Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
leiten lässt, unser Führer ist? Wollt Ihr eine von Euren Wünschen abhängige Marionette?« »Nein, vermutlich nicht.«
    »Ich ebenso wenig.«
    Lächelnd fasste Ann Nicci beim Arm und bewog sie dazu, weiterzugehen. »Ich gebe es nur äußerst ungern zu, aber ich verstehe, was Ihr meint. Ich glaube, die Leidenschaft, mit der ich das Werk des Schöpfers tue, hat mich zu der irrigen Annahme verleitet, dass ich allein darüber befinden soll, wie dies zu erreichen wäre und wie andere leben sollen.« Schweigend gingen sie eine Weile weiter, begleitet vom flackernden Schein und dem leisen Zischen der Fackeln. »Tut mir leid, Nicci. Trotz meiner Wenigkeit habt Ihr Euch zu einer Frau von wahrer Charakterstärke entwickelt.« Niccis Blick war starr in die Ferne gerichtet. »Ein Pfad, dem offenbar Einsamkeit bestimmt ist.«
    »Richard wäre klug, Euch um Eurer selbst willen zu lieben, genau so, wie Ihr seid.«
    Nicci schluckte, unfähig ein Wort über die Lippen zu bringen. »Ich schätze, in der ganzen Hektik habe ich völlig aus dem Blick verloren, dass mir Nathan genau die gleiche Lektion erteilt hat.«
    »Vielleicht ist dies in Wirklichkeit gar nicht alles Eure Schuld«, räumte Nicci ein. »Vielleicht hat es mehr mit dem Feuerkettenbann zu tun, mit dem Wissen, wie viel uns verloren gegangen ist.« Ann seufzte. »Ich kann schlecht alle Handlungen meines langen Lebens auf einen Bann zurückführen, der erst vor Kurzem in Kraft getreten ist.«
    Nicci musterte die einstige Prälatin von der Seite. »Von welcher Lektion Nathans sprecht Ihr?«
    »Eines schönen Tages überzeugte er mich von ebenjenen Dingen, auf die Ihr soeben wieder meine Aufmerksamkeit gelenkt habt, sogar mit genau den gleichen Argumenten. Ich habe ihn ebenso falsch eingeschätzt wie Euch, Nicci. Dafür möchte ich mich entschuldigen, dafür, aber auch für so vieles mehr, das ich Euch genommen habe.« Nicci schüttelte den Kopf. »Nein, entschuldigt Euch nicht für mein Leben. Ich habe meine Entscheidungen selbst getroffen. Jeder von uns muss sich in dem einen oder anderen Maße den Prüfungen des Lebens stellen. Es gibt immer Menschen, die uns zu beeinflussen oder zu beherrschen versuchen, diese Dinge dürfen nicht als Ausrede für unsere falschen Entscheidungen herhalten müssen. Letztendlich ist jeder für sein Leben selbst verantwortlich.«
    Ann nickte. »Die Fehler, von denen wir sprachen.« Sachte legte sie eine Hand auf Niccis Rücken. »Ihr habt Eure wiedergutgemacht, meine Liebe, habt Verantwortung für Euch übernommen. Das habt Ihr gut gemacht.« »Ich habe zwar meine schweren Irrtümer erkannt und meine Fehler zu korrigieren versucht, aber ich denke, als Wiedergutmachung zählt das alles nicht. Eins verspreche ich Euch, Ann, sollte Richard jemals etwas brauchen, wird er es von mir bekommen. Eine wahre Freundin würde sich so verhalten.«
    Ann lächelte. »Ich sehe, Ihr seid wahrlich seine Freundin, Schwester.« »Nicci.«
    Ann lachte. »Also gut, Nicci.«
    Schweigend passierten sie ein Dutzend Fackeln. Nicci war erleichtert, dass Ann endlich verstanden hatte, und hoffte, dass ihr Verständnis echt und nicht bloß eine weitere Taktik war, mit der sie Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen versuchte. Vielleicht hatte Nathan sie wirklich verändert.
    Ihr selbst erschien es echt, gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass sie schon ihr ganzes Leben auf diese Aussprache mit Ann gewartet hatte. »Da fällt mir ein«, bemerkte Ann, »ich habe unten in den Verliesen etwas vergessen.«
    Nicci bedachte ihre gedrungene Begleiterin mit einem Seitenblick. »Und das wäre?« »Ich wollte …«
    »Sieh an, sieh an«, rief eine Stimme.
    Nicci erstarrte auf der Stelle und sah gerade rechtzeitig auf, um drei Frauen aus dem Flur links vor ihnen treten zu sehen. Ann starrte verwirrt. »Schwester Armina?«
    Schwester Armina hatte ein überhebliches Feixen aufgesetzt. »Wenn das nicht die verstorbene Prälatin ist - offenbar wieder zum Leben erwacht, wie es scheint.« Sie hob eine Braue. »Ein Problem, dem wir, denke ich, abhelfen können.«
    Ann zog Nicci mit ihrem Gewicht hinter sich. »Lauft, meine Liebe. Jetzt ist es an Euch, ihn zu beschützen.«
    Nicci hatte nicht den geringsten Zweifel, wen sie damit meinte.

20
    Angesichts der zahllosen tödlichen Auseinandersetzungen, in denen sie sich schon befunden hatte, wusste Nicci, dass Weglaufen in diesem Moment ein Fehler gewesen wäre. Stattdessen hob sie eine Hand über Anns Schulter, beschwor jeden Funken dunkler

Weitere Kostenlose Bücher