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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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ihn ab und zu hervorholen und an der Sonne trocknen. Hier hing er dann für eine Weile und pendelte an seinen langen Haaren. Seiner Gattin wurde es jedesmal übel, wenn sie ihn zu sehen bekam. Eines schönen Tages allerdings fraß sich eine Maus in den Koffer und richtete den armen Freund übel her. Das war nun ein großer Schmerz für Jörge, der ihn alsdann mit allem erforderlichen Zeremoniell in einem winzig kleinen Loch am Flugplatz feierlich begrub. »Denn er war ja schließlich doch einmal ein menschliches Wesen«, schloß Jörge.
    »Gesegnete Mahlzeit!« sagte ich.
    Als wir im Nachtdunkel nach Hause gingen, plagte mich die unbehagliche Vorstellung, daß Hermanns Hut ihm furchtbar weit über die Ohren hinge. Aber vielleicht hatte er ihn nur wegen des kühlen Nachtwindes, der von den Anden herabwehte, so weit herabgezogen.
    Am nächsten Tag saßen wir bei unserem Generalkonsul Bryhn und seiner Frau unter den Eukalyptusbäumen draußen auf deren großer Hazienda vor der Stadt. Bryhn glaubte zwar kaum, daß wir auf unserer geplanten Dschungeltour nach Quevedo zu einer so drastischen Veränderung unserer Hutnummer genötigt würden, aber man konnte schließlich nie wissen! Es gab genug Räuber in den Gegenden, wohin wir zu fahren gedachten. Der Generalkonsul hatte aus den Lokalblättern Mitteilungen ausgeschnitten, die verkündeten, daß in der Trockenzeit Soldaten ausgeschickt werden sollten, um die Bandidos auszurotten, die sich in der Gegend um Quevedo aufhielten. Dorthin zu reisen, wäre der reinste Wahnsinn, meinte er, und wir würden auch niemals Führer und Unterstützung für die Tour bekommen. Im Verlauf des Gesprächs sahen wir aber einen Jeep von der amerikanischen Militärdelegation draußen auf der Straße vorbeijagen, und im selben Augenblick hatten wir auch schon einen Plan gefaßt. Lebhaft vom Generalkonsul bedauert, begaben wir uns auf die amerikanische Gesandtschaft, wo es uns gelang, zum Militärattache persönlich vorzudringen. Der war ein schlanker, geschmeidiger junger Mann in Khaki und Reitstiefeln, der uns lachend fragte, wie wir uns in die Gipfel der Anden verirrt hätten, während die Lokalblätter von uns behaupteten, wir wollten mit einem Floß in See stechen.
    Wir erklärten ihm nun, unser Floß stecke vorläufig noch mit seinen Wurzeln im Quevedo-Dschungel, und wir säßen nun hier auf dem Dach des Kontinents und könnten es nicht erreichen. Wir forderten daher den Militärattache auf, uns unverzüglich entweder ein Flugzeug und zwei Fallschirme oder einen Jeep und einen Chauffeur mit Ortskenntnissen zu borgen. Der Militärattache war zuerst ganz verdutzt über unsere Frechheit, dann ließ er sich die Geschichte durch den Kopf gehen und sagte mit einem Lächeln: »All right!« Nachdem wir ihm keine dritte Alternative geben wollten, zöge er es vor, die zweite zu wählen.
    Ein Viertel über fünf am nächsten Morgen rollte ein Jeep vor unseren Hoteleingang, und ein ecuadorischer Ingenieurkapitän sprang heraus ins Dunkel und meldete sich zu Diensten. Er hatte - Schlamm hin, Schlamm her - den Befehl, uns nach Quevedo zu fahren. Der Jeep war mit Benzinkannen vollgestopft, denn es gab kaum Radspuren, geschweige denn Tankstellen längs des ganzen Weges, den wir fahren wollten. Auf Grund der Meldungen über die Bandidos war unser neuer Freund, der Kapitän Agurto Alexis Alvarez, bis zu den Zähnen mit Dolchen und Schießeisen bewaffnet. Nun waren wir jedoch ganz friedfertig ins Land gekommen, in Jacke und Schlips, um für gutes Geld unten an der Küste Stämme zu kaufen, so daß unsere ganze Ausrüstung an Bord des Jeeps nur aus einem wasserdichten Kleidersack bestand, abgesehen davon, daß wir in aller Eile uns noch eine gebrauchte Kamera und jeder die unumgängliche Khakihose beschafft hatten. Darüber hinaus hatte uns dann der Generalkonsul noch seine schweren Parabellum Revolver angehängt samt reichlicher Munition, um alles auszurotten, was unseren Weg kreuzen sollte.
    So sauste denn der Jeep los durch die menschenleeren, engen und winkligen Durchgänge, und das Mondlicht leuchtete spukhaft auf den weißgekalkten Adobewänden. Schließlich kamen wir aufs offene Land hinaus, wo wir in rasender Fahrt einen guten Sandweg nach Süden auf die Bergketten zu verfolgten.
    Der Weg blieb gut über den ganzen Höhenzug bis zu dem Bergdorf Latakunga, wo sich auf einer mit Palmen bestandenen Ebene fensterlose Indianerhäuser wie blind um eine weißgekalkte Kirche scharten. Hier bogen wir in einen

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