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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sagen?«
    »Als Ihr noch, bekannt unter dem Namen Herrin des Todes, bei der Imperialen Ordnung wart, wie habt Ihr Euch da gefühlt?« »Wie ich mich gefühlt habe?« Nicci durchforstete ihren Verstand nach einer Antwort auf die unerwartete Frage. »Ich weiß nicht, keine Ahnung, was Ihr meint. Ich schätze, ich konnte mich selbst nicht ausstehen und hasste das Leben.«
    »Und war es in Eurem Selbsthass von Bedeutung, ob Jagang Euch tötete?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Würdet Ihr heute ebenso handeln? Aus fehlendem Interesse an Eurer eigenen Person, an Eurer Zukunft?«
    »Natürlich nicht. Damals war es mir egal, was mir zustieß. Welche Zukunft erwartete mich denn? Ich glaubte, es nicht verdient zu haben, glücklich zu sein, und rechnete auch nicht damit, diesen Zustand jemals zu erlangen, also war mir nichts wirklich wichtig, nicht einmal mein eigenes Leben. Ich fand, dass nichts wirklich zählte.« »Ihr fandet, dass nichts wirklich zählte«, wiederholte Ann und schnalzte besorgt mit der Zunge, ehe sie in ihrer zur Schau gestellten Bestürzung über Niccis Worte fortfuhr: »Ihr wart der Meinung, niemals Glück erfahren zu können, und deshalb dachtet Ihr, alles sei egal.« Sie hob einen Finger, um etwas klarzustellen. »Ihr habt damals nicht dieselben Entscheidungen getroffen, die Ihr heute treffen würdet, weil Ihr Euch selber damals gleichgültig wart. Ist das richtig?« Nicci hatte das untrügliche Gefühl, sich den unsichtbaren Rändern einer Fallgrube zu nähern.
    »Wie wird sich ein Mann wie Richard Eurer Meinung nach wohl fühlen, wenn ihm schließlich klar wird, dass Kahlan für ihn verloren ist - wenn ihm dieser Verlust in seiner Endgültigkeit bewusst wird? Wird er das Leben noch lebenswert finden? Wird er sich uns, Eurer Meinung nach, ebenso verbunden fühlen, wenn er verloren ist, alleingelassen, verzweifelt und ohne jede Hoffnung? Wenn er überzeugt ist, nie wieder glücklich sein zu können? Glaubt Ihr, dann interessiert es ihn noch, was aus ihm wird? Ihr kennt das Gefühl, meine Liebe.
    Erklärt es mir.«
    Eine Gänsehaut kroch kribbelnd Niccis Arme hoch. Die Antwort auf die Frage machte ihr eine Heidenangst.
    Ann drohte mit dem Finger. »Wenn er niemanden hat, niemanden liebt, glaubt Ihr, dann interessiert es ihn noch, ob er weiterlebt oder stirbt?« Nicci schluckte und zwang sich, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. »Möglicherweise wäre denkbar, dass dem nicht so ist.« »Und wenn er keine Hoffnung für sich sieht, wird er dann für uns die richtigen Entscheidungen treffen? Oder wird er vielmehr einfach aufgeben?«
    »Ich glaube nicht, dass Richard jemals aufgeben wird.« »Ihr glaubt es nicht.« Ann beugte sich näher. »Legt Ihr es etwa darauf an, es auszuprobieren? Und dabei unser aller Leben, unsere Welt, das Dasein als solches aufs Spiel zu setzen?«
    Anns eindringlicher Gesichtsausdruck schien Nicci an Ort und Stelle festgefroren zu haben. »Meine Liebe, verlieren wir Richard, sind wir alle verloren.«
    Sie fuhr fort, und Nicci hatte das Gefühl, als schließe sich die Falle schließlich. »Ihr kennt seine zentrale Bedeutung - deswegen habt Ihr die Kästchen der Ordnung in seinem Namen ins Spiel gebracht. Ihr wisst, dass ohne ihn die Schwestern der Finsternis den Hüter aus der Unterwelt befreien werden. Ohne Richard würde dies das Ende allen Lebens bedeuten. Sie würden der Welt des Lebens ein Ende bereiten und uns alle mit in die Große Leere reißen.
    Ohne Richard sind wir alle verloren«, wiederholte sie noch einmal, und es war, als schlage sie den letzten Nagel eines Sarges ein. Nicci schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. »Richard würde uns niemals im Stich lassen.«
    »Vielleicht nicht absichtlich. Aber wenn er auf sich allein gestellt in diese Schlacht zieht, ohne Liebe und Hoffnung, könnte er Entscheidungen treffen, die er niemals fällen würde, wenn er die Sorge einer geliebten Frau in seinem Herzen spürte. Diese Liebe könnte der entscheidende Faden sein, der alles zusammenhält, sogar ihn selbst. Diese Liebe ist vielleicht das Einzige, was einen Mann davon abhält aufzugeben, wenn er keine Kraft zum Weitermachen hat.«
    »Das mag ja alles stimmen, aber es gibt Euch noch immer nicht das Recht, ihm in Liebesdingen die Entscheidung abzunehmen.« »Nicci, ich glaub-«
    »Wofür kämpfen wir, wenn nicht für die Unverletzlichkeit des Lebens?« »Dafür kämpfe ich doch.«
    »Wirklich? Euer ganzes Leben habt Ihr damit verbracht, andere Euren - nicht etwa ihren eigenen -

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