenne das widerwärtig. Toterlay sollte seine Körperkräfte vernünftiger einsetzen. Wahrscheinlich hat die stockbetrunkene Zuschauermeute vor Freude beinahe geweint. Okay, kein Wort mehr. Ich riskiere etwas. Imagepflege, Kleiner! Marcus Owen Toterlay ist so großartig, daß er

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