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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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überstanden wir die kurzfristige Hitzewelle.
    Hannibal blieb seiner Rolle treu. Es war von dem Naahrgar ei ne vertrauensvolle Geste gewesen, uns die normalen Handfeuerwaf fen zu belassen. Die Marsstrahler hatte man uns allerdings abgenommen.
    Ich war verführt, meinen Schutzschirmprojektor einzuschalten, unterließ es jedoch, um die Calthur-Priester nicht erneut auf das Gerät aufmerksam zu machen.
    Vergessen hatten sie es ohnehin nicht, aber bisher hatten wir uns standhaft geweigert, auch die IV-Schirmprojektoren abzuliefern. Wie lange man sich damit zufrieden geben würde, war ungewiß.
    Die sogenannten »Ordnungsdiener« der Calthur-Sekte, in Wahrheit eine vorzüglich ausgebildete und ausgerüstete Privatarmee, kamen zu spät. Das Unabänderliche war bereits getan worden.
    Der Naahrgar sprach kein Wort des Dankes, aber eine Rüge erteilte er auch nicht.
    Wie sollte es weitergehen? Wo waren wir herausgekommen?
    Wir blieben für einige Minuten unbeachtet. Ich sah mich aufmerksam um. Hannibal suchte den Telepathiekontakt mit Kiny Edwards. Wenn die »1418« sofort nach dem Erlöschen der Schutzschirme gestartet war, mußte sie sich bereits in Erdnähe befinden.
    Ich durchforschte die Halle mit den Blicken. In ihrem Mittelpunkt stand ein marsianischer Großtransmitter. Es handelte sich um ein Gerät, mit dem man einwandfrei den Mond erreichen konnte. Die Transportkapazität, berechnet nach der abzustrahlenden Masse, umfaßte sicherlich wenigstens fünfzig Personen plus Gepäck.
    Fraglos stammte der Materietransmitter aus den Nachschubgütern des Marsversorgers Alpha VI. In Australien und der Antarktis, den damaligen Materialisierungs-Bezugspunkten, lagerten Mengen an Maschinen und Geräteteilen aller Art.
    Die Wissenschaftler des Sehenden Calthur mußten sofort nach dem Erscheinen der Güter mit den Bergungs- und Transportarbeiten begonnen haben. In der »wilden Zeit« Anfang des Jahres 2010 war es noch relativ einfach gewesen, sogar mit Frachtflugzeugen den australischen Kontinent und die Antarktis anzufliegen.
    Später, nach dem von der ISK erlassenen Bergungsverbot, konnte eine gut ausgerüstete Organisation immer noch viele zehntausend Tonnen Versorgungsgüter auf dem Unterwasserweg zur Seite geschafft haben.
    Den Erfolg sah ich vor mir stehen!
    Der Transmitter allein wäre aber zwecklos gewesen, wenn man nicht zusätzlich die Energieversorger erbeutet und mitgenommen hätte. Das hieß mit anderen Worten, daß man nicht nur schwere Atomreaktoren, Umformerbänke und die positronischen Steuerschaltungen gefunden sondern auch folgerichtig identifiziert hatte.
    Wie schwer es war, unter den millionenfältigen Gütern die passenden Teile zu entdecken, ihren Sinn vorher zu begreifen und gezielt zu stehlen, brauchte mir niemand zu sagen. Ich war selbst in der Nachschubwüste herumgeirrt, ohne zu ahnen, wovor ich eigentlich gestanden hatte.
    Die Calthur-Priester schienen es gewußt zu haben! Das war atemberaubend. Woher hatten sie das enorme Wissen? Die fähigsten Experten der Welt hatten Mühe gehabt, nur einen Bruchteil der Versorgungsgüter zu identifizieren. Allein die GWA hatte bestimmte Teile mitgenommen und aufgebaut. Uns hatten aber auch die regulären Unterlagen zur Verfügung gestanden. Niemand hatte sich in die altmarsianischen Archive hineinschleichen müssen. Woher also stammte das Wissen der Calthurs?
    Ich erinnerte mich, das Donnern auslaufender Strombänke gehört zu haben. Sie mußten gewaltig sein, denn ein Transmitter dieser Bauart hatte einen Energiebedarf, mit dem man die gesamte Industrie des Planeten Erde lange Zeit hätte versorgen können. Marsianer waren an andere Maßstäbe gewohnt gewesen. Einige Millionen Gigawatt für einen mittelgroßen Hochstromreaktor waren durchaus nicht beeindruckend gewesen.
    Wie brachten die Calthurs die erzeugten Energiefluten zu den Aufnahmeprojektoren des Transmitters? Marsianer hatten den drahtlosen Weg gewählt, weil entsprechend aufnahmefähige Kabel nicht nur dick wie Tonnen sondern für den Raumschiffbetrieb auch viel zu schwer gewesen wären.
    Der Sehende Calthur wurde für mich in den Augenblicken zu einer völlig neuen Begriffsform. Hinter dem Ausdruck »sehend« verbarg sich viel mehr, als wir bislang angenommen hatten.
    Die Sekte war international anerkannt und hochgeachtet. Die hier ansässigen Wissenschaftler aller Fachgebiete hatten erstaunliche Leistungen vollbracht.
    Das, was ich nun sah, war jedoch das Beutegut von Anarchisten. Es hätte rechtlich

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