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Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Magie herauf, den sie besaß, und überließ sich ganz dem Austeilen ungezügelter Gewalt gegen die drei Frauen weiter vorn im Flur.
    Im selben verwirrenden Moment, da sie das Versagen dieser dynamischen Verbindung gewahrte und sich nichts tat, wurde ihr bewusst, dass ihre Kraft im Palast des Volkes weitgehend nutzlos war. Angst legte sich wie ein schweres Gewicht auf sie.
    Weiter vorn im Flur zündete ein Lichtblitz, in der Enge des Flurs ein durchdringendes Geräusch von ohrenbetäubender Lautstärke. Der gleißend helle Lichtbogen nahm ihr fast vollständig die Sicht. Verwoben mit dem Gleißen des Lichtblitzes waren dunkle Stränge tiefster Schwärze, eine Mischung, die bei jeder Berührung knisterte und knallte. Funken stoben, die Luft brannte. Das subtraktive Element war von einer solchen Schwärze, dass es eine Leere im Sein zu sein schien - was es im Grunde auch war.
    Im Fußboden, Decke und Wände bedeckenden Marmor bildeten sich bei der Berührung schartige Risse. Gesteinssplitter schössen durch den Flur, sirrten allenthalben als Querschläger umher. Marmorstaub wallte auf, als die Luft höchstselbst von der gewaltigen Wucht dieser Kraftentladung erschüttert wurde. Der Druck blies die Flammen mehrerer Fackeln in der Nähe aus.
    Trotz ihrer eingeschränkten Kräfte besaß Nicci im Augenblick der Verbindung mit ihrem Han noch genügend Kontrolle über ihre Gabe, um die vertraute Veränderung in ihrem Zeitgefühl zu spüren. Ihre Arme und Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Die Welt am Ende ihres Tunnelblicks schien nahezu völlig zum Stillstand zu kommen. Sie konnte jeden durch den verrauchten Flur auf sie zuschießenden Gesteinsbrocken in der Luft taumeln sehen und hätte reichlich Zeit gehabt, all die Splitter, Brocken und Körnchen zu zählen, die rotierend durch die Luft wirbelten. Unterdessen peitschte der Lichtblitz mit ungestümer Heftigkeit und doch unendlich langsam hin und her und hinterließ auf Niccis Netzhaut ein verwirrendes Nachglühen. Der Blitz ließ das Mauerwerk aufplatzen, wo immer er es berührte. Gleichzeitig mit der Verlangsamung der Welt begann ihr rasender Verstand nach einer Möglichkeit zu suchen, das Unausweichliche doch noch abzuwehren. Doch ihr zauberisches Talent enthielt nichts, was diese zu einer solch todbringenden Mischung aus additiver und subtraktiver verwobene Magie hätte aufhalten können, einer Magie von solcher Macht, dass sie durch das Mauerwerk bis in das Muttergestein drang und die Luft zum Sieden brachte.
    Als sich der Strang flüssigen Lichts ungehindert durch den Flur wand, warf sich Ann vor sie. Nicci wusste nur zu gut, was ihnen bevorstand. Sie kannte das Wesen der drei Frauen, die ihnen gegenüberstanden, kannte die todbringende Kraft, die sie entfesselt hatten. Da keine Zeit blieb, irgendeinen Befehl zu brüllen, versuchte die Prälatin sie mit ihrer ausgestreckten Hand zu packen und zu Boden zu reißen, wo sie in Sicherheit wäre. Sie bekam das graue Kleid zu fassen, und ihre Finger begannen den unendlich langwierigen Prozess des Sich- Schließens.
    Es war ein Wettlauf zwischen dem Wunsch nach einem festen Griff und dem flackernden, scheinbar völlig außer Kontrolle geratenen Blitz. Doch Nicci wusste, völlig außer Kontrolle war er keineswegs. Die knisternde Entladung zuckte zur Seite und prallte direkt in die kleinwüchsige Frau. Der gleißend helle Lichtblitz ging glatt durch sie hindurch und trat am Rücken wieder aus. Der Aufprall erfolgte mit solcher Heftigkeit, dass die Prälatin mühelos Niccis hartnäckigem Griff entrissen wurde.
    Anns untersetzter Körper prallte so hart gegen die Wand, dass die Marmorplatte einen Riss bekam, ein Aufprall, der ihr zweifellos jeden Knochen im Leib gebrochen haben musste. Nicci konnte jedoch sehen, dass Annalina Aldurren bereits vor dem Zusammenstoß mit der Wand tot gewesen sein musste. Unvermittelt fiel der Lichtblitz in sich zusammen. Von dem Donnergrollen klangen Nicci die Ohren, das Nachglühen brannte auf ihrer Netzhaut.
    Ann, die toten Augen starr, glitt zu Boden und kippte mit dem Gesicht voran auf den Fußboden. Eine immer größer werdende Blutlache breitete sich unter ihrem Körper aus und ergoss sich über die weiße Marmorfläche.
    Die drei Frauen standen, drei auf einem abgestorbenen Zweig kauernden Aasgeiern gleich, Schulter an Schulter weiter vorne im Flur und ließen Nicci nicht aus den Augen.
    Sie wusste, wieso sie geschafft hatten, was ihr verwehrt geblieben war: Sie hatten ihre

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