Konfessor - 17
hässliches Knacken von sich. Nicci hoffte, sie wenn schon nicht getötet, so doch zumindest bewusstlos geschlagen zu haben. Solange nur eine Schwester auf den Beinen stand, würde diese ihre Kraft nicht besser nutzen können als sie selbst.
Doch Schwester Armina war sehr wohl noch bei Bewusstsein und versuchte sich kreischend und Flüche ausstoßend zu befreien. Solange sie noch im Vorteil war, riss Nicci sie nach hinten, zog sie dann an den Haaren hoch und holte aus, um sie mit dem Gesicht voran gegen die Wand zu schmettern.
Doch dazu kam es nicht, denn nun warf sich die stämmige Schwester Greta in Niccis Flanke und rempelte sie zur Seite. Aufgrund ihres heranfliegenden Gewichts wurde Nicci so wuchtig gegen die Wand geschleudert, dass ihr die Luft wegblieb. Blindlings schlug sie nach der Frau, die sie zu Boden gerissen hatte, und versuchte, sie von sich herunterzuschieben.
Doch Schwester Greta hatte Niccis Taille fest im Griff. Sie wand sich zur Seite und konnte sie mühelos mit dem Gesicht voran zu Boden werfen. Schwester Armina, das Gesicht blutüberströmt, pflanzte ihr einen Stiefel auf die Brust. Neben ihr kam Schwester Greta schwer atmend wieder auf die Beine.
Ehe Nicci ihrem Beispiel folgen konnte, schoss ein stechender Schmerz durch ihren Körper und explodierte an ihrer Schädelbasis. Der Schock presste ihr den Atem aus den Lungen. Dank ihrer vereinten Gabe hatten die beiden keine Mühe, Nicci außer Gefecht zu setzen. »Keine sehr elegante Art, deine Schwestern zu begrüßen«, bemerkte Schwester Greta.
Nicci versuchte die Schmerzen zu ignorieren und mit den Armen rudernd wieder auf die Beine zu kommen, doch Schwester Armina erhöhte den Druck ihres Fußes und jagte weitere spitze Schmerzenssignale durch ihren Körper. Den Rücken durchgebogen, die Muskeln zusammengezogen zu harten Knoten, schmolz Niccis Blickfeld zu einem winzigen Punkt am Ende eines langen schwarzen Tunnels. Sie krallte die Finger in den Fußboden und hatte nur einen Gedanken: Sie würde alles tun, nur damit es aufhörte.
»Ich schlage vor, du bleibst, wo du bist, oder, falls du das vorziehen solltest, wir erinnern dich daran, wie viel größere Schmerzen wir dir noch bereiten können.« Sie musterte sie mit hochgezogener Braue. »Nun?« Nicci brachte kein Wort über die Lippen. Tränen der Qual rannen ihr aus den Augen, also nickte sie stattdessen. Nun kam auch Schwester Julia stolpernd hinzu, beide Hände fest auf ihren Mund gepresst, während sie vor Schmerz und Wut heulte. Blut troff ihr in Fäden vom Kinn, bedeckte die Vorderseite ihres verblichenen, blauen Kleides und tropfte von ihren Ellbogen. Schwester Armina, den Fuß noch immer auf Niccis Brust, beugte sich vor, stützte einen Arm auf ihre Knie und sagte mit einer Stimme, die nur zum Teil die ihre war: »Endlich wieder zurück bei uns, Schätzchen?« Niccis Blut gefror schlagartig zu Eis.
Sie hatte sofort erkannt, dass es Jagangs Augen waren, die auf sie herabblickten.
Hätte sie nicht solche Schmerzen gehabt, es nicht nur mit knapper Not geschafft, überhaupt Luft zu bekommen, sie hätte gewiss die Flucht ergriffen, selbst wenn das ihren sofortigen Tod bedeutet hätte. Ein schneller Tod war diesen Qualen allemal vorzuziehen. Doch dazu war sie nicht imstande, also stellte sie sich stattdessen vor, wie sie Schwester Armina die Augen ausstieß - Jagangs Fenster. »Dafür trete ich dir die Zähne ein«, presste Schwester Julia mit gedämpfter Stimme hinter ihrer vorgehaltenen Hand hervor. »Ich werd-« »Halt den Mund«, fuhr Schwester Armina sie mit der grauenhaften Stimme an, die nur halb ihr gehörte, »oder ich erlaube nicht, dass sie dich heilen.«
Entsetzen blitzte in Schwester Julias Augen auf, als sie erkannte, dass es Jagang war, der zu ihr sprach. Sie verstummte. Schwester Armina hielt ihr die Hand hin. »Gib ihn mir.«
Mit blutverschmierten Fingern förderte sie einen unerwarteten Gegenstand zutage, einen Gegenstand, der Nicci vor Angst den Atem stocken ließ. Sie gab ihn Schwester Armina. Diese nahm ihren Fuß zurück, ließ sich auf ein Knie hinunter und beugte sich über die am Boden liegende Nicci. Nicci wusste, was nun kommen würde. Voller Panik sträubte sie sich mit aller Macht dagegen, doch es gelang ihr nicht, ihrem Körper eine Reaktion zu entlocken. Die kribbelnde Kraft, die sich durch ihre Nervenbahnen fraß, ließ ihre angespannte Muskulatur vollends erstarren. Schwester Armina beugte sich vor und legte ihr einen bluttriefenden Ring um den
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